Jahresrückblick - unsere Top-Serien 2017
Top-Serien von Melanie Wolff
1. The Handmaid's Tale, Staffel 1
Selten hat mich in den letzten Jahren eine Serie emotional so sehr erschüttert wie es "The Handmaid's Tale" in dieser Season getan hat. Die erschreckende Prämisse von einer Welt, in der Frauen ihrer Rechte gänzlich beraubt und als Sklavinnen den Männer dienen, die sie nicht selten der Fortpflanzung wegen rituell vergewaltigen, ist schwere Kost, da die Dystopie gar nicht so unwahrscheinlich erscheint, blickt man einmal über den Tellerrand hinaus in Länder, in denen Frauen systematisch unterdrückt und gegängelt werden. Elizabeth Moss spielt dabei sensationell ergreifend eine der Mägde, die noch fruchtbar sind und der fast durchweg sterilen Obrigkeit nun Kinder schenken sollen, während ihre Persönlichkeit selbst mit Füßen getreten wird. Ihre stille Verzweiflung, gepaart mit dem kleinen Fünkchen Hoffnung, ihrer schier aussichtslosen Situation entfliehen zu können, treffen den Zuschauer nicht selten tief im Herzen. Auch Alexis' Bledel und ihr erschreckendes Schicksal bleibt tief in Erinnerung. Wahnsinnig eindrucksvoll und daher dieses Jahr das Beste, was man im TV sehen konnte.
2. Stranger Things, Staffel 2
Letztes Jahr war "Stranger Things" ein Phänomen, das niemand auf dem Schirm hatte. Umso gespannter durfte man auf die Fortsetzung der Hommage an die 80er-Jahre-Horror- und Science-Fiction-Filme sein. Und man wurde nicht enttäuscht. "Stranger Things" ist keine klassische Fortsetzung, es fühlt sich viel mehr wie ein zweiter Teil eines Films an, der natürlich auf den Geschehnissen des ersten Teils aufbaut, aber genauso viel Eigenständigkeit hat wie die 10 Episoden der 1. Staffel. Der Cast ist weiterhin großartig. Allen voran die nicht mehr ganz so jungen Kinderdarsteller wissen mit Charme und Witz zu überzeugen und ziehen sofort in ihren Bann. Wie schon die erste Staffel erwartet einen in "Stranger Things" eine spannend erzählte Geschichte, Grusel, Horror, Liebe, tollle 80er Jahre Musik und eine süße Liebesgeschichte. Nicht ganz geglückt ist dieses Mal die Hintergrundgeschichte, die rund um Elfie gestrickt wird, doch das lässt sich dank des großartigen Settings verschmerzen. "Stranger Things" ist auch in seiner zweiten Staffel sehenswertes Fernsehen geblieben, das den hohen Erwartungen gerecht werden konnte.

© Michele K.Short/Netflix
3. Better Call Saul, Staffel 3
"Better Call Saul" ist eine schwierige Serie. Im Prinzip verfolgen wir Jimmy McGill bei seinem Abstieg in die Untiefen des organisierten Verbrechens und werden Zeuge, wie ein Mensch, der sein Herz eigentlich am rechten Fleck hat, immer mehr zu dem schmierigen Anwalt aus "Breaking Bad" wird. Noch ist diese Transformation alles andere als abgeschlossen, aber in kleinen Momenten kann man erahnen, wie Jimmy zu Saul Goodman werden könnte. Wie "Breaking Bad" verzichtet "Better Call Saul" auf großen Krawall. Es ist weiterhin eine grandiose Charakterstudie mit zahlreichen, vielschichtigen Charakteren und jede Menge spannender Szenen. Die vielen kleinen Anspielungen auf die Mutterserie, wie auch der ein oder andere Charakter aus "Breaking Bad" sind zwar eine nette Hommage an ebendiese, jedoch hat "Better Call Saul" es schon lange nicht mehr nötig, sich hinter "Breaking Bad" zu verstecken. Es ist eine eigenständige Serie und wahnsinnig toll gemacht.

© Julia Terjung/Netflix
4. Dark, Staffel 1
Wer hätte gedacht, dass sich in meiner Top-10-Liste einmal eine deutsche Serie wiederfinden wird. Netflix' erste deutsche Eigenproduktion punktet dabei von einem grandiosen Setting und einer spannend erzählten Geschichte. Zugegeben, es dauert etwas, bis man das "Tatort"-Gefühl ablegen kann, um sich gänzlich auf das Science-Fiction-Drama einzulassen, aber wer es einmal über die ersten beiden langwierigen Einführungsepisoden geschafft hat, der wird mit einer nachvollziehbaren, spannenden und intelligenten Geschichte belohnt, der man sich nur schwer entziehen kann. Auf dem ersten Blick könnte man meinen, "Stranger Things" stand der Serie Pate, doch es wird schnell klar, dass lediglich das 80er-Jahre-Setting sich hin und wieder überschneidet, der Rest jedoch nichts mit dem US-Phänomen gemeinsam hat. Nun gut, etwas hat man gemeinsam: es wird eine wahnsinnig gute Story erzählt, die zu überraschen und zu fesseln weiß. Ich freue mich sehr auf Teil 2.

© 2017 USA Network Media, LLC; Peter Kramer/USA Network
5. The Sinner, Staffel 1
Kurz vor dem Jahresende hat sich "The Sinner" noch auf meine Liste geschlichen. Die Dramaserie um eine junge Mutter, die wie aus dem Nichts an einem sonnigen Familiennachmittag auf einen scheinbar vollkommen unbeteiligten Mann einsticht, geht tief unter die Haut. Jessica Biel verkörpert die seelisch schwer angeschlagene Cora Tannetti unglaublich intensiv. Nicht selten glaubt man sich in der Geschichte genauso verloren wie sie selbst. Langsam, durch zahlreiche Flashbacks erfährt man, was sie zu der Tat veranlasst hat und wieso sie gar nicht anders konnte. Eine interessantes, eindringliche Krimidrama, mit grandiosen Darstellern und ein paar unvorhersehbaren Wendungen lassen "The Sinner " zu einem wahren Geheimtipp werden.

