Fan-Fiction

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"There's a time and place for everything, and I believe it's called 'fan fiction'." So äußerte sich einst Joss Whedon – weitaus positiver als andere Autoren - über die Schreibform "Fan-Fiction".

Was genau dies ist, ist schnell erklärt – leidenschaftliche Fans suchen sich Charaktere aus ihren liebsten Serien, Filmen, Videospielen, Bücher, Mangas oder sogar Stars aus dem echten Leben und schreiben über sie. Das kann die Fortführung eines Handlungsstrangs sein – "Was wäre passiert, hätte XY nicht aufgehört, Drogen zu nehmen?" – oder es kann völlig unterschiedliche Charaktere, deren Schöpfer sie nie zusammengebracht hätten, in einer Beziehung vereinen.

Das Spannende darin ist, bestimmte Gefühle vorgefertigter Figuren zu ergründen. Für Schreiberlinge ganz am Anfang ist das eine große Hilfe – sie müssen sich nicht über die Charaktereigenschaften oder Haarfarbe ihres Protagonisten klar werden, weil dieser bereits existiert. Aber in der großen weiten Welt des Internets kann nun mal jeder schreiben, was er möchte – so können brutale oder perverse Stories den Weg ans Licht finden und den Urheber beleidigen. Überhaupt, die Urheberrechte sollten immer im sogenannten "Disclaimer" angegeben werden. Ansonsten kann der Schriftsteller, der es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, schreiben, was er möchte.

Und wenn er gut schreibt, kann das auch ziemlich erfolgreich werden! Bestes Beispiel ist die virtuelle achte Staffel von "Buffy" ("Projekt 8") und auch die englischsprachige "Dark Angel"-Fortführung (zu lesen z.B. hier) ließ schnell vergessen, dass die Serie bereits geendet hatte. Hier schließen sich auch Fan-Fictions und Fan-Arts zusammen – im Zusammenhang mit einer Fan-Fiction kann gebastelt werden, was das Zeug hält, sprich: Gemalt, Videos animiert, Bilder bearbeitet, Songlisten zusammengestellt.

Autoren wie Meg Cabot ("Plötzlich Prinzessin") ermuntern sogar ihre Leser, mit dem Schreiben von Fan-Fictions anzufangen. Denn dies kann zum Schreiben eigener Geschichten führen. Wer immer noch gerne die Haarfarbe eines Darstellers nicht selbst entscheiden kann, ist bei Virtual TV (www.virtual-tv.org) richtig. Virtual TV ist ein virtueller Fernsehsender mit virtuellen Serien. Dies beinhaltet nicht nur die Fortsetzung beendeter Serien wie "Buffy", sondern auch Originalkonzepte. Geschichten, besetzt mit Schauspielern. Willkommen ist jeder auf dieser Seite, egal, ob ein normaler Autor, der gerne seine Geschichte besetzen möchte und bereit ist, das neue Kapitel einmal wöchentlich als Episode online zu setzen, oder Fan-Fictionliebhaber, der genug Atem für eine ganze Staffel hat.

Den Weg in den Print kann das Ganze dann auch finden: Keine Schauspieler, dafür ein tägliches Kapitel, als Episode zugeschnitten, gibt es bei "Wir vom Neptunplatz", das im September im Carlsen Verlag erscheint. Und die Schreibcommunity hierschreibenwir (www.hierschreibenwir.de) lädt dann auch zum Ausprobieren ein, vielleicht sogar als Fan-Fiction. Und dann schließt sich auch wieder der Kreis.

Simone Bauer - myFanbase