Justice - Review

Foto:

"Justice - Nicht schuldig!" ist eine Serie über eine Top-Kanzlei mit Anwälten, die über ein starkes Ego verfügen, vor allem Ron Trott, der mit dem Motto: "Wir sind TNT&G - wir verlieren nie." an die Sache herangeht und so gleich mal klarstellt, vor wem sich die Gegenseite fürchten muss oder zumindest sollte. Doch seine Kollegen fühlen sich von ihm oft manipuliert, vor allem der junge Tom Nicholson. Ron Trott hat sich Alden Tuller, Luther Graves und Tom Nicholson für seine Kanzlei ausgesucht, weil er glaubte, sie wären ein tolles Team, nur bekommt man von seiner Teamfähigkeit nicht viel mit.

Die Idee, das Konzept

Schon der Pilot macht einem bewusst, dass "Justice" keine gewöhnliche Anwaltsserie ist. Die Serie hat ein ungeheures Tempo. Es kommt einem vor, als ob man eine Realityshow verfolgen würde. Doch so ist Amerika, das ist Alltag in den US-Nachrichten. Eine Verfolgungsjagd der Cops können sich dort die Zuschauer live ansehen und so stellt es die Serie eben anhand ihrer Fälle dar, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen und schnell in den Nachrichten landen. Diese Darstellung ist schon ziemlich real und deshalb finde ich das Konzept diesbezüglich sehr gut gelungen.

Dazu die Idee mit der Aufklärung am Ende jeder Folge, wie sich das Geschehene wirklich abgespielt hat. Das habe ich so noch nie bei einer Crime- oder Anwaltsserie gesehen und ich war aus diesem Grunde recht fasziniert von dieser etwas eigenartigen, aber einzigartigen Idee, die einen Aha- und Überraschungseffekt auslöst. Sobald das Flashback beginnt, hat man als Zuschauer ein regelrechtes Kribbeln im Bauch, weil man bei dieser Kanzlei ja nie weiß, was für Leute sie vertreten und deshalb ist die Wahrheit immer interessant. Während der Episoden bekommt man oft ein Gefühl für Wahrheit und Lüge, ist sich trotzdem aber nie sicher, deshalb ist dieses Flashback eine gelungene Sache.

Bisher, wenn ich meine Lieblingscrimeserien angesehen habe, habe ich immer den Verurteilten als schuldig hingenommen und dessen Schuld nie hinterfragt. Für mich war somit eine Episode abgeschlossen. Würde ich mich aber mit jedem Urteil ab sofort beschäftigen, hätte ich für den Rest meines Lebens genug zu tun. "Justice" räumt mit diesem immer gleichen Episodenende einer Crimeserie auf und macht sich so von jeglichen Klischees frei. Sicher, man bekommt schon ein seltsames Gefühl, wenn man mitbekommt, dass die Kanzlei Schuldige vertritt und alles versucht, den Mandanten vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren und demzufolge erstmal einen Fall "erfinden" müssen, der vor der Jury standhält. Das finde ich jedoch so gut an dieser Serie, dass eben mal alles gezeigt wird, vor allem die schmutzige Seite des Rechtssystems.

Die ersten beiden Fälle waren für den Zuschauer eher mittelmäßig und ich fragte mich, ob das wirklich alles ist, was diese Serie zu bieten hat. Bis in den kommenden Folgen immer mehr die Hauptcharaktere mit in die Fälle einbezogen wurden, was die Episoden umso anspruchsvoller machte. Bei den übernommenen Fällen war wirklich alles dabei, sodass die Folgen abwechslungsreich waren. Ob nun ein Unfall, der wirklich ein Unfall war, ein Mord, der erfolgreich auf Notwehr plädiert wurde, oder alte Fälle, die wieder aufgenommen werden sowie Zivilrechtsverfahren. Ziemlich bitter waren für mich die Momente in der Serie, wo genau bewiesen wurde, dass der Klient unschuldig war, die Jury dies anders sah und einen Unschuldigen verurteilte. Obwohl das bitter war, war dies ebenso eine bedeutende Seite dieser Serie, denn es wurde gar nichts verschönt.

Hätte die Kanzlei jeden Fall gewonnen, wäre es mit der Zeit sehr schnell langweilig geworden. So wurde erneut eine Seite des Rechtssystems gezeigt, die nicht fair und gerecht ist, hier aber andere mit sich ausmachen müssen, was für ein Urteil sie verkündet haben. Dank der Jury aber siegt im Gerichtssaal ab und an auch die Wahrheit, TNT&G verliert und so wandert ein Mörder verdientermaßen dann auch hinter Gitter. Jede Seite wird gezeigt und das wurde bei "Justice" hervorragend umgesetzt.

Eine weitere Sache, die ich sehr aufschlussreich fand, weil ich bisher nur davon hörte, war die Probe-Jury. Leute, vor denen sich die Mandanten und auch Anwälte erst einmal behaupten mussten, um vor der echten Jury zu bestehen. Das Urteil dieser Probe-Jury ist ganz wichtig für die Kanzlei, denn so kann sie sich besser und sorgfältiger auf die Fälle vorbereiten, ihre Klienten vorzeigefähig machen und, um es grob auszudrücken, einer "Gehirnwäsche" unterziehen, damit die echte Jury ihnen glaubt und für unschuldig hält. That's business. That's justice.

Weiter zum 2. Teil der Review