"Chosen"-Interview mit Milo Ventimiglia (Teil 1)
19. Januar 2015 | Zur Einstimmung auf den Deutschland-Start der packenden Actionserie "Chosen" im Februar bei 13TH STREET hat sich Hauptdarsteller und Produzent Milo Ventimiglia die Zeit genommen, uns etwas über die Vorzüge der Serie zu erzählen. Viele von uns verliebten sich bereits vor Jahren in Ventimiglia, während er seine Rollen des Jess Mariano in "Gilmore Girls" und Peter Petrelli in "Heroes" verkörperte. All jenen und jedem weiteren Action-Fan sei nun "Chosen" ans Herz gelegt, da Milo diese erwachsenere Rolle des Anwalts Ian Mitchell, der in ein tödliches Spiel hineingerät, nicht nur vollkommen ausfüllt, er lässt einen vielmehr vergessen, dass Familienvater Ian Mitchell eine Serienfigur ist, mit dem wir da mitfiebern. Wie diese realitätsnahe Atmosphäre in "Chosen" entstanden ist, erzählt er uns in diesem ersten Teil unseres Interviews. Wir trafen ihn am Telefon bestens gelaunt an und konnten so auch in Erfahrung bringen, wie er über "Heroes: Reborn" denkt.
Lest hier den zweiten Teil unseres Interviews mit Milo Ventimiglia, in welchem wir ausführlich darüber sprechen, was in "Chosen" passiert.
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
"Chosen" Staffel 1 wird bald im deutschen Fernsehen gezeigt. Wie würdest du neuen Zuschauern beschreiben, was die Serie so spannend macht?
Ich denke, es ist die Tatsache, dass die Geschichte im Rahmen des Möglichen liegt. Es ist kein SciFi, es ist nicht aus einer anderen Welt, es ist keine Fantasiewelt, es fühlt sich an, als könnte es dir oder mir oder jedem, den wir kennen, jederzeit passieren. Und das ist furchterregend.
Du spielst nicht nur die Hauptrolle in "Chosen", du bist auch Produzent. Wie bist du mit dem Projekt in Berührung gekommen?
Ich hatte vorher etwas mit Ben Ketai gemacht, unserem Serienschöpfer und Regisseur, und zur selben Zeit als er und Ryan Lewis mich wegen dieses Projektes ansprachen, entwickelte ich noch ein anderes Projekt mit Sony / Crackle, insofern hatte ich zwei unterschiedliche Projekte mit diesen beiden, und dann fragten sie mich, ob ich bei "Chosen" als Produzent und Hauptdarsteller fungieren wollte. Ich halte sehr viel von Ben als Filmemacher und ich war eh begeistert, was Crackle / Sony als digitaler Sender auf die Beine stellten. Es war also eines dieser Projekte, bei dem ich einfach mitmachen musste.
"Chosen" sticht unter anderem dadurch heraus, dass wir uns ausschließlich auf Hauptfigur Ian Mitchell konzentrieren. Es gibt kaum Nebenhandlung und keine Zeit, durchzuatmen. Wie war das für dich bei den Dreharbeiten?
Wow, also am ersten Tag der Dreharbeiten zur ersten Staffel, habe ich mir die Nase gebrochen. Ich glaube, wir drehten gerade Episode 2, den großen Kampf, die heftige Prügelei mit Brett Daverns Charakter, Paul. Wir waren in der riesigen Lagerhalle. Wir rangen miteinander, ich bekam sein Knie ins Gesicht und somit brach meine Nase gleich in den ersten paar Stunden des Drehs. Aber wir mussten weitermachen. Es war quasi non-stop Action, non-stop Anpassung an das, was passiert, und es war ein Dreh mit hohem Tempo.
Wie ist der Actionlevel denn zum Beispiel mit dem einer übernatürlichen Serie wie "Heroes", wo es Spezialeffekte gibt, zu vergleichen?
Wir haben gemacht, was praktisch durchführbar war. Es ist bei "Chosen" nichts vorgetäuscht. Wir hatten keine Tricks. Wir konnten nur das machen, was wir als Künstler und Stuntmänner durchführen und mit der Kamera aufnehmen konnten. Ben, ich und Ryan Lewis, unserer anderer Produzent, wollten, dass es realistisch aussieht, mitreißend aussieht und sich so erschreckend anfühlt, als wäre es wirklich geschehen.
Mit dem moralischen Dilemma "Wie weit würdest du gehen?" bringt eine Serie wie "Chosen" die Leute zum nachdenken, weil Ian Mitchell ein normaler Typ ist, mit dem man sich identifizieren kann. Kommen öfter Leute auf dich zu und erzählen dir, dass deine Arbeit sie dazu gebracht hat, speziell über etwas nachzudenken?
