Was wäre, wenn... ? / Alternativ-Welten, Teil 4

"Was wäre, wenn... ?" - Diese Frage hat sich jeder bestimmt schon öfters in seinem Leben gefragt. Im Gegensatz zur Realität, können Serienmacher genau dieser Frage auf den Grund gehen. Obwohl sie mit ihren Storylines einen ganz bestimmten Weg wählen, um alle Zuschauer zufrieden zu stellen, gibt es dennoch Möglichkeiten, die Story zu drehen und aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen. Seien es Träume oder Gedanken, die durch Unfälle verursacht wurden - hier findet sich oft ein Weg, eine ganz neue Story zu erzählen. Dabei kann sich das Geschehen auf alle Charaktere in der Serie auswirken und neue Konstellationen hervorrufen, die man vorher noch nie gesehen hat, oder eben eine ganz andere Welt gezeigt werden, wie man sie zuvor in seiner Lieblingsserie noch nie gesehen hat. Die myFanbase-Redaktion hat sich mit genau diesen Episoden auseinander gesetzt.


Switched at Birth, #2.15 Ecce Mono


Foto: D.W. Moffett - Copyright: D.W. Moffett
D.W. Moffett
© D.W. Moffett

Seit Beginn von "Switched at Birth" war deutlich, dass John sich nicht damit abfinden kann, dass er seine leibliche Tochter Daphne 16 Jahre nicht gekannt hat. Er hat Regina immer die Schuld daran gegeben, dass er die Zeit mit seiner Tochter verpasst hat und so war es nur eine Frage der Zeit, bis seine wahren Gefühle zum Vorschein kommen. In der zweiten Staffel von "Switched at Birth" hat John sehr viel Stress um die Ohren, sodass er an einem Herzinfarkt zusammen bricht. Nach diesem Unfall liegt er bewusstlos im Krankenhaus und hat einen Traum, der die ganze Serie auf den Kopf stellt und die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel erzählt.

"Oh. Thank God you're here."

Bei einer Serie wie "Switched at Birth", in der es um den Tausch zweier Babys nach der Geburt geht, gibt es genug Möglichkeiten, um die Story aus einer anderen Sicht zu erzählen. Schließlich hätte Daphne tatsächlich im Alter von drei Jahren zu den Kennishs kommen können und so wird es auch in dieser "Was wäre, wenn... ?"-Episode erzählt. Als Daphne krank wird, kommt der Tausch der Mädchen ans Tageslicht und ab diesem Moment hätte Reginas Entscheidung genau zu diesem alternativen Szenario führen können. John kämpft um das alleinige Sorgerecht der Mädchen und Regina, die immer noch Alkoholikerin ist, muss sich damit abfinden, dass sie keines der Mädchen bekommt. Die kommenden Entwicklungen kann man sich sehr gut für die Familie Kennish vorstellen und so ist diese Alternativ-Welt eine Möglichkeit, um uns zu zeigen, was passiert wäre. John erfüllt Daphne all ihre Wünsche und so ist es kein Wunder, dass sie verzogen wird und genau das bekommt, was sie möchte. Doch das Verhalten von Daphne ist auf die Dauer auch anstrengend und man merkt sehr gut, dass sie unglücklich ist. Dasselbe trifft auch auf Bay zu. Sie fühlt sich bei den Kennishs nicht wirklich wohl, weil sie nicht die leibliche Tochter ist. Dass sie im Schatten ihrer "Schwester" steht, war vorherzusehen und doch ist es gut, dass man Bays Charakter treu bleibt. Das Schönste ist jedoch, dass ihre Freundschaft zu Emmett auch in dieser Folge im Vordergrund steht und die beiden sich auch in dieser alternativen Welt gefunden hätten. Das lässt die Herzen höher schlagen und zeigt, dass man die Hoffnung in dieses Paar nicht aufgeben sollte.

Interessant, aber nachvollziehbar, ist hier die Beziehung zwischen John und seiner Frau Kathryn. Die beiden sind in der wahren Welt ein tolles Paar, doch in Johns Traum ist die Beziehung ruiniert, da John mit seiner Frau nicht kommuniziert und sie in die Arme eines anderen Mannes treibt. Zum Glück handelt es sich hierbei um einen Traum, denn das Ende dieser Beziehung wäre sehr schade. John erkennt nach diesem Traum jedoch, dass er sehr viel an seiner Frau hat und die beiden in allen Entscheidungen ein Wort haben sollten.

