Was wäre, wenn... ? / Alternativ-Welten, Teil 1
"Was wäre, wenn... ?" - Diese Frage hat sich jeder bestimmt schon öfters in seinem Leben gestellt. Im Gegensatz zur Realität können Serienmacher genau dieser Frage auf den Grund gehen. Obwohl sie mit ihren Storylines einen ganz bestimmten Weg wählen, um alle Zuschauer zufrieden zu stellen, gibt es dennoch Möglichkeiten, die Story zu drehen und aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen. Seien es Träume oder Gedanken, die durch Unfälle verursacht wurden - hier findet sich oft ein Weg, eine ganz neue Story zu erzählen. Dabei kann sich das Geschehen auf alle Charaktere in der Serie auswirken und neue Konstellationen hervorrufen, die man vorher noch nie gesehen hat, oder eben eine ganz andere Welt gezeigt werden, wie man sie zuvor in seiner Lieblingsserie noch nie gesehen hat. Die myFanbase-Redaktion hat sich mit genau diesen Episoden auseinander gesetzt.
Supernatural, #6.15 Über uns nur der Himmel
In Staffel 6 kämpfen die Engel untereinander um die Macht und der Erzengel Raphael leert alle das Fürchten. Castiel nimmt eine zentrale Rolle in diesem Kampf ein. Bevor er Raphael die Macht überlässt, will er sie lieber selbst übernehmen. Die Winchesters werden plötzlich zum Spielball, als Balthazar die Brüder in ein Ablenkungsmanöver verwickelt, während er die Waffen des Himmels versteckt, damit Raphael sie nicht einsetzen kann.
"You heard my brother. That's right, I said 'brother'. We're not actors. We're hunters. We're the Winchesters. Always have been, and always will be."
Balthazar schleudert die Brüder mithilfe eines Rituals durch ein Fenster und sie landen in einem anderen Universum. Sam und Dean verstehen die Welt nicht mehr, als sie sich auf dicken Polstermatten wiederfinden, umgeben von weichen Gummischerben, während ein älterer Herr plötzlich "Cut!" ruft. Der ältere Herr ist Robert Singer, Regisseur und Produzent einer Fernsehserie namens "Supernatural", und Sam und Dean werden mit den Namen Jared und Jensen angesprochen und behandelt wie die Stars der Serie. Es ist einfach nur herrlich, wie die Metaebene hier aufs Korn genommen wird, als Sam und Dean vom Set mit lauter Aufnahmeleitern, Requisiten und Cateringbuffet in den Trailer des Schauspielers Jensen Ackles gebracht werden, welcher nicht nur die eigenen Szenen des "Supernatural"-Gag Reels in Endlosschleife auf seinem Großbildschirm laufen hat, sondern auch ein überdimensionales Aquarium in seinem Trailer sein eigenen nennt. Die Brüder kommen aus dem Staunen nicht heraus, als sie endlich Castiel finden und mit ihm Tacheles reden können, bis dieser plötzlich innehält und fragt, ob das Drehbuch schon wieder geändert worden sei. Als völlig übergeschnappt stempeln sie ihn ab, als er ihnen erklärt, er sei Misha Collins und nehme an, sie trieben einen Spaß mit ihm.
Nichts stimmt mehr in Sams und Deans Welt. Der Impala steht gleich in mehrfacher Ausführung vor ihnen und als sie versuchen, damit wegzufahren, erkennen sie, dass auch der Wagen nur Requisite ist. In dieser Welt ist Sam mit Ruby verheiratet bzw. der Schauspieler Jared mit der Schauspielerin Genevieve, sie leben in einem überkandidelt eingerichteten Haus, und aus für Sam und Dean unerfindlichen Gründen scheinen Jared und Jensen sich in ihrer Welt auch noch nicht mal gut miteinander zu verstehen. Sam und Dean stolpern durch dieses Universum und lösen nichts anderes als Probleme für die Serienmacher aus, die eigentlich gerne ihren Job machen würden.
Aus drei Ebenen werden zur Krönung des Ganzen schließlich vier, als Jared und Jensen Sam und Dean spielen, die Jared und Jensen spielen, die Sam und Dean spielen sollen. Ja, genau! Und genauso verrückt ist es zu sehen, wie Jared und Jensen Sam und Dean spielen, die ihrerseits natürlich fürchterliche schauspielerische Darstellungen abliefern, als sie plötzlich am Set gezwungen werden, in einer Szene mitzumachen. Aber Sam und Dean sind Profis im Lösen von übernatürlichen Problemen, und das schaffen sie sogar in der verkehrten Welt, in der Engel und Dämonen gar nicht real zu sein scheinen. Sie lassen sich nicht vom dekadenten Leben eines TV-Stars einlullen, sie finden ihren Weg zurück zum Family Business. Sie sind die Winchesters und das ist auch gut so, denn als Schauspieler würden sie verhungern.
Supernatural, #2.20 Wie es ist und wie es niemals sein sollte
Dean gerät kurz vor dem Finale der zweiten Staffel in die Fänge eines Djinns, welcher seine Opfer in einen Trancezustand versetzt und sie dort das erleben lässt, was sie sich wünschen. Während sie so dahinvegetieren, ernährt er sich von ihrem Blut und sie beginnen zu sterben, wenn sie nicht erkennen, dass sie sich in einem Traum befinden und sich selber daraus befreien, indem sie in der Traumwelt Selbstmord begehen.
"It's worth it, Dean. It is. It's not fair, and you know, it hurts like hell, but it's worth it."
Dean erlebt in seiner Trance eine mehr oder weniger heile Welt. Er arbeitet in einer Autowerkstatt, lebt mit einer wunderschönen Krankenschwester zusammen, Sam studiert mit Jessica zusammen in Kalifornien und - das Wichtigste von allem - ihre Mutter Mary lebt. Ihr Vater John ist zwar kürzlich verstorben, aber er hatte ein glückliches und erfülltes Leben. Dean ist so überwältigt, seine Mutter in die Arme schließen, ein von ihr gemachtes Sandwich verschlingen und ihren Rasen mähen zu können, dass einem das Herz ganz weit aufgeht!
Aber nicht erst, als Dean realisiert, dass im Tausch gegen seine heile Welt all die Menschen sterben mussten, die sein Vater, Sam und er eigentlich durch ihre Jagd auf Monster und Dämonen gerettet hatten, wird klar, dass etwas mit dieser Idylle nicht stimmt. Der entscheidende Beweis, dass die Traumwelt alles andere als perfekt ist, kommt mit der Tatsache, dass in einer Welt ohne das Family Business Sam und Dean niemals eine gute und enge Beziehung zueinander aufgebaut haben. Dean kann kaum fassen, dass das Überleben seiner Mutter an die Konsequenz geknüpft ist, keinerlei Gemeinsamkeiten mit seinem Bruder zu haben.
Am Grab seines Vaters lässt er seinen Gefühlen freien Lauf. Er ist bereit, auf alles zu verzichten, wenn dafür nur Mary, Sam und Jessica überleben und glücklich sein können. Aber im Grunde weiß Dean schon, dass das Wohl der unzähligen Menschen, die sie gerettet haben, über seinen eigenen Wunschvorstellungen steht und so opfert er sich, um in die Realität zurückzukehren. Jensen Ackles trägt diese Episode beinahe im Alleingang, Deans Glückseligkeit zu Anfang, sein innerer Konflikt und zum Schluss sein Schmerz über den Verlust der Traumwelt sind so enorm mitreißend dargestellt, dass der Beschützerinstinkt beim Zuschauer hier ins Unermessliche steigt.
Nicole Oebel - myFanbase
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