Jack & Bobby - Review
Welche Person würde sich am besten dazu eignen der Hauptcharakter einer amerikanischen Drama-Serie mit dokumentarischen Elementen zu sein? Natürlich kein geringerer als der Präsident der Vereinigten Staaten. Und genau um diesen dreht sich "Jack & Bobby", eine weitere Drama-Serie die der Feder von Greg Berlanti entstammt, was man sofort an dem Stil der Serie, den liebevoll kreierten Charakteren, den dramatischen Erzählsträngen und letztendlich auch den politischen Einflüssen merkt. Und obwohl man schon aufgrund des Namens Greg Berlanti bei einer Drama-Serie Gutes erwarten kann, überrascht "Jack & Bobby" und hebt sich noch einmal von anderen Drama-Serien ab und besticht vor allem durch eine gut portionierte Mischung von Politik und Familiendrama.
American History in Reverse
Serienformate, die in der Zukunft ansetzen und uns dann eine lang zurückliegende Geschichte erzählen, sind zwar keine innovative Idee, geben jeder Geschichte allerdings immer eine besondere Note, da man viel mehr Möglichkeiten hat, die einzelnen Handlungen der Charaktere zu reflektieren und die Charaktere durch die verschiedenen Zeitebenen besser kennen lernen und verstehen kann. Außerdem bekommt man immer wieder die Chance Informationen zu Ereignissen zu bekommen, bevor sie letztendlich geschehen. Das ist zwar nicht zwingend notwendig, aber gerade für Zuschauer, die eine möglichst große Fülle an Informationen bekommen wollen, sind diese zusätzlichen Informationsquellen natürlich ein willkommenes Geschenk.
Neben dieser Tatsache gefällt mir vor allem die Art, wie uns die "Zukunft" präsentiert wird, denn die ganze Serie ist wie eine Dokumentation aufgebaut, in denen die verschiedenen Menschen, die im Laufe der Jahre mit dem amerikanischen Präsidenten zu tun gehabt haben, Dinge über ihn berichten und die Geschichte so letztendlich zusammensetzen. Diese Dokumentation, in der auch oftmals pikante Details ans Tageslicht kommen, die der harte politische Berufsalltag, aber auch das Privatleben, mit sich bringen, hat natürlich immer einen – zumindest charakteristischen - Bezug zu den Ereignissen der Gegenwart bzw. Vergangenheit, aber dennoch wundert man sich an manchen Stellen, wie es dazu kommen konnte, dass der Präsident, dessen Kindheit wir auf den Bildschirmen verfolgen, die ein oder andere Entscheidung treffen konnte.
Die Familie McCallister
Greg Berlanti ist bekannt dafür, dass er uns Familien präsentiert, die alles andere als gewöhnlich sind, dennoch oder auch gerade deswegen aber schnell einen Platz in den Zuschauerherzen finden. Bestes Beispiel dafür ist wohl die wunderbar romantische Drama-Serie "Everwood". Und auch in "Jack & Bobby" haben wir wieder eine ganz besondere Familie und neben den beiden Brüdern, die der Serie ihren Namen verliehen haben, sticht vor allem Familienoberhaupt Grace hervor:
Eine Universitätsprofessorin, die sich immer mal wieder gerne einen Joint zur Entspannung raucht und sich eine politisch korrekte Geschichte für die Vaterschaft ihres jüngsten Sohnes ausgedacht hat. Grace ist eine Frau, die ihren Prinzipien treu bleibt, einen hohen Anspruch an sich selbst hat, aber dennoch versucht ihren beiden Söhnen die bestmögliche Mutter zu sein – was nicht immer kombinierbar ist.
Neben Grace müssen Jack und Bobby sich behaupten. Eine Brüderschaft, die ihresgleichen sucht und wunderbar emotional dargestellt wurde. Die beiden Brüder könnten nicht unterschiedlicher sein, doch jeden für sich schließt man sofort in sein Herz. Jack musste früh Verantwortung für sich selbst übernehmen und hat gemerkt, dass es manchmal besser ist sich anzupassen, anstatt immer nur seinen eigenen Willen durchbringen zu wollen. Dies wünscht er sich auch für seinen kleinen Bruder Bobby, der von Grace immer bemuttert und geistig gefördert wurde.
Gerade das Spannungsverhältnis zwischen den beiden ungleichen Brüdern birgt immer wieder tolle und vor allem emotionale Szenen, die die Serie aber auch ab und an mit dem nötigen Humor versorgen.
So unterschiedlich die drei Familienmitglieder auch sind, so faszinierend und emotional sind alle Szenen zwischen ihnen. Vor allem die Gespräche zwischen Jack und Grace haben einem dabei immer wieder gefesselt, da sie so ein verqueres Verhältnis zueinander haben und sich dennoch mit der Zeit immer mehr darüber bewusst werden, wie sehr sie sich lieben und brauchen. Ähnlich wie auch bei Grace und Bobby, wobei die beiden sich so ähnlich sind, dass die Gespräche der beiden schon ohnehin immer wieder ein Highlight waren.
