Jahresrückblick - unsere Top-Serien 2015
Top-Serien von Maria Gruber
© Peter Kramer/USA Network
1. Mr. Robot, Staffel 1
Dem USA Network gelang mit "Mr. Robot" der Überraschungshit der Jahres. Mit Breakout-Star Rami Malek als psychisch labiler Hacker, der als Teil einer Hackergruppe den Kapitalismus zu Fall bringen will, streift die Serie brisante und hochaktuelle Themen wie postmoderne Identitätsfindung, den Anbruch des Postkapitalismus, die Macht von Medien und Technologie und die Vereinsamung des Menschen in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft, und zeichnet letztlich ein hervorragendes Charakterporträt dieses großartigen, einzigartigen Protagonisten Elliot Alderson. Staffel 1 ist in ihrer Gesamtheit absolut überragend und bietet so viele umwerfende, kraftvolle Momente, dass man als Zuschauer förmlich in dieser nihilistischen und doch so faszinierenden Gedankenwelt von "Mr. Robot" versinkt. Brillant!
2. Mad Men, Staffel 7.2
"Mad Men" zementierte mit der zweiten Hälfte seiner finalen Staffel seinen Status als absolute Ausnahmeserie. Das Business, das Trinken, das Rauchen, die Frauen, die Affären... darum ging es der Serie eigentlich nie. Es ging vielmehr um den Abgrund, der sich vor jedem der so facettenreichen, authentischen und herausragend gut gezeichneten und dargestellten Protagonisten auftat, um den Strudel des massiven gesellschaftlichen Wandels, in den sie alle gesogen wurden. Und im Zentrum all dessen: der enigmatische Don Draper, dieser geniale wie egozentrische, arrogante wie verzweifelte, nach Sinn suchende und ständig umherirrende Ad Man, der den Kapitalismus perfekt vermarktet, ja ihn geradezu verkörpert, nur um ihm am Ende (für immer?) den Rücken zuzukehren. Matthew Weiner hat mit "Mad Men" einen Meilenstein des US-Fernsehens geschaffen, den er mit einem fulminanten Finale perfekt gemacht hat und der die Serienlandschaft noch lange prägen wird.
© 2015 SUNDANCE FILM HOLDINGS LLC. All Rights Reserved
3. Rectify, Staffel 3
Wie es sein kann, dass "Rectify" nach drei phänomenalen Staffeln immernoch ein Geheimtipp ist, wird nie jemand verstehen. Aber vielleicht ist es auch gerade der Geheimtippstatus, der das SundanceTV-Format zu diesem einmaligen, geradezu persönlichen Erlebnis macht. "Rectify" zeigt uns, wie nahe Recht und Unrecht beieinander liegen und wie schwer es ist, aus einer geradezu unmöglichen Lage heraus vorwärts zu drängen, obwohl einen alles zurückzieht. In sechs intensiven, wunderschön inszenierten und hervorragend gespielten Episoden gehen wir den Weg mit Daniel und den Holden-Talbots weiter und stellen uns mit ihnen so manch existenzieller Lebensfrage. "Rectify" ist wie Philosophie fürs Fernsehen.
© Mathias Clamer/FX
4. Fargo, Staffel 2
"Fargo", das ist Absurdität in ihrer reinsten Form. "Fargo", das ist geniales Storytelling gepaart mit einer originellen visuellen Aufmachung, großartigen Darstellern (Jean Smart! Ted Danson! Patrick Wilson! Jeffrey Donovan! Kirsten Dunst!) und vor allem mit viel tiefschwarzem Humor. Wo Staffel 1 schon großartig war, setzte Staffel 2 noch einen drauf und lieferte mit der Story rund um den Krieg zwischen einer kleinkriminellen Gaunerfamilie aus Minnesota und der Drogenmafia in Kansas City herrlich schwarze Unterhaltung mit dem wahrscheinlich höchsten Bodycount des Serienjahres 2015. Intelligent, gerissen, unvorhersehbar, zum Schreien komisch, dann sogar manchmal nachdenklich stimmend, rührend, emotional – das alles und noch viel mehr ist "Fargo". It's pretty great, ya know?
© 2014 Amazon.com Inc. or its affiliates
5. Transparent, Staffel 2
Den heillos egoistischen, durchgeknallten und doch liebenswerten Pfeffermans könnte ich stundenlang bei der Bewältigung des alltäglichen Wahnsinns zusehen und so stellte sich bei mir nach ein paar Tagen binge-watching von "Transparent" regelrechte Abschiedstrauer ein, als die zehn halbstündigen Episoden von Staffel 2 auch schon wieder vorbei waren. Mit dem mutigen Schritt, sich storytechnisch etwas von Trans-Elternteil Maura (Jeffrey Tambor) zu entfernen und sich dafür noch mehr auf die anderen Pfeffermans zu konzentrieren, öffnete die zweite Staffel ihre Storylines und nutzte diesen Raum, um im wahrsten Sinne des Wortes sämtliche Beziehungen in die Luft gehen zu lassen und die Protagonisten bis zur Selbstzerstörung zu treiben. Das berührt, fasziniert, irritiert, schockiert, macht nachdenklich und vor allem eines – es unterhält richtig, richtig gut.
