Musikalische Szenenuntermalung I
Wie auch in Filmen bedient man sich in TV-Serien der Musik um gewisse Szenen zu unterstreichen, Spannung zu erzeugen oder die gewünschte Gefühlsregung beim Zuschauer zu verstärken. In manchen Szenen läuft die Musik eher im Hintergrund und wird kaum wahrgenommen, während es daneben Szenen gibt, in der die Musik klar fokussiert wird. Auch werden Serien, wie beispielsweise "Glee" und "Nashville", produziert, in welche die Musik sogar zum Hauptthema der Serie gemacht wird. In der aktuellen "Was uns bewegt" Kolumne haben unsere Autoren und Autorinnen in ihren Texten versucht, die Szenen herauszusuchen, welche ihnen persönlich, unter anderem wegen der Musik, besonders in Erinnerung geblieben sind oder sie besonders berührt haben.
"O.C., California", #2.24 / Imogen Heap - Hide and Seek
"Mmm, what'd you say?
Mmm, that you only meant well?
Well, of course you did
Mmm, what'd you say?
Mmm, that it's all for the best?
Of course it is."

© Warner Bros. Entertainment Inc.
Eigentlich könnte ich, wenn es um die denkwürdigsten Musikmomente in Serien geht, meine Top 10 auf mindestens sieben Plätzen mit Szenen aus "O.C., California" belegen. Alex Patsavas schafft es einfach wie kaum jemand anderes, mich mit ihrer keineswegs offensichtlichen, aber immer auf den Punkt passenden Musikauswahl völlig aus den Socken zu hauen und die gesamte Gefühlspalette der Serie unglaublich zu potenzieren. Und auch wenn es beinahe unmöglich ist, aus so genialen Songs wie "Fix you" von Coldplay, "Cannonball" von Damien Rice oder "Dice" von Finley Quaye und William Orbit nur einen herauszustellen, ist es doch die Endszene der zweiten Staffel, die sich mir vor allem durch Imogen Heaps Gänsehaut-Song "Hide and Seek" ins Gedächtnis gebrannt hat. Nachdem sich die Situation zwischen den Atwood-Brüdern Ryan und Trey in den Folgen davor immer weiter zugespitzt hat, kommt es zur Eskalation und zum Showdown, nachdem Ryan von Summer erfahren hat, dass Trey Marissa beinahe vergewaltigt hat. Der Dialog und der Kampf zwischen den beiden Brüdern ist schon intensiv und spannend genug, doch das i-Tüpfelchen dieser hochgradig emotionalen und spannungsgeladenen Szene ist schließlich das Eintreffen von Marissa. Verzweifelt will sie Trey von Ryan wegziehen, doch als sie merkt, wie vergeblich ihr Unterfangen ist, greift sie in ihrer Ohnmacht zu Treys Waffe und schießt auf den Bruder ihrer großen Liebe, um Ryan zu retten. Und genau in diesem Moment, nachdem sich der Schuss gelöst hat, setzt der Refrain von "Hide and Seek" ein – in Zeitlupe sieht man das entsetzte Gesicht von Marissa und Treys ungläubige Überraschung, als er von Ryan ablässt und sich zu ihr herumdreht. Für eine Sekunde weiß man nicht, ob Marissa überhaupt getroffen hat, doch dann bildet sich auf Treys blütenweißem Unterhemd ein roter Blutfleck und er bricht zusammen. Und während Ryan halb bewusstlos zu Marissa kriecht und Summer und Seth hilflos in der Türe stehen, fährt die Kamera nach oben und enthüllt die schockierende Szenerie, die für mich zu den krassesten Cliffhangern überhaupt gehört.
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"One Tree Hill", #2.19 / The Get Up Kids - Like A Man Possessed
"My life for worse or better
I'm just craving for a cure."

