Die traurigsten Absetzungen, Teil 2
Es geht relativ schnell, dass im Haifischbecken der TV-Serien-Industrie Shows abgesetzt werden, wenn die Quoten nicht (mehr) den Standards des Senders entsprechen. Häufig trifft es dabei einige Serien zu Recht, doch ab und an finden auch wahre Perlen ihr frühzeitiges Ende. Unsere Autoren werfen hier einen Blick auf die Serien, die für ihren Geschmack zu früh endeten.
Ringer
Irgendwie kommt es jedes Jahr im April/Mai so, dass man mit mindestens einer Serie intensiv mitfiebert, weil man sie so sehr ins Herz geschlossen hat und auf keinen Fall missen will, es sich aber nicht besonders viele andere Menschen gefunden haben, die es genauso sehen. Der produzierende Sender, der in erster Linie auf die Quoten schaut, entscheidet also über Glück oder Unglück und irgendwie ist jedes Jahr auch ein Mal Unglück dabei. Dieses Mal hat mich die Absetzung von "Ringer" doch sehr getroffen.
Ich war zwar ein fleißiger "Buffy"-Gucker, aber Sarah Michelle Gellar war eigentlich nie das Zugpferd für mich. Auch "Ringer" zeichnete sich für mich eher durch einen in der Breite sympathischen Cast aus (Kristoffer Polaha mochte ich schon in "Life Unexpected" sehr und der britische Akzent bei Ioan Gruffudd sowie angekündigte Gaststars wie Jason Dohring) und durch eine wirklich spannende Grundidee. Als ich den Trailer zur Serie letztes Jahr gesehen habe, stand für mich sofort fest, dass diese Serie auf meine To-See-Liste kommt. Entgegen vieler Zuschauer wurde ich von der ersten Episode auch nicht enttäuscht. Die Konstruktion der Geschichte mit ihren vielen Fragen packte mich sofort. Die Umsetzung fand ich äußerst gelungen und Woche für Woche gab es neue Fragen, teils undurchschaubare Handlungsstränge und einige schockierende Momente. Schnell hing ich an der Serie und konnte nicht nachvollziehen, warum die Quoten so miserabel waren. Bis heute vermute ich, dass die Serie letztlich vielleicht beim falschen Sender lief. Für das CW-Publikum fehlte wohl der jugendliche Bezug und die vollkommen undurchschaubare Grundgeschichte wirkte vielleicht sogar abschreckend. Ich jedenfalls drang von Episode zu Episode mehr in die Geschichte ein, hatte meine helle Freude am Spekulieren und Analysieren der einzelnen Episoden und wurde immer wieder überrascht.
Besonders begeistert hatte es mir dabei wirklich der Charakter Bridget, der in dieses neue Leben schlüpft und vollkommen empathisch ein gutes Verhältnis zur Stieftochter aufbaut, ihren Ehemann lieben lernt und nach und nach all die Missetaten ihrer Zwillingsschwester aufdeckt und teilweise zunichte macht. Ihr Schicksal hatte es mir wirklich angetan. Spannung war dann ständig vorhanden, weil die Gefahr des Auffliegen immer im Raum stand, während man nach und nach ein winziges Puzzleteil nach dem anderen zusammenstecken konnte, falsche Fährten gelegt wurden und man doch immer nur wenig mehr wusste als Bridget selbst. Für mich war es ein sehr geschickt ausgeklügelter Plot, der zwar sein ganzes Potenzial nicht immer voll entfalten konnte, aber doch so gut zu nutzen wusste, dass ich jede neue Folge mit freudig angespannter Erwartung herbeisehnte. Ich habe mich in dieser Season wirklich an vielen Serien versucht, aber das haben nicht viele Formate geschafft.
Leider hat "Ringer" es aber eben nicht geschafft, mehr Fans in seinen Bann zu ziehen. Über die Gründe werde ich noch ein bisschen rätseln, aber verstehen werde ich es wohl nicht. So ist aber das Geschäft und man kann nicht immer das Glück haben, dass man die im Herbst auserwählten Serien über mehrere Jahre begleiten kann. Über die Absetzung tröstet dann aber wiederum hinweg, dass es andere Formate, allem voran "Once Upon a Time", in eine weitere Staffel geschafft haben. Auch wenn ich über die Absetzung von "Ringer" sehr enttäuscht bin, so ist es im Verhältnis vielleicht noch das geringste Übel gewesen. | Emil Groth
Pushing Daisies
Es ist schon ein merkwürdiges Phänomen, wenn die Quoten erst ins Bodenlose fallen und nach der Absetzung schließlich die Fangemeinde anwächst. Wo waren all diese Fans, als "Pushing Daisies" sie wirklich gebraucht hat?
Über die Serie mit den ganz besonderem Charme, rund um den Kuchenbäcker, seine besondere Gabe und vor Allem seine große Liebe Chuck, gibt es immer wieder gespaltene Meinungen. Viele empfinden es als lächerlich und verschoben und ich muss schon zugeben, dass man sich erst etwas in diese Welt hineinversetzten muss, um es genießen zu können. Aber wenn man erst mal in den Bann des Zaubers von Coeur d'Coeurs gesogen wird, kommt man dort nicht wieder heraus. Umso größer war die Enttäuschung, als das Ende so abrupt kam.
Nicht nur Trauer baute sich in mir auf, als ich hörte, dass es nie mehr neue Folgen dieser besonderen Serie geben wird, ich wurde auch unheimlich sauer. Dass die Quoten nach einiger Zeit nicht mehr mitspielen und dass das wohl auch zum Ende der Serie führen wird, war relativ schnell klar. Doch als vom Sender her immer mehr Druck auf kam, hatte Bryan Fuller wohl keine Chance mehr, der Serie ein würdiges Ende zu bereiten. Und so wurde nur ein schneller Schluss hingeklatscht, der zudem noch einige Handlungsstränge offen ließ.
Viel wurde versprochen, um das Ende doch noch würdevoll zu gestalten. Ein Film, Comics, doch es blieb lange still um diese Versprechen. Erst vor einem Jahr bekamen wir erste Bilder des Comics zu sehen, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon erscheinen sollte. Seitdem gab es nichts neues zu hören. Ich denke alle Fans hoffen sehr auf die Weiterführung durch eine Graphic Novel, da diese Serie noch so viel zu bieten hat und das Märchen nach zwei Staffeln noch lange nicht zu ende erzählt war. Auch wenn ich mit Comics bisher noch nicht so richtig warm werden konnte, hoffe ich doch, dass sich in die Richtung hin noch etwas entwickelt, denn wenn ich noch mehr Fälle mit Ned, Emerson und Co. lösen darf, dann greife ich auch gerne zum Comic. | Laura Kulik
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