Emmys 2013 - Die Gewinner
Gestern, am 22. September 2013, war es wieder einmal soweit und die 65. Primetime Emmy Awards wurden in Los Angeles verliehen. Eine Liste der Gewinner findet ihr in dieser News, hier geht es nun um unsere Einschätzung dieser Gewinner.
Die Emmys sind sicher keine progressive Preisverleihung, so viel steht seit Jahren fest. Aber Jahr für Jahr schaffen sie es, eine gewisse Erwartungshaltung auf zumindest ein bisschen frischen Wind zu erzeugen, die dann bei der Preisverleihung doch wieder im Keim erstickt wird. So auch in diesem Jahr, in dem sich ein ganzer Haufen altbekannter Gesichter durchgesetzt hat. Zwar hatte man nach den Nominierungen, die vor allem eine große Dominanz für "House of Cards" versprachen, erwartet, es gäbe einen gewissen Zeitenwandel, aber der ist hier definitiv nicht eingetreten. Es wurden zwar einige Preise vergeben, die zeigen, dass in Einzelfällen auch einmal eine mutige und ungewöhnliche Wahl getroffen werden kann, aber in den meisten Kategorien hat sich doch das Gefühl der Sicherheit, die ein seit Jahren bekannter Emmy-Liebling nun einmal ausstrahlt, durchgesetzt. Und natürlich war auch wieder der Hollywood-Glamour-Faktor mit am Werk, der so manch verdiente Leistung überdeckt hat.
Die Gewinner im Bereich Drama
Beginnen wir mit der guten Nachricht: In einem Jahr, in dem das Rennen in der Königskategorie so offen war wie schon lange nicht mehr, hat sich ein sehr verdienter und durchaus auch überraschender Sieger durchgesetzt. Dass "Breaking Bad" inmitten der Konkurrenz des Seriensiegers "Mad Men" und Vorjahreslieblings "Homeland" diesen Preis abräumen könnte, hatten viele vorher gehofft, aber nur wenige zu träumen gewagt. Nun kann man vielleicht argumentieren, dass der hier ausgezeichnete Teil der fünften Staffel gar nicht der beste des bisherigen Verlaufs ist (und auch, dass wohl sowohl "Mad Men" als auch "Game of Thrones" ein Argument für die bessere Rundumqualität anführen könnten). Aber bei einem derartigen Underdog, der sich Schritt für Schritt durch pure Qualität immer weiter ins Bewusstsein der Emmys vorarbeiten konnte und nun endlich, kurz vor dem Serienende, dort angekommen ist, kann man dies nicht wirklich ernsthaft bemängeln. Nun steht vielleicht der Weg offen, im nächsten Jahr aufgrund der überragenden Leistung der finalen Staffel, die mit Sicherheit in die Annalen der Seriengeschichte eingehen wird, einen Rundumschlag zu schaffen.
Zwar musste sich hier Bryan Cranston als bester Hauptdarsteller noch geschlagen geben (dazu gleich mehr), und auch die männlichen Nebendarsteller Aaron Paul und Jonathan Banks hatten in ihrem Feld leider kein Glück, aber dafür wurde Anna Gunn vollkommen zu Recht als beste Nebendarstellerin geehrt. Sie wurde von vielen im Vorfeld aufgrund ihrer grandiosen Leistung in der relevanten Episode #5.04 51 favorisiert, aber man wusste dennoch nicht, ob sie es wirklich schaffen würde.
Dass Bryan Cranston sich aber ausgerechnet Jeff Daniels beugen musste, der in "The Newsroom" zwar sicher solide spielt, aber sich einfach nicht mit dem messen kann, was sowohl Cranston als auch Jon Hamm auf täglicher Basis abliefern, ist eine Schande. Auch Damian Lewis war klar besser in "Homeland" und hatte die herausfordernde Rolle. Offensichtlich hat hier der große Name, eben auch bekannt aus zahlreichen Hollywoodfilmen, mehr gezählt, als die tatsächlich abgelieferte Leistung. Cranston kann sich hier mit seinen drei gewonnenen Trophäen sicher trösten, für Jon Hamm wird der dauernde Verlust aber langsam wirklich bitter.