Der Kern der Folge dreht sich jedoch um Johns Wut auf Regina, die ihm schließlich das Leben gerettet hat und dafür gesorgt hat, dass er rechtzeitig im Krankenhaus ankommt. In der alternativen Welt wäre das nicht passiert, da Regina nicht mehr am Leben ist. Der Alkohol und ihre Trauer um Daphne war zuviel für sie und so hat sie sich das Leben genommen. Bay lernt ihre leibliche Mutter also nie kennen und wird deshalb nie erfahren, welche Beziehung sie mit ihr hätte haben können. Auch Daphne, die unzufrieden ist, erkennt, dass sie Regina gebraucht hätte, da sie als dreijähriges Mädchen sehr glücklich war und dies in der Folge nicht der Fall ist. John muss feststellen, dass seine Wut auf Regina nicht nur sein Leben bedroht, sondern auch das Leben seiner Töchter zerstört, denn schließlich ist Daphne unglücklich und Bay fühlt sich verloren. Mit diesen Gedanken wacht er im Krankenhaus auf und vergisst all seine Wut auf Regina und kann diese endlich begraben.

Diese "Was wäre, wenn... ?"-Episode zeigt sehr schön, wie sich die Charaktere hätten entwickeln können, wäre in der Vergangenheit alles anders verlaufen. Und obwohl es schöne Erkenntnisse gibt, ist man doch froh, dass es nicht so gekommen ist und Regina weiterhin am Leben ist und sich um ihre Töchter kümmern kann. "Switched at Birth" zeigt hier einen Weg, der passend zur Serie ist, der einen aber mit dem Gefühl zurücklässt, dass die Autoren in der wahren Welt den richtigen Weg gehen.


Community, #3.04 Chaostheorie


Foto: Donald Glover & Danny Pudi, Community - Copyright: 2009 Sony Pictures Television Inc. and Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.
Donald Glover & Danny Pudi, Community
© 2009 Sony Pictures Television Inc. and Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.

"Community" ist bekannt dafür, schräge Episoden zu präsentieren, bei denen die Zuschauer aus dem Lachen nicht mehr herauskommen. Dabei wird viel Wert auf die einzelnen Charaktere gelegt, die einzigartig sind und sich dadurch von vielen Charakteren in der Serienwelt abgrenzen. In #3.04 Chaostheorie steht jeder Charakter in einer Szene im Vordergrund, bzw. im Hintergrund, da Jeff es ermöglicht, sechs verschiedene Realitäten zu kreieren. Abed nutzt den Moment, alle darauf aufmerksam zu machen und so werden uns sechs Realitäten präsentiert, die sich am Ende zu einem Ganzen zusammen fügen und sich gegenseitig erklären, was aus Drehbuchsicht sicherlich nicht einfach war.

"Annie will always be driven, Shirley will always be giving, Pierce will never apologize, Britta's sort of a wildcard from my perspective and Jeff will forever remain a conniving son of a bitch."

Abed und Troy feiern ihre Einweihungsparty und laden ihre Freunde dazu ein. Dabei ist von Anfang an klar, dass Jeff darauf keine Lust hat und er versucht mit einem Trick, seine Freunde dazu zu bringen, die Pizza vom Lieferanten zu holen, ohne selbst den Weg gehen zu müssen. Durch einen Würfel soll bestimmt werden, wer den Weg auf sich nehmen muss. Abed weiß sofort, dass nichts Gutes dabei herauskommen kann und stellt sich selbstverständlich vor, wie die Realität aussehen könnte, wenn jedes Mal ein anderes Mitglied der Gruppe den Raum verlässt.

Somit bekommen wird sechs Realitäten zu sehen und es ist schön, wie winzige Details immer gleich bleiben. Zum einen stößt sich Jeff in jeder Welt den Kopf am Ventilator und Annie versucht jedes Mal, ihn zu verarzten, wodurch die Chemie zwischen den beiden deutlich zu spüren ist. Troy versucht unterdessen ständig zu beweisen, dass er alt genug ist, um auf eigenen Beinen zu stehen. Britta ist unzufrieden und kifft deshalb im Badezimmer, während Shirley möchte, dass ihre Freunde ihre Kuchen essen. Es wird uns viel geboten in diesen Parallelwelten und die schrägste davon ist sicherlich die, als das Feuer ausbricht und Pierce mit Annies Waffe angeschossen wird. Wir bekommen viel geboten und man kann sich tatsächlich vorstellen, wie all das passiert. Doch das ist nicht mal das Schönste an dieser Episode, denn sie bringt einige Storys ins Rollen. So zieht Annie später zu Troy und Abed und auch "Evil Troy" und "Evil Abed" werden später in der Serie wieder erwähnt. Bei sieben Charakteren bieten sich viele Möglichkeiten, eine Story zu erzählen und mit dieser Episode hat man es geschafft, sieben unterschiedliche Szenarien darzustellen, die amüsant sind und am Ende gute Laune verbreiten, als die Gruppe schließlich zu "Roxeanne" tanzt und Jeff dafür bestraft wird, weil er seine Freunde reinlegen wollte. Doch das Beste an dieser Episode ist auf jeden Fall die Idee, sieben unterschiedliche Welten in eine Folge zu packen, was sicherlich nicht einfach war, letztlich aber zu einer der besten Episoden von "Community" geführt hat.

Alex Olejnik - myFanbase

Übersicht | Nächste Seite

Kommentare