Was wäre, wenn... ? / Alternativ-Welten, Teil 2

"Was wäre, wenn... ?" - Diese Frage hat sich jeder bestimmt schon öfters in seinem Leben gefragt. Im Gegensatz zur Realität, können Serienmacher genau dieser Frage auf den Grund gehen. Obwohl sie mit ihren Storylines einen ganz bestimmten Weg wählen, um alle Zuschauer zufrieden zu stellen, gibt es dennoch Möglichkeiten, die Story zu drehen und aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen. Seien es Träume oder Gedanken, die durch Unfälle verursacht wurden - hier findet sich oft ein Weg, eine ganz neue Story zu erzählen. Dabei kann sich das Geschehen auf alle Charaktere in der Serie auswirken und neue Konstellationen hervorrufen, die man vorher noch nie gesehen hat, oder eben eine ganz andere Welt gezeigt werden, wie man sie zuvor in seiner Lieblingsserie noch nie gesehen hat. Die myFanbase-Redaktion hat sich mit genau diesen Episoden auseinander gesetzt.


One Tree Hill, #2.20 Was wäre wenn


Foto: James Lafferty, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
James Lafferty, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der zweiten Staffel von "One Tree Hill" muss Nathan sich damit auseinandersetzen, dass Haley ihren Traum verfolgt und somit Chris Kellers Angebot annimmt und mit ihm auf Tour geht. Für Nathan bricht dadurch eine harte Zeit an, ist Haley doch für ihn der einzige Mensch, dem er vertraut hat und der jederzeit für ihn da war. Nun verschwindet sie so kurz nach der Hochzeit und lässt ihn alleine in Tree Hill zurück. Als die Medien schließlich Haley und Chris auch noch als Paar darstellen, bricht für Nathan eine Welt zusammen und als er zusammen mit seinem Halbbruder Lucas und seinem Onkel Cooper auf einer Rennbahn ein Autorennen fährt, baut er einen schweren Unfall, der eine Operation und ein Koma zur Folge hat.

"Do you ever wonder what life would be like if... ?"

Die Geschehnisse in der Episode #2.20 Was wäre wenn spielen sich fast vollständig in Nathans Traum ab. Er liegt nach der Operation im Koma und träumt wie sein Leben verlaufen wäre, wenn sein Vater Dan statt seiner Mutter Deb, Lucas' Mutter Karen geheiratet hätte. So kriegt der Zuschauer, eine aus Sicht der Handlung ähnliche Pilotfolge zu sehen, in der einfach einige Charaktere ihre Rollen tauschen. So ist nun Lucas der Star im Basketballteam und an der Schule und seine Freundin ist die Cheerleaderin Peyton. Nathan hingegen ist der "verstoßene" Sohn von Dan, hat eine enge Beziehung zu seiner Mutter Deb und eine beste Freundin Namens Haley. Karen ist in Nathans Traum nicht die warmherzige, verständnisvolle Mutter, sondern eine Karrierefrau, welche eine Affäre mit dem Bruder ihres Mannes hat und auch der ist im Traum nicht das schwarze Schaf der Familie, sondern ein erfolgreicher Geschäftsmann, der als Boss seines kleinen Bruder Dan operiert.

So verschieden die Charaktere, welche wir kennen, auch in dieser Folge agieren, so gibt es doch einiges, welches jedenfalls ansatzweise so geblieben ist, wie im Ist-Zustand der Serie. So ist beispielsweise Dan immer noch ein intriganter Mensch und ein schlechter Vater, der statt Nathan im Basketball zu Höchstleistungen anzutreiben und Lucas "Karriere" zu sabotieren, jetzt halt diesen für seinen "besseren" Sohn hält, der Höchstleistungen zu erfüllen hat und Nathan derjenige ist, der ihm im Weg steht. Beruflich ist Dan zwar in Nathans Traum nicht so erfolgreich wie in der Realität, aber auch hier hat er Karen bekommen, die Frau die eigentlich von seinem Bruder geliebt wird. Und obwohl Keith im Traum mit Karen eine Affäre hat, ist sie immer noch mit Dan verheiratet. Diese Affäre zwischen Keith und Karen ist auch eine Anspielung darauf, dass Deb in der Realität am Ende der ersten Staffel mit Keith schläft, obwohl sie noch mit Dan verheiratet ist.

