John Adams - Review

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Zwar war Geschichte in der Schule nie mein Lieblingsfach, doch hat mir bereits "Generation Kill" bewiesen, dass HBO im Bereich der Miniserien Meisterhaftes leisten kann, und so war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch in das so hoch gelobte und mehrfach preisgekrönte Drama "John Adams" hineinschauen musste. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht.

"We are all actors here, Mr. Adams, and so far my performance is being well-received."

Wahre Worte von Tom Wilkinson, der in seiner Rolle als amerikanischer Staatsmann Benjamin Franklin vollkommen überzeugt. Mit gelungenen Sprüchen und einem charmanten Grinsen auf dem Gesicht kann er auch locker überspielen, dass er eigentlich innerhalb der Serie eher unsympathisch wirkt, da er dem Protagonisten regelmäßig die Tour vermasselt. Die Rollen ihres Lebens haben hier sicherlich jedoch Paul Giamatti und Laura Linney gespielt, die als Ehepaar Adams einfach grandiose Vorstellungen abliefern. Da bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Auge trocken, wenn John seiner Frau zum wiederholten Male gestehen muss, dass er sie und die Kinder bald wieder für einige Zeit verlassen muss, oder die beiden sich nach jahrelanger Abwesenheit endlich wieder in die Arme fallen. Giamatti wirkt in jeder Situation überzeugend, ob er nun eifersüchtig auf seinen Kollegen Jefferson seine Frau fragt, ob er denn nicht so charmant sei wie er, mit begeisternden Ansprachen seine politischen Kollegen animiert oder in schwerer Krankheit so langsam dahinsiecht.

Natürlich dürfen aber auch nicht die zahlreichen anderen Schauspieler unerwähnt bleiben, die einen wichtigen Beitrag zum Gelingen dieser Miniserie leisten. Besonders überzeugt haben mich außerdem Stephen Dillane als Thomas Jefferson und Danny Huston als Sam Adams, sowie einige Kurzauftritte und die Performance von Zeljko Ivanek. Selbst die Kinder von John und Abigail zeigen ihr Talent in wahllosen Szenen wie der Pocken-Impfung und den schweren Zeiten ohne ihren Vater.

"Thinking aloud is a habit responsible for much of mankind's misery."

Es ist abgesehen von den schauspielerischen Leistungen auch für Nicht-Geschichtsfreaks durchaus faszinierend mitanzusehen, wie die Entwicklung einer amerikanischen Demokratie wohl ausgesehen haben mag. Natürlich ist auch eine hochklassige Miniserie nicht davor gefeit, nicht ganz so akkurat mit geschichtlichen Ereignissen umzugehen, einiges durcheinander zu bringen oder schlichtweg Szenen zu zeigen, von denen man gar nicht nachvollziehen kann, ob sie sich so und wie sie sich überhaupt zugetragen haben.

Besonders die Szenen im Continental Congress sind sehr mitreißend und bringen authentisch die Energie rüber, die wohl während des Kongresses geherrscht haben müssen. Auch die damit verbundene Verzweiflung und die erbitterten Auseinandersetzungen fesseln den Zuschauer und erwecken die Geschichte zum Leben.

John Adams wurde als Protagonist in dieser Story gut gewählt und ist trotz oder gerade wegen seiner mangelnden Perfektheit ein Sympath, dessen Schritte man nur zu gerne mitverfolgt und somit langsam die Entstehung der Vereinigten Staaten miterleben kann. Auch als Nicht-Amerikaner interessante Entwicklungen, die gelungen aufgearbeitet wurden.

"I want papa..." - "Papa's not here. We must depend upon ourselves."

Das Herzstück der Serie ist definitiv die Ehe von John und Abigail, die dem Zuschauer einen gelungenen Zugang zur Thematik liefert. Man hat es auch wahnsinnig gut geschafft, den Familienmenschen John Adams als jemand anderen zu zeigen als den perfekten Ehemann und Vater, sondern einen Menschen voller Fehler und schlechter Entscheidungen, der jedoch von seiner Frau immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Die Szenen zwischen den beiden gehören definitiv zu den Highlights der sieben Folgen, was sicher auch an den großartigen Performances von Paul Giamatti und Laura Linney liegt.

Die Selbstverständlichkeit, mit der John seine Frau um Rat bei seinen politischen Unternehmungen oder seinen Anwalts-Plädoyers fragt, ist für die Zeit, in der die Serie spielt, durchaus überraschend und schön anzusehen. Besonders nett ist dabei die Szene nach dem großen Wiedersehen von Abigail und John, als sie gemeinsam mit Thomas Jefferson essen.

Thomas Jefferson: "Mr. Adams, did you invite your wife across the Atlantic North to complain about out business affairs?"
John Adams [denkt nach]: "Uh, yes, of course, I did."

Fazit

Auf gelungene Art und Weise hat HBO mit "John Adams" einen Teil amerikanischer Geschichte zum Leben erweckt und Geschichtsunterricht mitreißend und interessant werden lassen. Neben den großartigen Dialogen und der spannend aufgemachten Story wissen vor allem die überaus genialen Darsteller zu überzeugen. Nachdem mir nun die positiven Adjektive ausgehen, kann ich jedem nur ans Herz legen, sich diese Miniserie selbst anzusehen.

Nadine Watz - myFanbase

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