Spin-Offs - Erweiterung eines Serien-Universums

Es ist ein beliebtes Mittel der TV-Sender, den vorhandenen Erfolg einer Serie mittels eines Ablegers bzw. Spin-Offs auszuweiten und wir alle kennen zahlreiche Beispiele dafür. Angefangen von all den "Star Trek"-Serien bis hin zu den "Angels", "Private Practices" und den "Originals". Spin-Offs sind allgegenwärtig und im Rahmen dieser Ausgabe von "Was uns bewegt" beschäftigen sich die Autoren von myFanbase näher mit dem Phänomen Spin-Off. Zuerst werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Spin-Offs, wir blicken in die Zukunft in Form der bevorstehenden neuen TV-Season und dann stellen wir euch exemplarisch einige Spin-Offs vor.


Geschichte der Spin-Off-Serien


Die Idee eines Spin-Offs, also dem Ableger einer erfolgreichen Serie, ist so alt wie das Fernsehen selbst. Und blickt man etwas über den Tellerrand, dann erkennt man, dass das Phänomen auch nicht auf TV-Serien begrenzt, sondern in der Popkultur allgegenwärtig ist. Schon die frühen Radiosendungen haben es sich zu eigen gemacht, erfolgreiche Formate durch Ableger weiterzuentwickeln und so die Zuschauer an sich zu binden, bei Comics ist das Verfahren Gang und Gebe und natürlich auch im Kino findet man zahlreiche Formen von Spin-Offs.

Was die TV-Serien angeht, waren wie so oft die USA der Vorreiter und brachten bereits im Jahre 1960 mit "The Andy Griffith Show" ein Spin-Off zur Mutterserie "Danny Thomas Show" heraus. Ziel eines Spin-Offs ist es stets, die Popularität einer existierenden Serie auszunutzen und das Publikum von Anfang an ein neues Format, und damit auch den eigenen Sender zu binden. Das Verfahren wurde besonders in den 60ern und 70er Jahren besonders häufig angewendet, so zog die beliebte Comedy-Serie "Mary Tyler Moore" gleich drei Ableger nach sich ("Phyllis", "Rhoda" und "Lou Grant"), aus "All in the Family" (der Vorlage zum deutschen "Ein Herz und eine Seele") entstanden "The Jeffersons" und "Maude" und "Cheers" brachte "Frasier" hervor. Auch in Deutschland nahm man sich der Idee an, das erste deutsche Spin-Off wurde 1974 produziert und war keine geringere Serie als "Derrick", die den beliebten Charakter des Harry Klein aus der Mutterserie "Der Kommissar" übernahm. Erst 20 Jahre später gab es aber das nächste offizielle Spin-Off ("Böses Blut" entstanden aus "Freunde fürs Leben"), denn in der deutschen TV-Landschaft, die lange nur von den öffentlich-rechtlichen Programmen beherrscht waren, gab es mangels Konkurrenz keinen allzu großen Druck, unbedingt die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Mit dem Aufkommen und dem Aufstieg des Privatfernsehens ändert sich dies und so war beispielsweise das dritte deutsche Spin-Off, die Serie "Hallo, Onkel Doc" offiziell gar keins, denn Sat.1 verfügte gar nicht über die Rechte, die Figur der Oberschwester Hildegard aus der "Schwarzwaldklinik" zu benutzen und ging dem Problem über den Kniff einer Namensänderung, erklärt mit einer erneuten Heirat, aus dem Weg. Bald darauf ging beispielsweise mit der Serie "Stockinger", entstanden aus der Vorlage "Kommissar Rex" ein waschechtes Spin-Off an den Start.

Auch heute noch gehört die Methode des Ablegers oder Spin-Offs zum Repertoire der TV-Macher und erfreut sich mittlerweile, wohl auch wegen insgesamt gesunkener Einschaltquoten, um die sich immer mehr Sender streiten, großer Beliebtheit. Dabei ist es eigentlich gar nicht so viel erfolgreicher, einfach ein Spin-Off an den Start zu bringen. Zwar sind den Spin-Offs oftmals die Neugier der Stammzuschauer der Mutterserie sicher, aber danach sind sie wie alle anderen neuen Serien auch darauf angewiesen, die Zuschauer durch Kreativität und gutes Storytelling an sich zu binden. | Cindy Scholz


Die Spin-Offs der Season 2014/2015


Foto: Claire Holt, Joseph Morgan & Daniel Gillies, The Originals - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Claire Holt, Joseph Morgan & Daniel Gillies, The Originals
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die aktuelle TV-Season hat uns anhand von "The Originals" und "Chicago PD" gezeigt, dass Spin-Offs wunderbar funktionieren können, aber leider auch, dass sie durchaus nicht ansatzweise an ihre Mutterserie heranreichen, wie es leider bei "Wonderland" der Fall ist. Mit Blick auf die diesjährigen Upfronts zeigt sich außerdem, dass das Format Spin-Off momentan ungemein beliebt bei den US-Sendern ist, denn sage und schreibe sechs Auskopplungen sind derzeit im Gespräch in der TV-Season 2014/2015 an den Start zu gehen: (1) "Better Call Saul", ein Spin-Off von "Breaking Bad", welches mindestens zwei Publikumslieblinge als Hauptdarsteller einsetzt; (2) "The Flash", ein Spin-Off von "Arrow", dessen Protagonist in #2.08 The Scientist der Mutterserie eingeführt wurde; (3) "How I Met Your Dad", welches nur das Konzept der Mutterserie übernehmen wird und mit vollkommen neuen Darstellern arbeitet; (4) "NCIS: New Orleans" wird nicht nur eine weitere Auskopplung der Erfolgsserie "Navy CIS", sondern spielt auch in der derzeit in Serien sehr beliebten Stadt New Orleans (siehe "The Originals", "American Horror Story"); (5) "Supernatural: Bloodlines", ein Spin-Off von "Supernatural", welches sich um mächtige Monsterfamilien drehen soll; (6) und auch ein noch namenloser "CSI"-Ableger ist im Gespräch, der die Cyber Crime Division des FBI behandelt. Auch ist für 2015 bereits ein Spin-Off zu "The Walking Dead" geplant.