Bei den Hauptdarstellerinnen konnte sich im zweiten Jahr nacheinander Claire Danes für ihren Part in "Homeland" durchsetzen. Zwar war der Sieg dieses Mal nicht derart ungefährdet wie noch nach Staffel 1, was auch an der wirklich hochklassigen Konkurrenz lag, die so stark wie lange nicht mehr war. Dennoch bleibt Claire Danes durchaus zu Recht die unangefochtene Meisterin in ihrem Feld. Es wird aber nächstes Jahr sicher spannend, besonders in Bezug darauf, wie sich die Qualität von "Homeland" weiter entwickelt. Denn dass die nachgelassen hat, haben wohl auch die Emmys bemerkt, schließlich konnte die Serie den Siegesrundumschlag des Vorjahres nicht wiederholen.
Besonders schade dabei ist, dass so auch Mandy Patinkin nicht ausgezeichnet wurde, der trotz der schwankenden Qualität von "Homeland" insgesamt zweifellos eine der besten Darstellerleistungen überhaupt abliefert. Seine durch Understatement gekennzeichnete Arbeit musste sich aber, ebenso wie eine ähnlich angelehnte Arbeit von Jonathan Banks in "Breaking Bad", der großen Bösewichtsshow von Bobby Cannavale in "Boardwalk Empire" geschlagen geben. Damit hat man im Vorfeld wirklich nicht gerechnet, galt doch eher Aaron Paul als der Mann, der vor einem möglichen Gewinn entweder von Jonathan Banks oder Mandy Patinkin steht. Aber es kam anders, offensichtlich hat man hier die Chance gesehen, endlich einmal "Boardwalk Empire" mit einem Darstellerpreis auszuzeichnen.
Ebenfalls hoch gehandelt werden bei den Dramaserien immer die Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch. In ersterer Kategorie hat erwartungsgemäß David Fincher den Preis gewonnen, schließlich gehört es bei den Emmys schon fast zum guten Ton, angetretenen Hollywood-Regisseuren einen Preis zu verleihen. Schade um die geniale Arbeit von "Breaking Bad"-Regisseurin Michelle MacLaren, die aber hoffentlich nächstes Jahr lediglich ernste Konkurrenz aus dem eigenen Lager bekommen wird. Für "House of Cards" war dies aber der einzige Preis in den Hauptkategorien, und dies war auch der, mit dem man im Vorfeld fest rechnen konnte. Die ganz große Netflix-Revolution ist also vorerst ausgeblieben, dafür war aber auch "House of Cards" trotz des neuen Vertriebsweges zu altbacken und standardmäßig vom Inhalt her.
Als bestes Drehbuch wurde posthum Henry Bromell mit dem Emmy für sein Drehbuch zur "Homeland"-Episode #2.05 Q&A geehrt. Dies ist eine leider zu spät kommende, aber wohl verdiente Ehrung für den angesehenen Drehbuchveteran, der im vergangenen Jahr überraschend verstorben ist.
Die Gewinner im Bereich Comedy
Seit "Modern Family" die Emmys Jahr für Jahr in den Comedy-Kategorien dominiert, ist dieser Bereich durchaus langweilig geworden. So kann man es sicher begrüßen, dass der große Favorit zwar wieder als beste Comedyserie und mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde, sonst aber keine weiteren Hauptpreise einheimsen konnte. Das bedeutet, dass erstmals seit vier Jahren wieder andere Darsteller eine Chance auf die Nebendarstellerpreise hatten. So wurden eben doch vollkommen überraschend in diesem Jahr Merritt Wever für ihren Part in "Nurse Jackie" und Tony Hale in "Veep" als beste Nebendarstellerin und bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Aufgrund der jahrelangen Dominanz für "Modern Family" ist diese Abwechslung sicher zu begrüßen, vor allem da Wever schon seit Jahren als Comedy-Geheimtipp gilt und hier erstmals die große Aufmerksamkeit erhält, die ihr zweifellos gebührt. Dass bei den Herren leider nicht Adam Driver für seine aufwühlende Darstellung in "Girls" ausgezeichnet wurde, ist zwar schade, aber mit Tony Hale hat sich durchaus ein würdiger Sieger gefunden.
