Qualitätsentwicklung in Serien
Einige Serien werden schon nach wenigen Episoden abgesetzt, andere laufen wiederum über viele Jahre. Dabei verändert sich zwangsläufig die Qualität der Serie zwischen der ersten und der allerletzten Folge. Unsere Autoren haben sich ein paar bereits beendete Serien ausgesucht und lassen die qualitative Entwicklung dieser Shows Revue passieren.
Veronica Mars
Aus meiner Erfahrung heraus ereilt über kurz oder lang fast jede Serie ein gewisses Qualitätsproblem, denn nur wenige Formate schaffen es, ihren selber vorgegebenen hohen Standard zu halten. So geschah es leider auch bei "Veronica Mars", doch da ereilte die Serie das Qualitätsproblem nicht, wie sonst meist üblich, erst nach vierten, fünften oder sechsten Staffel, sondern bereits nach der ersten Staffel. Die grandiose Teenie-Serie im Film-noir-Stil hatte leider immer mit großen Quotenproblemen zu kämpfen und wurde in Deutschland auch mehr als stiefmütterlich behandelt. Trotzdem schaffte es die attraktive Hauptdarstellerin Kristen Bell sich als gerissene Teenie-Detektivin Veronica Mars eine treue Fangemeinde aufzubauen, was mit einer mitreißenden und unglaublich spannenden ersten Staffel auch bei mir problemlos gelang. Als Mischung zwischen "Buffy" und "O.C., California" war ich hin und weg von der taffen blonden Hauptdarstellerin und ihren diversen Problemen mit der reichen und angesagten 09er Clique. Die schlagfertige Veronica Mars war als Titelheldin unheimlich sympathisch und wurde von den anderen Protagonisten wie dem Sprücheklopfer Logan, dem kriminellen Weevil und dem hilfsbereiten Wallace tatkräftig unterstützt, bei ihrer Aufklärung des spannenden und mysteriösen Mords an ihrer besten Freundin Lilly Kane. Die erste Staffel von "Veronica Mars" hatte alles was eine gute und direkt in seinen Bann ziehende erste Staffel haben sollte: Unglaublich sympathische Charaktere, einen spannenden roten Faden, große Überraschungen, nachvollziehbare Handlungsstränge, perfekt platzierte Pointen und mit Veronica und Logan eine herzerwärmende und völlig überraschende Liebesgeschichte.
Doch wieso gelang es Serienmacher Rob Thomas nicht, seinen sich selbst vorgegebenen Standard zu halten und das durchaus vorhandene Potential auszubauen? Während man über die Qualität der zweiten Staffel sicherlich noch streiten kann und sie für mich persönlich zwar durchaus schwächer als die erste war, aber eben immer noch gut, kam bei der dritten Staffel der komplette Absturz. Der Aufbau der zweiten Staffel war eigentlich recht ähnlich wie der, der ersten Staffel. Es gab mit dem tragischen Busunglück einen großen Fall der gelöst werden musste und nebenher ging der alltägliche Teenie-Wahnsinn an der Neptune High weiter. Leider aber eben alles einen kleinen Tick langweiliger und undramatischer. Man gewann den enttäuschenden Eindruck, als wollte Rob Thomas die Genialität der ersten Staffel kopieren, denn neben dem einen großen Fall der Staffel, wurde auch die LoVe-Beziehung wieder auf Null gesetzt. Doch leider sind Kopien eben nicht das Original und somit konnte das Busunglück und auch der Felix-Tombs-Fall längst nicht mit dem brisanten Lilly-Kane-Mord mithalten. Es wurde viel zu viel in diese beiden Storys reingequetscht, so dass man als Zuschauer schnell den Überblick verlor und auch nicht mehr wirklich folgen konnte. Ein Mitspekulieren und vor Überraschung aus dem Sessel hochschrecken war schier unmöglich. Und auch Veronicas Freundschaften und die tolle Beziehung zu ihrem Vater Keith Mars, die einen großen Anteil am bezaubernden Charme der ersten Staffel hatten, fingen leider an zu bröckeln.
So wenig Neues die zweite Staffel bot, soviel Veränderungen hielt dann die dritte Staffel bereit. Die Hauptprotagonisten wurden erwachsen und es ging von der High School aufs College. Doch leider schaffte man es nicht die Weiterentwicklung des Schauplatzes auch an die Charaktere und Handlungen weiterzugeben. "Veronica Mars" drehte sich im Kreis und die Serienmacher schafften es nicht, den liebgewonnenen Charakteren mehr Tiefe zu geben. Die perfekte Veronica Mars avancierte vom ehemaligen Publikumsliebling zur ziemlichen Anti-Heldin. Zu perfekt und fast maschinell waren ihre Handlungen, zu routiniert das lösen ihrer Fälle. Veronica Mars war der Held der Show und alle anderen liebgewonnenen Hauptdarsteller durften eigentlich nur noch ins Bild, wenn sie Veronica gerade behilflich sein konnten. Wirklich sehenswert waren in der dritten Staffel nur LoVe, die auch endlich mal ein Paar sein durften, wenn auch nur für kurze Zeit. Doch der Abschluss dieser Beziehung und auch Veronicas neuer Freund Piz vermiesten einem dann auch noch dieses kleine Mini-Highlight der dritten Staffel. Noch dazu dümpelte die Staffel nur mit diversen Fällen der Woche dahin, da das Geheimnis wer den Dekan getötet hat relativ schnell und unspektakulär zum Abschluss kam. Spätestens das völlig verkorkste und langweilige Serienfinale stieß dann auch noch die letzten Anhänger, die sich wirklich bis zum Schluss durchgebissen hatten, vor den Kopf.
Somit fand bei "Veronica Mars" leider von Staffel zu Staffel ein stetiger und unaufhaltsamer Abstieg statt. Was mit unheimlich viel Potential gestartet war und mich auch heute noch komplett begeistert, endete leider in einer stupiden und langweiligen Teenie-Serie, von der die Welt nicht noch eine gebraucht hat. Bis heute finde ich es immer noch unheimlich schade, dass die Serienmacher es nicht geschafft haben, "Veronica Mars" in den weiteren Staffeln mehr Tiefe und eine nachvollziehbare Entwicklung zu geben und auf die nächste Ebene zu heben. Es fehlten einfach die großen Highlights und Überraschungen, mit der die erste Staffel einen so unglaublich aus den Schuhen gehauen hat. "Veronica Mars" blieb leider in ihrer Weiterentwicklung einfach zu glatt und durchschaubar.
Nina V. - myFanbase
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