Serienentdeckungen 2011
Wirft man einen Blick auf unsere Seite wird jeder erkennen, dass es eine immense Menge an Sendungen gibt, die im Fernsehen laufen oder liefen. So kann es auch bei Leuten, die regelmäßig Serien schauen, vorkommen, dass einem eine ganz bestimmte Serie schlichtweg durch die Lappen gegangen ist, die einem später aber richtig gut gefällt. Wir werfen hier einen Blick auf die Shows, die zwar schon seit einer Weile laufen oder sogar schon abgeschlossen sind, die unsere Autoren aber erst in diesem Jahr für sich entdeckt haben.
Entdeckungen von Paulina Banaszek
Wenn man sich selbst gerade in einer Lebensphase befindet, in der es verhältnismäßig wenig zu lachen gibt, ist es eigentlich nur natürlich, dass man ein gewisses Bedürfnis nach Comic Relief entwickelt und dementsprechend auch sein Unterhaltungsprogramm gestaltet. Die Strapazen, die das Schreiben einer Diplomarbeit und das Pauken auf Examensprüfungen mit sich bringen, haben mich 2011 daher auch so einige Sitcom-Perlen entdecken lassen, die ansonsten womöglich nie, oder zumindest nicht so bald, über meinen Bildschirm geflimmert wären.
Louie
Da wäre zum einen das großartige "Louie" von, mit und gewissermaßen auch über den US-Komiker Louis C.K.. Nachdem sich Kritiker über die zweite Staffel der One-Man-Show nur so überschlagen haben mit Lob, wagte auch ich endlich mal einen Blick auf den Piloten und war sofort sehr angetan von der erfrischend simpel gehaltenen Produktion. Denn "Louie" schert sich nicht um technischen oder erzählerischen Schnickschnack. So wird auch auf Kontinuität und ausgefeilte Nebencharaktere oft bewusst verzichtet und die meisten Episoden haben nicht einmal eine richtige Handlung. Vielmehr wechseln sich in jeder Folge kurze, sketchartige Episoden aus dem skurrilen Alltag des frisch geschiedenen Comedians Louie mit speziell für die Serie geschriebenen und gedrehten Stand-Up-Bits ab. Dadurch lernt man als Zuschauer schon sehr schnell zwei grundverschiedene Facetten der Hauptfigur kennen, nämlich den gewitzten, wortgewandten Louie auf der Bühne der Comedy-Clubs von New York und den privat sehr stoischen, stets unbeholfen wirkenden Familienvater. Dabei sind beide einfach nur zum Knutschen. Denn ob er nun bei einem seiner Gigs eine permanent quasselnde Zuschauerin herunterputzt, sich von seinem Kumpel Ricky Gervais nach Strich und Faden verarschen lässt, von seinem Schwarm Pamela selbst nach einer herzzerreißenden Liebeserklärung bloß eine weitere Abfuhr kassiert oder mit einer herrlichen Slapstick-Jagd auf das entlaufene Küken seiner Tochter in Afghanistan unabsichtlich Kulturen verbindet und somit eine potentielle Gewaltausschreitung verhindert – Louie ist ein Antiheld, wie er liebenswerter kaum sein könnte. Und "Louie", die Serie, eine stellenweise erstaunlich düstere und tiefgründige Sitcom, deren schwarzen Humor ich einfach nicht mehr missen möchte. Denn keine andere Comedy versteht es so gut, einem selbst die schrägsten und tragischsten Aspekte des Lebens auf derart bitterehrliche Weise vor Augen zu führen und dabei trotzdem Liter an Lachtränen auszulösen.
Parks and Recreation
Auch im Fall von "Parks and Recreation" waren es die vielen positiven Kritikerstimmen, die mich 2011 mit drei Staffeln Verspätung endlich zum Einschalten bewegten. Die permanenten Vergleiche der Serie mit "The Office" hatten mich bis dahin immer ein wenig abgeschreckt, doch irgendwann wollte auch ich wissen, was es denn mit dem ach so legendären Ron Effing Swanson auf sich hatte. Und auch wenn ich dem Hype nicht so recht glauben wollte, die ersten Folgen (wie viele andere auch) noch recht unausgegoren fand und manche Charaktere anfangs noch für ein wenig überzogen hielt, war ich spätestens, als in der zweiten Staffel plötzlich unerwartet der von mir erst kürzlich entdeckte und ins Herz geschlossene Louis C.K. als Love Interest für Leslie auf der Matte stand, definitiv angefixt. Die Freude darüber, dass es zwischen mir und dem herrlich schrägen Beamten-Völkchen in Pawnee endlich "Klick" gemacht hat, wurde jedoch kurzzeitig getrübt, als der wundervolle Paul Schneider aus der Serie geschrieben wurde, weil er sich verstärkt seiner Filmkarriere widmen wollte. So ging ich mit vorgeschobener Unterlippe recht skeptisch an die von allen Seiten umjubelte dritte Staffel heran und wehrte mich trotzig dagegen, den so groß angekündigten Ersatz in Form von Rob Lowe lustig zu finden. Doch auch wenn ich mit seinem Charakter bis heute nicht so richtig warm geworden bin, weil ich Chris in seiner Eindimensionalität oft äußerst ermüdend und seine Running Gags eher zum Augenrollen als zum Lachen finde, konnte ich dem immensen Charme der dritten Staffel letztlich einfach nicht widerstehen. Einen großen Beitrag dazu leistete zweifellos der von mir zunächst kritisch beäugte (da ebenfalls neu zum Cast hinzugestoßene) Adam Scott, der sich im Gegensatz zu Rob Lowe jedoch innerhalb von nur wenigen Folgen direkt in mein Herz spielte und mich unmerklich, aber stetig zum großen Benslie-Shipper mutieren ließ. Noch dazu hörte das meines Erachtens unnötig in die Länge gezogene Hin und Her zwischen April und Andy endlich auf und machte den Weg frei für zuckersüße, aber völlig kitschfreie Beziehungsmomente. Der eigentliche Grund, weshalb "Parks and Recreation" all die Lorbeeren wirklich verdient, liegt für mich aber ohne Frage in der so wunderbaren Freundschaft zwischen Leslie und, wie ich persönlich ihn gerne nenne, Ron Awesome Sauce Swanson. Denn es gibt einfach kaum Schöneres in der Serienwelt als zwei ohnehin schon schlicht großartige Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten (Sie: vor Motivation und Optimismus nur so sprudelnde Liebenswürdigkeit in Person; Er: scheinbarer Griesgram mit ausgeprägter Abneigung gegen die öffentliche Hand, der unbeirrt sein Herz aus Gold zu verbergen versucht), sich aber dennoch blind verstehen und dabei stets auf rein platonischen Pfaden wandeln. Langer Rede kurzer Sinn: Ja, es stimmt. "Parks and Recreation" ist absolut adorkable. Und Ron Effing Swanson nicht nur aufgrund seines Schnurrbarts Kult.