Ja, das passiert sogar öfters. Ich habe das Glück, dass viele Leute mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf mich zukommen und mir sagen, dass sie verschiedene meiner Filme oder Serien mögen und welchen Einfluss diese auf ihr Leben haben. Und hoffentlich werden sie dadurch dazu inspiriert, selbst kreativ zu sein, hoffentlich werden sie dazu inspiriert, freundlich zu sein, und unterm Strich, hoffentlich fühlen sie sich gut unterhalten.
Wonach schaust du, wenn du dir ein neues Projekt aussuchst: eine herausfordernde Rolle, Arbeit mit Freunden, Leute von denen du lernen kannst?
Es ist in etwa eine Mischung aus all dem Genannten. Am allerwichtigsten sind mir interessante Rollen, etwas, was mich als Künstler herausfordert, aber darüber hinaus: Wie sieht das Gesamtprojekt aus? Worum geht es? Und auch, ja, mit wem arbeitet man? Mit wem verbringt man seine Zeit, denn wenn ihr mal wirklich drüber nachdenkt, wir verbringen an Film- und TV-Sets viel Zeit miteinander, und da möchtest du am liebsten mit Leuten arbeiten, die du gerne um dich hast.
Es heißt, es sei das Goldene Zeitalter des Fernsehens im Moment. Schaust du dir auch gerne einige TV-Serien an?
Ich tue mein Bestes. Ich habe gerade eine Serie für ABC abgedreht namens "The Whispers", welche irgendwann im Sommer / späten Frühling in den USA ausgestrahlt wird und wahrscheinlich kurz darauf international. Aber soviel ich auch arbeite, ich versuche, aufzuholen. Ich setze mich hin und schaue meine "Sons of Anarchy" und "Peaky Blinders - Gangs of Birmingham" und natürlich "Game of Thrones" oder "Breaking Bad" oder was auch immer klappt. Ich bin ein Fan davon, die Projekte meiner Freunde anzuschauen. In den 20 Jahren, die ich jetzt im Geschäft bin, habe ich einige sehr gute Freundschaften geschlossen und wenn ich kann, schaue ich mir die Serien meiner Freunde an.
Darf ich auch eine "Heroes: Reborn"-Frage stellen: Es ist noch geheim, wen wir wiedersehen werden, aber wie fühlt es sich denn für dich an, vielleicht wieder in die Rolle des Peter Petrelli zu schlüpfen?
Für mich gibt es kein "vielleicht". Für mich war die Serie vor fünf Jahren vorbei, als wir gecancelt wurden und unsere Geschichte beendet haben. Dass es nun weitergehen soll... Das ist so wie mit einer Ex-Freundin, in die du verliebt warst und das gebrochene Herz darüber, dass die Beziehung nicht funktioniert hat, endlich überwunden hast. Und dann plötzlich klopft es an der Tür und sie ist wieder da und will mit dir reden und alle anderen wollen mit dir über sie reden. Du selbst aber hast sie hinter dir gelassen, hast dich irgendwo anders neu verliebt. Ich freue mich für Jack Coleman und jeden anderen, der mitmachen wird, und ob sie nun Peter Petrelli erwähnen oder nicht, ist ihnen überlassen, aber ich habe mich neuen Projekten und anderen Dingen zugewandt und richte den Blick auf die Gegenwart anstatt auf die Vergangenheit.
Dann bist also jemand, der nicht gerne in der Vergangenheit lebt...
Nein, nicht unbedingt. Es war eine tolle Serie, wir hatten viel Spaß dabei, es war ein riesiger internationaler Erfolg und ich denke, das war großartig. Mir eröffneten sich dadurch viele wunderbare Möglichkeiten, aber es ist schon ein bisschen ein emotionales Hin und Her, wenn etwas Schelte einstecken muss und dann abgesetzt wird. Man muss sowas hinter sich lassen können, und wenn man es dann hinter sich gelassen hat, dann kommt dieser Trend auf, alles, was mal gecancelt wurde, wiederzubeleben. Ihr wisst schon, einen "Veronica Mars"-Film machen, "Arrested Development" bei einem anderen Sender fortsetzen und sogar Geschichten fortsetzen, die ein richtiges Ende hatten. Das ist eine emotionale Achterbahn, die ich persönlich nicht besteigen möchte. Insofern tendiere ich dazu, in der Gegenwart zu leben und sehr dankbar für die Vergangenheit zu sein, die mich viel gelehrt und dahin gebracht hat, wo ich heute bin, aber ich halte den Blick gerne nach vorne und nicht zurück.
Ich finde, das klingt gut!
Vielen Dank!
Danke dir, es war toll, mit dir zu sprechen, Milo! Nächste Woche kommst du nach Deutschland, richtig?
Genau, ich komme nach München und von da aus geht es noch zu ein paar anderen Punkten in Europa.
Du warst schonmal in München, nicht?
Ja, war ich, ich war dort bei der "Heroes" World Tour, vor fast acht oder neun Jahren.
Teil 2 des Interviews mit Milo Ventimiglia
Nicole Oebel - myFanbase
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