Lucas und Nathan ihrerseits tauschen zwar ihre Rollen, doch ist vor allem in der Beziehung zwischen Nathan und Haley im Vergleich zu derjenigen zwischen Lucas und Haley eine Veränderung zu spüren. So sind die zwei in der Traumfolge zwar auch nur ausschließlich Freunde, doch wird durch mehrere Anspielungen klar, dass hier, im Gegensatz zu Lucas und Haley, die Möglichkeit besteht, dass sich einmal eine Liebesbeziehung entwickeln könnte. Zwischen Peyton und Nathan ist dafür in der Traumepisode absolut keine Anziehung zu spüren und diese Beziehung zwischen Lucas und Peyton war ja in der Pilotepisode ein wichtiger Bestandteil. Diese kleinen Veränderungen der Geschichte, sowie der Einbezug eines sehr wichtigen Naley-Moments (Nathan schenkt Haley am Pier ein Plastikarmband) zeigt, dass egal für wen sich Dan entschieden hätte, egal wie Nathan aufgewachsen wäre, dass er und Haley füreinander bestimmt sind. Gleichzeitig zeigt der Traum Nathans jedoch auch, dass es wichtig ist, dass man seine Träume auslebt und diese Erkenntnis bringt ihn dazu, dass er Haley gehen lässt und ihr, sobald er aus dem Koma erwacht, mitteilt, dass sie nicht zu ihm zurückkehren soll.

Die Folge war eine gelungene Abwechslung und hat dadurch, dass die Autoren einigen sehr wichtigen Fakten, wie beispielsweise Nathan und Haleys Beziehung und Dans prägendem Charakter treu geblieben sind, sehr gut funktioniert. Das witzige an der ganzen Geschichte ist ja auch, dass zuerst eigentlich Chad Michael Murray für die Rolle des Nathan Scott vorgesehen war, sich dann jedoch für den Charakter Lucas entschieden hat. Diese Episode hat dem Zuschauer also auch in dieser Hinsicht gezeigt: Was wäre wenn...


One Tree Hill, #4.10 Nachricht von Keith


Foto: Chad Michael Murray, One Tree Hill - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Chad Michael Murray, One Tree Hill
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der zweiten "Was wäre wenn... ?"-Episode von "One Tree Hill" dreht sich alles darum, wie die Handlung wäre, wenn Lucas anders wäre - ein schlechter Mensch und kein guter Freund. In dieser Episode liegt Lucas im Koma, da er, nachdem Haley von einem Auto angefahren wurde, auf der Straße einen Herzanfall erlitten hat.

"You never went back in the school that day Luke, at least the selfish version of yourself never went back."

Die Folge#4.10 Nachricht von Keith ist eigentlich keine Traumfolge, wie die aus der zweiten Staffel, sondern Lucas befindet sich eher in einer Art Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Dort trifft er auf seinen verstorbenen Onkel Keith, der ihn an verschiedene Schauplätze mitnimmt und ihm zeigt, was mit seinen Freunden und seiner Familie passiert wäre, wenn Lucas nicht für sie dagewesen wäre. Damit möchte Keith Lucas den Glauben an sich selbst zurückgeben und ihm die Entscheidung, welche Seite, Leben oder Tod, er wählen soll, leichter machen. Dabei wechselt aber die Folge wischen Lucas Zwischenwelt und der Realität hin und her. Der Zuschauer ist also nicht die ganze Episode hinweg in Lucas Welt gefangen, sondern sieht auch wie Nathan um Haley und ihr zukünftiges Kind bangen müssen und Peyton und Brooke darauf hoffen, dass Lucas bald wieder das Bewusstsein erlangt.

In beiden Ebenen der Episode sind viele emotionale Momente vorhanden, was diese Folge sehr besonders und gefühlvoll macht. Wahrscheinlich hat es kaum jemand geschafft, in den ganzen vierzig Minuten keine Träne zu vergießen. Der Teil der Zwischenwelt und damit der Teil, in welchem es um das "was wäre wenn... ?" geht, wird hauptsächlich von Lucas und Keith getragen. Gefallen hat mir, auch wenn ich es ein bisschen zu viel des Guten fand, dass all die Dinge NUR von dem guten Lucas abhängig gemacht wurden, wie zum Beispiel, als Keith seinem Neffen zeigt, wie wertvoll er für seine Freunde und seine Familie ist, und dass es wichtig ist, dass er für sein Leben kämpft, da er weiter gebraucht wird.

Dabei wird mit dieser Folge auch ein schöner Übergang zu den nächsten Episoden geschaffen, indem Keith Lucas wiederholt in den Schulflur führt, dort wo er selbst von Dan erschossen wurde und Lucas auf diese Weise quasi damit beauftragt, den Tag noch einmal in seiner Erinnerung durchzugehen, sich zu fragen was er gesehen hat und mit der Entdeckung schließlich aufklären soll, was an diesem Tag wirklich passiert ist. Und schließlich gibt die Episode den Zuschauern noch viel mehr, als dass einem aufgezeigt wird, was sein würde, wenn Lucas ein schlechter Mensch wäre. Sie gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, sich richtig von Keith zu verabschieden, mit dem Wissen, dass er in den Menschen, die ihn lieben und damit auch in "One Tree Hill" weiterleben wird.

Maria Schoch - myFanbase

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