Jahresrückblick - unsere Top-Serien 2015
Top-Serien von Nicole Oebel
© Scott Everett White, for MTV
1. Teen Wolf, Staffel 5A
"Reden über Liebe ist wie Tanzen über Architektur." - "Teen Wolf", das eben so gut "Leben und Lieben in Beacon Hills" heißen könnte, ist das, was "Twin Peaks" in den 90ern und "Gilmore Girls" in den 2000ern war: meine Lieblingsserie. Die Serie, an die nichts herankommt und neben der alles andere blass wirkt. Aber wie kommt es zu dieser Liebe? Einzig und allein durch das richtige Gesamtrezept: fähige Darsteller und aufgehende Sterne, die liebenswerten Charakteren Leben einhauchen und mit Leib und Seele bei der Sache sind; stringente, glaubhafte Charakterentwicklung, die nun im fünften Jahr für die beiden zentralen Hauptfiguren die bislang dramatischste Wendung genommen hat; Geschichten, die mitreißen; Identifikationspotenzial, Spannung, Humor und Tiefgang. Man könnte auch sagen, Jeff Davis' Worte sprechen zu mir und Russell Mulcahys kinematographische Ästhetik fesselt meinen Blick, aber am Ende erfasst "Reden über Liebe" eben nie alles.
2. Banshee, Staffel 3
Harte Jungs mit weichem Kern ziehen immer? Das wäre als Erklärung, warum "Banshee" eine herausragende Serie ist, viel zu einfach! Die stärksten Figuren in dieser Serie sind die Mädels, und selbst wenn der tragische Held in "Banshee" ein Mann ist, so sind es die Frauen in seinem Leben, die in der dritten Staffel seine Entwicklung bestimmen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere in "Banshee" sind komplex und trotz aller Action lässt die Serie sich viel Zeit beim Ausloten dieser Beziehungen. Die Ereignisse, die speziell in der herausragenden Episode #3.05 losgetreten wurden, haben eine unvergleichliche Wucht und beweisen den Wert furchtlosen Vorantreibens der Geschichte besonders im Hinblick auf den Tod beliebter Figuren. "Banshee" ist eine Serie, bei deren Action man mitfiebert wie bei einem Sportereignis, und deren Drama einem den Boden unter den Füßen wegzieht.
© NBC Universal
3. Hannibal, Staffel 3
"Hannibal" ist einfach der Augenschmauß schlechthin! Der künstlerische Anspruch der Serienmacher ist so hoch, dass man wohl unterwegs zu viele Zuschauer verloren hat, denn mit der dritten Staffel wurde dem Serienkiller der Todesstoß versetzt. Diese letzte Staffel jedoch hatte es in sich und man kann im Grunde von zwei Staffeln sprechen, "Hannibal in Italien" und "Der rote Drache". Beide Teile hatten alles zu bieten, was die Serie ausmacht: philosophische Dialoge, faszinierende Settings, einzigartige Kameraspielereien, grausam-schön inszenierte Morde, skurrilesten Humor und zu allen Schandtaten bereite Gaststars wie Richard Armitage und Gillian Anderson. Betrachtet man die "Hannibal"-Serie als Bryan Fullers Version von FanFiction, so hätte es kein traumhafteres Ende für Will Graham und Hannibal Lecter geben können. Der Showdown im Serienfinale zeigt Hugh Dancy und Mads Mikkelsen in Bestform!
© DirecTV
4. Kingdom, Staffel 2
"Kingdom" erinnert in seiner Machart an "Friday Night Lights" oder "Sons of Anarchy", die Kamera ist mitten im Geschehen, die Kameraführung unstet, das Kampfsport-Milieu wird mit all seinen Facetten schonungslos gezeigt, die Dialoge wirken echt, nichts ist auf Hochglanz poliert, die Geschichten folgen keiner klaren Linie. Das Handeln der Charaktere bleibt auch noch in der zweiten Staffel unvorhersehbar und überraschend und die Kämpfe sind schlichtweg atemberaubend, selbst wenn man eigentlich kein Fan von MMA ist - auch bei FNL oder SoA musste man kein Fan von American Football oder Motorrädern sein. Die Trumpfkarte hat "Kingdom" jedoch speziell mit einem Charakter und seinem Darsteller. Jay Kulina ist fraglos der ausgefallenste unter den Charakteren und die Art, wie Jonathan Tucker ihn darstellt, macht ihn zum Herz der Serie.
5. UnReal, Staffel 1
Shiri Appleby war für mich wahrlich kein Grund einzuschalten, konnte sie mich weder in "Roswell" noch in "Life Unexpected - Plötzlich Familie" auch nur ansatzweise mit ihren Charakteren erreichen. So kam "UnREAL" diesen Sommer als wahrer Überraschungserfolg. Die oftmals bitterböse Satire über die Arbeit an einer Flirting-Show hielt mich gebannt vor dem Bildschirm. Was mir anfangs noch wie ein Unfall vorkam, bei dem man nicht wegschauen kann, wurde zugänglich gerade durch den Charakter Shiri Applebys. In ihrer im wahrsten Sinne des Wortes ungeschminkten Art hatte die Figur unerwartet hohes Identifikationspotenzial, was für ungeheuere Spannung sorgte, was sie als nächstes tun und welche verheerenden Auswirkungen dies auf alle haben werde. Nicht zu vergessen ihre verquere Beziehung zur Spielmacherin, genial dargestellt von Constance Zimmer, von der ich in der nächsten Staffel sehr viel mehr sehen will!