© Warner Bros. Entertainment Inc.
Jedes Mal, wenn ich "Like A Man Possessed" von den Get Up Kids höre, kriege ich bei den ersten Tönen einen Kloß im Hals und mir fährt es eiskalt den Rücken runter. Denn ich habe sofort die Bilder im Kopf, wie Nathan Scott auf der Rennbahn seines Onkels Cooper sein Rennauto gefährlich schnell beschleunigt – lebensmüde vor Liebeskummer, weil Haley ihn verlassen hat und auf der Suche nach irgendeinem Adrenalinschub, der ihn diesen Schmerz vergessen lässt. Was zunächst als harmloses, spaßiges Rennen beginnt, wird mit dem Einsetzen von "Like A Man Possessed" (fast) tödlicher Ernst. Alle Versuche seitens Cooper und Lucas, Nathan zum Anhalten zu bewegen, sind vergeblich. Und genau wie den beiden stellt sich auch beim Zuschauer sehr schnell ein mulmiges Gefühl ein, dass diese Situation nicht gut ausgehen wird. In der Bridge des Liedes scheint die Zeit für einen kurzen Moment still zu stehen: Im Zeitraffer ziehen vor Nathans innerem Auge seine Erinnerungen an Haley vorbei und in dieser Sekunde verliert er die Kontrolle über den Rennwagen. Er streift die Betonwand der Rennbahn, gerät ins Schlingern und genau in dem Moment, wenn das Schlagzeug im Refrain einsetzt, kracht er frontal gegen die Begrenzung der Rennbahn – das ist atemberaubend im wahrsten Sinne des Wortes, weil man schlichtweg die Luft anhält und überall Gänsehaut hat, spätestens wenn Lucas entsetzt den Namen seines Bruders ruft und zum brennenden Auto rennt, um Nathan zu retten. Ich weiß nicht, wie oft ich diese Szene schon gesehen habe, aber sie schafft es jedes Mal, mich tief zu berühren und das liegt zu einem sehr großen Teil an der absolut perfekten musikalischen Untermalung.
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"Chuck", #5.13 / Jeffster (A-Ha) - Take On Me
"You're all the things I've got to remember
You're shying away
I'll be coming for you anyway"

© Warner Bros. Entertainment Inc.
Das Finale von "Chuck" war für mich eine absolute Achterbahnfahrt der Gefühle – nicht nur aus dem offensichtlichen Grund, weil es das Ende einer der intelligentesten, witzigsten und liebenswertesten Serien aller Zeiten war, sondern weil es durch die vorangehenden Folgen eine ungewohnte Ernsthaftigkeit und Dramatik innehatte. Gerade die herzzerreißende Story um Sarahs Erinnerungsverlust war angesichts des Serienendes kaum zu ertragen, weil man sich nach allem, was Sarah und Chuck für ihre Beziehung durchlitten haben, einfach nur noch ein Happy End für die beiden wünscht. Und gerade wenn man an dem Punkt ist, dass man die Tragik nicht mehr aushalten kann – dann kommen Jeffster und retten mit ihrem denkwürdigsten Auftritt nicht nur General Beckman, sondern auch die Stimmung der ganzen Folge. Ich bin ganz sicher kein Fan von A-Ha, aber die Version von "Take On Me", die Jeffster gemeinsam mit dem Symphonieorchester spielen, ist so catchy, dass einen nichts mehr auf dem Sofa hält, sondern man mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht durch das Wohnzimmer tanzt – natürlich immer mit Blick auf den Fernseher, damit man auf keinen Fall auch nur einen Hauch der brüllend komischen Performance von Jeff und Lester verpasst. Dass währenddessen mal kurz eine Bombe mithilfe des Demova-Computervirus entschärft wird, weil Sarah sich plötzlich an ein Detail aus ihrer gemeinsamen Zeit mit Chuck erinnert und damit ein schöner, hoffnungsvoller Bogen zur Pilotepisode geschlagen wird, rundet die Szene wunderbar ab und vereint in diesen fünf Minuten eigentlich alles, was "Chuck" so einzigartig macht.
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Lena Stadelmann - myFanbase
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