© 2015 Home Box Office, Inc. All rights reserved.; Helen Sloan/HBO
6. Game of Thrones, Staffel 5
Gerade die erste Hälfte von Staffel 5 mag vielleicht nicht ganz so stark (no pun intended) gewesen sein, wie manch andere, doch das ist bei "Game of Thrones" Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau. Staffel 5 strotzte nur so vor denkwürdigen Momenten (der Kampf in Hartheim, Cerseis Walk of Shame, Aryas Mord an Meryn Trant, Daenerys' Flucht mit Drogon, und und und...), die erst dank der zuvor so stringent vonstatten gegangenen Charakterentwicklungen überhaupt einen solch bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Kaum eine Serie hat aktuell ein solches "Ich muss sofort weitergucken!"-Potential wie "Game of Thrones" und die Vorfreude auf den nächsten Teil dieses Epos ist unbändig.
© 2013 Fox Broadcasting Co.; Patrick Eccelsine/FOX
7. Brooklyn Nine-Nine, Staffel 3
Obwohl "Brooklyn Nine-Nine" mit seiner ersten Staffel einen Golden Globe als Beste Comedyserie einheimsen konnte, schaffte es die Serie mysteriöserweise nie, zu einem großen Publikumshit zu werden – und das, obwohl sie seit drei Jahren köstlichste Comedyunterhaltung liefert, gegen die aktuelle Staffeln von "The Big Bang Theory" und Co. einstecken können. Das Polizeiteam des Brooklyn 99 ist weiterhin ein Garant für Lachtränen und bietet eines der besten Comedyensembles seit Jahren, das in egal welcher Kombination hervorragend funktioniert.
© 2014 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
8. Looking, Staffel 2
Die traurigste Absetzung des Jahres ist die der kleinen, aber feinen HBO-Dramedy "Looking", die trotz einer qualitativ enorm hochwertigen zweiten Staffel leider das Aus ereilte. Denn die Serie auf die Homosexualität ihrer männlichen Protagonisten zu reduzieren, wäre ein Fehler. "Looking" erzählt von Leben, von Beziehungen, von Familie und vor allem von der Freundschaft zwischen Patrick, Dom, Agustín und Doris. Sie erzählt von den Schwächen, die jeder einzelne zu überwinden versucht, von der Unterstützung in schwierigen Zeiten, von der Suche nach Liebe, von dem Wunsch, sein Leben endlich auf die Reihe zu bekommen. Somit ist es wirklich schade, dass "Looking" sich nach Staffel 2 verabschieden muss – was bleibt, ist die Hoffnung auf einen abschließenden Film, wie HBO ihn versprochen hat.
© 2014 Home Box Office, Inc. All rights reserved.
9. Girls, Staffel 4
So anmaßend, egozentrisch und nervenaufreibend die Protagonistinnen aus "Girls" oft auch sind, Lena Dunhams Dramedy ist und bleibt eine der unterhaltsamsten Formate über das turbulente Leben der aktuellen Mittzwanziger, diesen letzten Ausläufern der Generation Y. Dunham experimentiert weiter mutig in dieser vierten Staffel, lässt diverse Beziehungen zu Bruch gehen und neue entstehen, stellt die Freundschaft der vier Frauen auf eine Feuerprobe und zeigt in vielen Situationen die Probleme, Ängste, Neurosen, Träume und Wünsche dieser Generation wunderbar auf. Auch in seinem vierten Jahr hat "Girls" nichts von seiner Originalität und seinem Charme eingebüßt und zählt weiterhin zu einer der sehenswertesten Dramedies der TV-Landschaft.
© Netflix. ® All Rights Reserved
10. Orange Is the New Black, Staffel 3
Zum Schreien komisch, zu Tränen rührend – auch in der dritten Staffel von "Orange Is the New Black" liefern Jenji Kohan und ihr Team wieder großartige Unterhaltung rund um die Insassinnen aus Litchfield. Trotz der Fülle an Charakteren gelingt es den Autoren wunderbar, nicht zuletzt dank ihres vielseitigen, durchweg talentierten Castensembles, jeder Figur ihren Raum zu geben und sie zu authentischen Personen auszuformen. Dabei bleibt der Humor nie zu kurz – im Gegenteil, teilweise ist "Orange Is the New Black" einfach nur zum Brüllen. Danke Netflix!
Maria Gruber - myFanbase
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