Party Down
Nachdem ich mit "Parks and Recreation" irgendwann so weit aufgeholt hatte, dass ich mich von täglichem auf wöchentlichen Nachschub umstellen musste, aber insbesondere von dem wundervollen Adam Scott kaum genug bekommen konnte, packte ich schließlich seine Vorgängerserie "Party Down" an. Der Pilot der recht derbhumorigen Comedy über eine höchst skurrile Truppe von Möchtegern-Hollywoodstars, die für einen Partyservice arbeiten, um bis zu ihrem erhofften Durchbruch über die Runden zu kommen, wusste mich zwar noch nicht so recht zu begeistern, aber spätestens bei der dritten Folge, in der eine Senioren-Singlebörse im Mittelpunkt steht, hätte ich die so berühmt-berüchtigte "Are we having fun, yet?"-Frage eindeutig mit "Hell, yeah!" beantworten müssen. Zum Schreien komische Episoden inmitten einer Porno-Awards-After-Show-Party oder einer Mafia-Feier zu Ehren eines frisch des Mordes frei gesprochenen Gangsters, der gleichzeitig auch eine Hollywoodkarriere als Drehbuchautor anstrebt, taten schließlich ihr Übriges. Denn auch wenn ich mit Fremdschamhumor normalerweise kaum etwas anfangen kann, lag ich jedes Mal am Boden vor Lachen, wenn der ach so professionelle Ron (Ken Marino) mal wieder in ein riesiges Fettnäpfchen trat. Ich amüsierte mich prächtig über die herrliche Dynamik zwischen dem blonden Schauspiel-Beau Kyle (Ryan Hansen) und dem SciFi-Geek Roman (Martin Starr aus "Freaks and Geeks"), der sich als Autor unverhohlen für etwas Besseres hält, und verfluchte "Glee" nur noch mehr dafür, dass Jane Lynch mich in dieser wundervollen Serie nicht länger als bloß neun Folgen lang zum Lachen bringen durfte. Und dann gab es unter all diesen Verrückten ja auch noch Barkeeper Henry und die aufstrebende Comedienne Casey, die nicht nur Identifikationspotential sondern auch Futter fürs Shipper-Herz lieferten. Was will man also mehr?
Nathan Barley
Die völlig zu Recht als Kult verehrte britische Mediensatire "Nathan Barley" wickelte mich 2011 trotz mickriger sechs Folgen mit ihrer herrlich bekloppten Titelfigur und ihrem spröden Witz ebenfalls ganz schnell um ihren Finger. Denn auch wenn die Sitcom bereits Anfang 2005 in Großbritannien ausgestrahlt wurde, kam ich einfach nicht um den Gedanken umhin, dass die von Straight Man Dan Ashcroft so treffend als "Rise of the Idiots" bezeichnete Ära der Möchtegern-Hipster und zweifelhaften Helden des Internets dank Facebook & Co. selbst sechs Jahre später noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Neben der erstaunlichen, ja fast erschreckenden Aktualität ist das Großartigste an der Serie aber zweifellos die Tatsache, dass auch Identifikationsfigur Dan mit der Zeit seinen Verstand verliert. Denn er weiß mit den ganzen Idioten, die gar nicht raffen, dass er sich permanent über sie lustig macht, und ihn vielmehr verehren, einfach nicht richtig umzugehen. Und das natürlich zum puren Vergnügen des Zuschauers.
Letztendlich stand das Jahr 2011 für mich also trotz so manch nachgeholter Perle im Drama-Bereich ("Rubicon", "Terriers, "Criminal Justice") eindeutig im Zeichen der Comedy. Und selbst wenn zwei meiner Neuentdeckungen leider bereits abgesetzt wurden, ist die Vorfreude auf jede neue "Parks and Recreation"-Folge und die dritte Staffel von "Louie" auf jeden Fall groß genug, um mich über diese traurige Tatsache hinwegzutrösten.
Paulina Banaszek - myFanbase
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