Spin-Offs scheinen vor allem dann sehr gut zu funktionieren, wenn sie den Kontakt zur Mutterserie nicht gänzlich verlieren und man als Zuschauer immer wieder mit kleinen Häppchen versorgt wird, die einem deutlich zeigen, dass man sich hier im gleichen Serienuniversum befindet. Gleichermaßen müssen sie den Zuschauern auch etwas Neues bieten, um überhaupt eigenständig neben der Mutterserie existieren zu können. Dabei ist es nicht zwingend nötig so viele (Mini-)Crossover einzubauen, wie es derzeit bei "Chicago PD" und "Chicago Fire" der Fall ist, denn in diesen beiden Serien findet fast jede Episode durch einen Gastauftritt eine Verbindung der beiden Serien statt. Für Fans der Mutterserie ist dies natürlich ein zusätzlicher Anreiz einzuschalten, aber auch spärlich gesäte Crossover, wie bei "The Originals" und "Vampire Diaries" funktionieren für das Spin-Off, da die Grundhandlung zu überzeugen weiß.

Doch was wird uns genau in der kommenden TV-Season erwarten, sollten alle sechs Spin-Offs grünes Licht bekommen? Zum einen wird die gesamte Season den (leider etwas) bitteren Beigeschmack bekommen, dass die Sender sich nicht mehr an innovative Serienkonzepte trauen, sondern vielmehr mit alten Stärken in neuen Verpackungen punkten wollen. Doch werden diese Spin-Offs auch an die Erfolge anknüpfen können?

Foto: Bob Odenkirk - Copyright: Dan Dion
Bob Odenkirk
© Dan Dion

Für mich persönlich haben die beiden Spin-Offs "Better Call Saul" und "The Flash" derzeit die besten Chancen auf Erfolg. "Better Call Saul" nimmt so viel Abstand von der Mutterserie, dass sie schon jetzt wie eine selbstständige Serie wirkt, doch durch die beiden beliebten Hauptcharaktere Saul Goodman und Mike Ehrmantraut ist der Bezug zu "Breaking Bad" da. Vorteilhaft ist vor allem auch, dass die Serie zeitlich vor den Ereignissen rund um Walter Whites Geschichte spielen soll, sodass die grandiose Mutterserie weiterhin für sich stehen wird, das Spin-Off aber damit 'spielen' kann. Auch "The Flash" könnte ein voller Erfolg werden, sollte Grant Gustin die Serie tragen können und die Geschichten dieses Superhelden spannend erzählt werden. Hier hat man vor allem wunderbar die Möglichkeit diverse Crossover mit "Arrow" zu machen, vor allem auch in Bezug auf die Schurken, die in beiden Serien ihr Unwesen treiben könnten, ohne dass die Helden der Serie unbedingt miteinander interagieren müssten.

Beim "CSI"- sowie "NCIS"-Ableger wird es einzig und allein auf die Darsteller bzw. Charaktere ankommen, da die Konzepte der Serien nach Schema F ablaufen werden. Sollten die Schauspieler punkten können, werden auch die Serien zumindest einige Jahre erfolgreich sein, das haben uns "CSI: Miami", "CSI: NY" und "Navy CIS: L.A." bereits bewiesen. Gleiches gilt für das angedachte "The Walking Dead"-Spin-Off, denn die Rahmenbedingungen der Serie sind in jedem Fall sehr gut, um eine weitere Serie damit gestalten zu können.

Sowohl bei "Supernatural: Bloodlines" als auch "How I Met Your Dad" bin ich mir derzeit noch vollkommen unschlüssig, ob diese beiden Konzepte funktionieren können. "Bloodlines" hat mit dem Casting von attraktiven Jungschauspielern schon dazu beigetragen, dass sich eine kleine Fangemeinde bilden könnte. Doch sollten die Storylines nicht überzeugen können, wird die Serie nicht lange überleben, denn eine wirkliche Nähe zu "Supernatural" scheint es nicht zu geben und diese Serie ist vor allem wegen Jared Padalecki und Jensen Ackles schon neun Jahre auf Sendung. Ähnlich verhält es sich mit "How I Met Your Dad", da man sich hier lediglich dem Konzept bedient, aber keinen der Darsteller der Originalserie mit ins Boot holen wird. Sollte die Serie es schaffen erneut eine Gruppe von Freunden zu kreieren, die dem Zuschauer umgehend ans Herz wächst, dann könnte die Serie erfolgreich sein, aber der ständige Vergleich mit "How I Met Your Mother" könnte dem Spin-Off auch das Genick brechen. | Annika Leichner

Cindy Scholz & Annika Leichner - myFanbase

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