Natürlich muss hier erwähnt werden, dass alle drei Darsteller einen wunderbaren Job gemacht haben und vor allem Bobby-Darsteller Logan Lerman als jüngstes Castmitglied zeitweise den schwersten Job hatte, aber diesen in jeder Szene wunderbar beherrscht hat.
Charaktere und Darsteller
Wer mich sofort überzeugt hat, war definitiv John Slattery. Schon in seiner allerersten Szene, auch wenn sie völlig absehbar war, hat er mich voll und ganz überzeugt und war mir sofort sympathisch. In seinen gemeinsamen Szenen mit Grace wurde sofort klar, dass sie hier einen Mann vor sich hat, den sie nicht durch ihre Wortgefechte niedermachen kann, sondern der ein ebenwürdiger Gegner ist. Doch seine Rolle in der Familie McCallister wurde mit seiner Beziehung zu Bobby noch einmal interessanter und mitreißender.
Mit Courtney, der Tochter von Slatterys Charakter, wurde ich hingegen zu Beginn nicht so warm, was allerdings vor allem daran liegt, dass mich die „Liebesgeschichte“ zwischen Jack und ihr nicht sonderlich gereizt hat und ich Jack in seinen jeweiligen anderen Beziehungen interessanter fand, vor allem, als er mit Kate Maras Charakter anbändelte, die ich in dieser Rolle einfach wunderbar fand. Hervorzuheben unter den Darstellern waren für mich jedoch zum einen Bradley Cooper, den ich zum Ende hin schmerzlich vermisst habe und dessen Rolle für mich eher einer Hauptrolle glich, und Thomas Cavanaugh, den ich bisher in fast jeder Serie einfach nur grandios fand und dessen Auftritt in "Jack & Bobby" wieder einmal ein weiterer Höhepunkt für mich war.
Insgesamt kann ich nur betonen, dass ein wunderbarer Job bei der Besetzung der einzelnen Rollen gemacht wurde. Sowohl bei den Darstellern, die einen Charakter im Jahr 2004 darstellen mussten und somit für den eigentlichen Verlauf der Serie verantwortlich waren, als auch bzw. vor allem bei den Darstellern, die für den Dokumentationsteil verantwortlich waren. Denn ihre Rollen, zu denen wir teilweise keinerlei Bezug hatten, da sie "nur" für den zukünftigen Präsidenten arbeiteten, waren nur in Portrait-Form zu sehen und somit waren sie gezwungen, allein durch ihre Mimik und ihre Worte den Zuschauer zu fesseln und ihm eine Geschichte zu vermitteln. Allesamt haben dies für mich wunderbar hinbekommen, so dass man den Dokumentationsteil nie als störend, sondern vielmehr als wirklich fördernd für die gesamte Serie gesehen hat.
Die Absetzung
Da "Jack & Bobby" mich von Beginn bis Ende fesseln konnte und ich die Serie durchgängig interessant und gut gestaltet fand, hatte ich vor der letzten Episode fast Angst, da die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt wurde und es kaum Serien gibt, die eine solche Absetzung so verpacken können, dass sie uns dennoch ein rundes Ende bescheren. Doch man wurde glücklicherweise eines besseren belehrt und genau hier setze auch der Vorteil des Dokumentationsstils ein. Während wir also in der letzten Episode in der Gegenwart über eines der Geheimnisse der Serie aufgeklärt werden, dass sich von Beginn an aufgebaut hat, wird der Dokumentationsteil noch einmal extra benutzt.
Dort wird aufgelöst, welche Ereignisse den Präsidenten dazu gebracht haben in die Politik einzusteigen und wie der Bruder des Präsidenten dahingehend ein entscheidender Faktor war. Gerade diese Erkenntnis schloss den inneren Kreis der Serie noch einmal und legte das Zentrum geschickt auf die beiden Brüder, um die sich die Serie hauptsächlich gedreht hat. Auch die letzte Szene, die wir je von "Jack & Bobby" zu Gesicht bekommen, mit einer Rede des Präsidenten aus dem Off, haben ihr Übriges getan, um dieser leider sehr kurzlebigen Serie einen wunderbaren Abschluss zu geben.
Fazit
"Jack & Bobby" ist eine wunderbare Drama-Serie, die skurrile Charaktere hervorgebracht hat, ein Leben zeigte, was nichts mit Geld und Glamour zu tun hatte, aber dennoch alles andere als einfach war. Die Geschichte der beiden Brüder war durchgängig ergreifend und so charismatisch dargestellt, dass man sie am liebsten immer wieder ansehen würde. Besonders wurde die Serie natürlich, da sie sehr politisch ausgelegt war, ohne dabei jedoch auf einer Meinung zu beharren, sondern vielmehr immer mehrere Sichtweisen durch die unterschiedlichen Charaktere aufzuweisen. Das war den meisten Zuschauern letztendlich wahrscheinlich zu viel, denn in der Serie ging es weder um Liebesbeziehungen, noch um Freundschaften, sondern um den langen Weg eines Jungen zum amerikanischen Präsidenten und die Dinge, die ihn auf dem Weg dahin geprägt haben – ein Weg dem ich jedem nur empfehlen kann sich anzusehen.
Annika Leichner - myFanbase
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