In den Hauptdarstellerkategorien hat sich hingegen Stagnation breit gemacht, bei den Damen gewann wieder einmal Julia Louis-Dreyfus und bei den Herren wurde zum dritten Mal Jim Parsons ausgezeichnet. Beide sind keine unverdienten Sieger, aber diese Konstanz unter den Gewinnern suggeriert eine Dominanz, die nun wahrlich nicht gerechtfertigt ist. Sowohl "Modern Family" als Serie, als auch Parsons und Dreyfus als Darsteller stehen nicht so weit über ihren Konkurrenten, dass nicht auch andere einen Sieg verdient hätten. Bei den Herren haben besonders Louis C.K. und Alec Baldwin großartige Leistungen abgeliefert, auch Don Cheadle trägt "House of Lies" souverän auf seinen Schultern. Zumal ohne einen Gewinn seinerseits, oder vielleicht von Kerry Washington bei den Drama-Hauptdarstellerinnen, wieder nur weiße Schauspieler ausgezeichnet wurden; eine Tatsache, die der Jury eigentlich zu denken geben sollte. Bei den Damen scheiterten auch in diesem Jahr wieder Comedy-Ikonen wie Amy Poehler, oder Frauen, die die gesellschaftliche Debatte prägten wie Lena Dunham, die mit einem Gewinn durchaus ein Zeichen für eine neue Ära der Bedeutung von weiblichen Schauspielern hätten setzen können. Aber dafür sind die Emmys dann doch zu konservativ, um derartige Impulse auszulösen.
Auch die starke Abschiedsstaffel von "30 Rock" hat bis auf einen Preis für das beste Drehbuch des Finales, welches Tina Fey und Tracey Whigfield gemeinsam verfassten, keine Anerkennung gefunden. So kann aber wenigstens Tina Fey, die die letzte Epoche in Sachen Comedy-Unterhaltung doch enorm beeinflusste, eine Form der Anerkennung mit nach Hause nehmen. Für die Regie wurde wie oben angesprochen Gail Mancuso für #4.07 Arrested von "Modern Family" geehrt.
Zur Galerie mit 14 Bildern |
Die Gewinner im Bereich der Miniserien und TV-Filme
Die Hauptpreise bei den Miniserien wurden ohne viele Überraschungen vergeben, Michael Douglas wurde wie erwartet für seinen Part in "Liberace" ausgezeichnet, ebenso wie der Film als solcher und Regisseur Steven Soderbergh. So weit so erwartbar, dass aber Laura Linney durch den Kategoriewechsel von "The Big C" einen Emmy als beste Hauptdarstellerin einheimsen würde, ist da schon unerwarteter. Sie hat damit die Riege um Helen Mirren, Jessica Lange und Sigourney Weaver ausgestochen, was eine beachtliche Leistung ist.
Auch bei den Nebendarstellern kamen eher ungewöhnliche Ergebnisse zustande, so wurde James Cromwell als bester Nebendarsteller für "American Horror Story" ausgezeichnet und Ellen Burstyn für "Political Animals". Und zu guter Letzt gewann Abbie Morgan für ihr Drehbuch von "The Hour", welches eine letzte Genugtuung für die leider zu früh abgesetzte BBC-Produktion darstellt. Damit konnte aber leider die sehr gute Miniserie "Top of the Lake" keinen Preis hier gewinnen.
Fazit
Der große Gewinner der diesjährigen Emmys ist damit keiner der regelmäßig ausgestrahlten TV-Serien, sondern der Fernsehfilm "Liberace" mit insgesamt 11 Preisen, somit hat man im Medium TV doch wieder einmal dem großen Bruder Kino gehuldigt. Danach folgt erst "Boardwalk Empire" mit insgesamt fünf Auszeichnungen, auch "Breaking Bad" darf sich mit seinen drei Emmys als großer Gewinner fühlen. "Mad Men" ging dagegen völlig leer aus und auch die zwei Emmys für "Modern Family" sind ein deutlicher Rückschritt, das gleiche gilt für den Vorjahresabräumer "Homeland".
Wie eigentlich jedes Jahr an dieser Stelle macht sich so in erster Linie Enttäuschung breit, zwar gibt es ein paar wenige wohlverdiente Überraschungsgewinner, auf breiter Linie hat sich aber doch wieder die sichere, und damit doch recht konservative und langweilige Wahl durchgesetzt. Damit beweisen die Emmys wieder einmal, dass sie gerne einmal einen bestehenden Trend aufgreifen und nach langer Vorarbeit auch ehren, wie hier mit "Breaking Bad" geschehen, aber die Emmys sind auch nicht der Ort, von dem Veränderungen in der Branche ausgehen. Sie werden weder ausgelöst noch bestärkt, sondern im Zweifelsfall nur nach vollzogener Revolution bestätigt.
Cindy Scholz - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
23.11.2024 17:22 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich bin auf deine Meinung gespannt. Ob ich weiterschauen... mehr