6. Quantico, Staffel 1
Eine Network-Serie schleicht sich tatsächlich in diese Top 10. Selbst wenn "Hannibal" auch eine Network-Serie ist, so hat sie sicherlich auf niemanden jemals so gewirkt. "Quantico" hingegen ist so ein rundum gelungenes Guilty Pleasure. Vom Serienmacher unumwoben auf Erfolgskurs getrimmt, indem die Erfolgsrezepte von "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte", "Homeland" und "How to Get Away with Murder" einfach in einen Topf geworfen wurden, so kann ich schlicht un ergreifend sagen: Es funktioniert! Ich freue mich jede Woche darauf, diesen gutaussehenden FBI-Rekruten bei ihren lebenswichtigen Entscheidungen zuzusehen. Und an die Spitze des Ensembles Bollywoodstar Priyanka Chopra zu setzen, war eine klasse Idee und nachhaltig gute Entscheidung. Ebenso gut hätte ich auch HTGAWM an dieser Stelle nennen können, denn anders als in der 1. Staffel wuchsen mir alle Charaktere in Staffel 2 ans Herz.
© David Giesbrecht/USA Network
7. Mr. Robot, Staffel 1
Zu "Mr. Robot" fand ich zugegebenermaßen erst Zugang, nachdem ich bei der Cologne Conference Serienmacher Sam Esmail über seine entspannte Einstellung zum Thema Hacking in der Serie scherzen gehört hatte. Hatte ich mich vom Techno Babble im Piloten noch Abhängen lassen, überwand ich beim zweiten Versuch den Gedanken, jedes Wort verstehen zu müssen, und konnte mich so auf die Erforschung der Abgründe des Protagonisten Elliot Alderson einlassen. Ein fesselndes Charakterprotrait eines Menschen, dessen technologisches Know How seine soziale Inkompetenz und daraus resultierende Einsamkeit widerspiegeln. Selbst wenn für mich eine gewisse Schwäche in dem von Christian Slater gespielten Charakter zu finden ist, so holt Hauptdarsteller Rami Malek so viel aus seiner Figur heraus, dass man gerade in seinen Soloszenen gebannt auf den Bildschirm starrt.
8. Les Revenants, Staffel 2
Auch in der zweiten Staffel fesselt die französische Serie mit ihrer Bildsprache, der elegischen Musik Mogwais, der herausragenden Leistung des gesamten Ensembles und der oberflächlich ruhigen Atmosphäre. Mit der Aufklärung der Mysterien hat die Serie es nach wie vor nicht eilig, vielmehr konzentriert man sich weiter auf die emotionalen Auswirkungen, die die Rückkehr der Verstorbenen auf ihre Angehörigen hat. Während meistens alles in graue Nebenschwaden eingehüllt zu sein scheint, brodelt unter der Oberfläche die Unruhe - auch beim Zuschauer. Ein europäisches Serienjuwel, auf dessen zweite Staffel man fast drei Jahre warten musste. Es hat sich gelohnt!
© James Minchin/FX
9. Justified, Staffel 6
Das Kentucky-Crime-Drama hatte fünf Jahre lang gute Staffeln abgeliefert und mit Vorankündigung ging es dieses Jahr zu Ende. Denkt man an einstige Favoriten wie "Dexter", schwebt immer ein wenig Sorge mit, ob eine geliebte Serie zu einem guten Abschluss gebracht wird. "Justified" hat dies geschafft und dabei sogar eine ebenso gelungene wie willkommene Überraschung bereitgehalten. "You'll never leave Harlan alive" sowie Leben und Treiben der Hauptfiguren schien darauf hinzudeuten, dass es für sie nur einen Ausweg gibt. Anders als andere Crime-Dramen aber war "Justified" nie ausschließlich todernst. Es gab immer Charme und Humor, und so konzentrierte sich die Serie am Ende auf ihre allgegenwärtige Stärke: die Beziehung der drei zentralen Hauptfiguren, Raylan, Ava und Boyd, und vor allem die phantastische Chemie zwischen Timothy Olyphant und Walton Goggins. "We dug coal together!" wird als Zitat unvergessen bleiben.
10. Downton Abbey, Staffel 6
Die sechste und letzte Staffel bildet einen würdigen Abschluss für die Geschichten der Herrschaft und Dienerschaft der "Downton Abbey". Trotz des riesigen Ensembles wusste die Serie auch in ihrer finalen Staffel wieder jedem der liebgewonnen Charaktere eine passende Handlung auf den Leib zu schneidern, welche wie immer sowohl zum Fallen der Kinnlade wie zum Anfeuern und Mitfiebern anregten. Und mit dem Casting Matthew Goodes gelang der Serie in meinen Augen das Ünmögliche: der kühlen und von sich selbst überzeugten Lady Mary nach dem Unfalltod ihres Ehemanns Matthew einen neuen Mann an die Seite zu stellen, der das perfekte Gegenstück zu ihr darstellt.
Nicole Oebel - myFanbase
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