© Netflix. ® All Rights Reserved
6. Orange is the New Black, Staffel 5
Es war durchaus riskant und mutig zugleich, die 5. Staffel in nur wenigen Tagen nach dem tragischen Tod von Poussey Washington spielen zu lassen. Es gelingt den Autoren, das Momentum, das ihr unerwartetes Ableben gegeben hat, schwungvoll und emotional umzusetzen. Dabei rückt Piper Chapman immer mehr in den Hintergrund und andere, wesentlich vielschichtigere Charaktere treten in die erste Reihe. Was folgt sind teils hoch-emotionale, teils aberwitzige Situationen. Man kann lachen und weinen, sich ärgern und sich freuen. Und mit der Idee, die Frauen gegen die immer sadistischeren Wärter revoltieren zu lassen, hat man einen grandiosen Weg eingeschlagen, der stellenweise zwar etwas zäh und mühsam ist, am Ende jedoch wert ist, dass man ihn beschritten hat. Natürlich gibt es den ein oder anderen Moment, der nicht ganz so gut gelungen ist, doch angesichts der vielen, sehr emotionalen Geschichten, kann man kleine Unzulänglichkeiten auch gerne mal übersehen.

© Eric Liebowitz/Netflix.
7. Unbreakable Kimmy Schmidt, Staffel 3
Auch in der dritten Staffel ist "Unbreakable Kimmy Schmidt" ein wahres Feuerwerk an tollen Gags und aberwitzigen Situationen, in die sich Kimmy immer wieder manövriert, doch man ertappt sich immer wieder dabei, wie man lacht und schmunzel und vor Faszination ob der oftmals sehr skurrilen Einfälle den Kopf schüttelt. "Unbreakable Kimmy Schmidt" ist Spaß pur, wenngleich man weiterhin versucht, Kimmys Seelenleben nicht zu kurz kommen zu lassen. Wir begleiten Kimmy weiterhin dabei, wie sie versucht, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Das gelingt Tina Fey mal mehr, mal weniger gut. Und so sind nicht selten die Szenen zwischen Ellie Kemper und Tituss Burgess die Szenen, in denen die Serie sein größtes Potential ausspielt: die Liebenswürdigkeit und Einzigartigkeit des Casts.

© 2017 MRC II Distribution Company L.P. All Rights Reserved.Television / Sky
8. House of Cards, Staffel 5
Mittlerweile ist "House of Cards" überschattet von den Vorwürfen sexueller Übergriffe durch Kevin Spacey, dass man fast ein wenig aus den Augen verliert, dass die Serie in der 5. Staffel einen deutlichen Qualitätssprung gemacht hat. Die Geschichten, die erzählt werden, sind spannend und unerwartet, dass es fast ein wenig schade ist, dass man den tiefen Fall des Francis Underwood nun on-screen nicht miterleben darf. Die Intrigen, die Skrupellosigkeit und die Ruchlosigkeit werden nun wohl durch Claire Underwood in neue Dimensionen geführt werden müssen und ich habe keine Zweifel, dass Robin Wright die Serie zu einem gebührenden Ende tragen kann. Bereits in Staffel 5 zeichnete sich ab, dass sie schon lange nicht mehr nur in Kevin Spaceys Schatten steht, sondern ihrer Claire eine derartige Tiefe verleiht, dass es schwer ist, sich ihr zu entziehen. Ich bin gespannt, wie die Serie enden wird. Staffel 5 hat vieles richtig gemacht.
9. Star Trek: Discovery, Staffel 1A
Sich in der neuen Staffel auf einen weiblichen 1. Offizier zu konzentrieren und auf ein Forschungsschiff der Föderation war auf den ersten Blick sicherlich mutig. Es funktioniert jedoch ganz gut. Ganz kann man auf den typischen Kriegsschauplatz von "Star Trek" nicht verzichten und verheddert sich teilweise ein wenig zu sehr in den Kampf gegen die Klingonen. Wie ein Kritiker in den USA einmal sagte: im Moment ist es zu sehr "Star Trek" und zu wenig "Discovery". Doch es macht Spaß, der neuen Crew bei ihren Abenteuern zuzusehen. Sonequa Martin-Green ist eine tolle Besetzung in einem Cast, der nach den ersten Episoden fast schon austauschbar erscheint und bereits zwei oder mehr Schlüsselspieler verloren hat. Man kann nur warten und hoffen, dass das gute Momentum, das die Serie aufgebaut hat, auch für die zweite Hälfte der Staffel reichen wird.
10. Mindhunter, Staffel 1
"Mindhunter" ist eine schwierige, teilweise unglaublich anstrengende Serie. Sie ist düster und vielschichtig, stellenweise aber auch sehr langatmig und zehrend. Typisch David Fincher möchte man meinen. Die Serie ist sehr detailverliebt und charakterorientiert, setzt dabei jedoch auf eine interessante Prämisse: nicht das "wer" oder das "wie" ist von zentraler Bedeutung, sondern das "warum", das hinter einer Tat steckt. Die Interviews der Agenten mit den Gefangenen, ihre Psychogramme und die immer schwierigere moralische Situation der Hauptcharaktere machen "Mindhunter" zu einer spannenden Unterhaltung, in die man sich erst einfinden muss, der man sich vor allem gegen Schluss der Staffel jedoch nur schwer entziehen kann.
Melanie Wolff - myFanbase
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