Emmys 2014 - Die Gewinner
Die 66. Primetime Emmy Awards wurden am gestrigen 25. August 2014 verliehen und nachdem nun alle Preise verteilt sind, drängen sich dem zuschauenden TV-Fan einige kategorienübergreifende Erkenntnisse auf. Zum einen wäre da die Tatsache, dass die große Streaming-Revolution ausblieb, denn die zahlreich nominierten Netflix-Serien "Orange Is the New Black" und "House of Cards" konnten keine Preise einheimsen (allerdings gab es für "Orange Is the New Black" zuvor bei den Creative Arts Emmys einige Preise, unter anderem die Trophäe als Beste Gastdarstellerin für Uzo Aduba). Auch der vieldiskutierte Kategorienwechsel von "True Detective", welches viele bei den Miniserien erwartet hatten, was aber letztendlich bei den Dramaserien ins Rennen ging, hat sich nicht in einen Preisregen umsetzen lassen und kann nun wohl als Fehlkalkulation von HBO bezeichnet werden (mehr dazu, wenn wir uns ausführlicher mit den Miniserien und Dramaserien beschäftigen). Aber das offensichtliche nach dieser Verleihung ist es wohl, dass nichts so sehr einen Emmy-Gewinn begünstigt, wie bereits ein Emmy-Gewinner zu sein. Von den acht großen Darstellerpreisen bei den Drama- und Comedyserien haben alle acht bereits einen Emmy zu Hause, und bis auf Allison Janney alle (teilweise mehrfach) für die Rolle, für die sie hier ausgezeichnet wurden. Auch die Serien sind Wiederholungstäter, und sogar bei den Drehbuchschreibern und Regisseuren gab es zwei bekannte Gewinner, aber wenigstens auch zwei neue Gesichter. Insgesamt sind also nur drei der Preise bei den wiederkehrenden Serien an neue Preisträger gegangen.
Blicken wir aber nun einmal genauer auf die Gewinner in den einzelnen Kategorien und tun dies in der Reihenfolge, wie sie während der Verleihungsveranstaltung ausgehändigt wurden. So könnt auch ihr als Leser noch einmal an meiner Stimmung teilhaben, die von entsetzt, über irritiert bis hin zu endlich halbwegs guter Laune reichte.
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Die Gewinner im Bereich Comedy
© Television Academy; Vince Bucci/Invision for the Television Academy/AP Images
Begonnen hat die Verleihung gleich mit der Versicherung, dass auch in diesem Jahr die Liebe der Emmy-Jury in Sachen "Modern Family" nicht nachgelassen hat. Und das, nachdem man im letzten Jahr noch das Gefühl bekam, dass langsam auch einmal andere Comedyserien zum Zuge kommen dürfen, schließlich musste man dort bis zum großen Preis am Ende der Show auf den ersten Sieg für "Modern Family" warten. Aber hier wurde gleich zu Beginn Ty Burrell als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet, und die beiden kleinen Hoffnungsträger Andre Braugher und Adam Driver kamen nicht an gegen den Emmy-Todesstern "Modern Family". Auch der Preis für die beste Regie ging an "Modern Family", um genau zu sein an Gail Mancuso, die für die Folge #5.18 Las Vegas ausgezeichnet wurde. Ein wenig Abwechslung bot dann der Preis für die Beste Nebendarstellerin, denn den gewann Allison Janney für "Mom". Allerdings muss man auch dazu sagen, dass Janney bereits fünf Emmys ihr Eigen nennt und in diesem Jahr sogar zwei gewann, schließlich wurde sie bereits letzte Woche als Beste Gastdarstellerin in einer Dramaserie ausgezeichnet.
© Television Academy; Vince Bucci/Invision for the Television Academy/AP Images
Und auch der frisch gekrönte Beste Hauptdarsteller ist ein alter bekannter, ebenso wie die neue alte Beste Hauptdarstellerin. Damit kann Jim Parsons nun vier Emmys für seinen Part als Sheldon Cooper sein Eigen nennen und auch Julia Louis-Dreyfus hat für "Veep" nun bereits den dritten Emmy in Folge gewonnen. Und auch wenn der Sieg für Louis C.K. in der Kategorie Bestes Drehbuch sich im ersten Moment frisch und überraschend anfühlte, merkte man doch spätestens beim Nachschlagen der letzten Emmy-Jahre, dass auch er bereits für seine "Louie"-Drehbücher im Jahre 2012 ausgezeichnet wurde. Schlussendlich ging der große Preis des Abends dann nach dieser Vorentwicklung folgerichtig an "Modern Family", welches nun zum fünften Mal in Folge ganz oben auf dem Treppchen stand und mit "Frasier" in Sachen Emmy-Gewinne gleichzog.
Die im Vorfeld von manchen Branchenkennern erwartet Wachablösung bei den Comedyserien blieb also aus. Weder das erfrischende Netflix-Projekt "Orange Is the New Black", noch die mit den Jahren immer mehr Prestige einsammelnde HBO-Serie "Veep" konnten den Seriensieger vom Thron stoßen. Und im Umfeld all der Seriensieger könnte man glauben, dass Hollywood in Sachen TV-Comedys nur stagnierende Qualität produziert, was der Branche einfach nicht gerecht wird.
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Die Gewinner im Bereich Miniserien und TV-Filme
Kommen wir nun zu dem Part, an dem meine Stimmung als Zuschauerin der Verleihung, die im Vorfeld myFanbase-bedingt einige Zeit in diese eigentlich harmlose Gewohnheit der Preisvergabe investiert hat, von leicht genervt in Richtung irritiert wechselte. Denn hatten im Vorfeld noch so ziemlich alle Experten einen Siegeszug für den HBO-Film "The New Normal" vorausgesagt, gemischt mit ein paar verdienten Trophäen für die FX-Anthologie-Serie "Fargo", war es am Ende völlig überraschend "Sherlock", das die meisten Preise hier einheimste. Ich muss ehrlich gestehen, hätte mir jemand im Vorfeld einen Emmy-Tipp mit Benedict Cumberbatch als Bestem Hauptdarsteller, Martin Freeman als Bestem Nebendarsteller und Steven Moffat als Gewinner in Sachen Drehbuch präsentiert, ich weiß nicht, ob ich mir mein ungläubiges angeblich besser wissendes Lachen hätte verkneifen können. Aber genau das ist hier passiert und damit mussten sowohl Larry Kramer für das Drehbuch von "The Normal Heart" (mit einem Sieg für David Simon für das "Treme"-Serienfinale hatte wohl niemand ernsthaft gerechnet, auch wenn ich heimlich darauf gehofft habe), aber auch Schauspielkollegen wie Billy Bob Thornton, Mark Ruffalo, sowie Matt Bomer und Jim Parsons die als Beste Nebendarsteller klar favorisiert waren, ihre Niederlage eingestehen.
HBO kann mit dieser Ausbeute sicher nicht zufrieden sein, denn schließlich hat man "True Detective" sicher auch deshalb in die Dramakategorie geschickt, damit sich "True Detective" und "The New Normal" nicht in die Quere kommen und bei den Emmys insgesamt möglichst viele der bei HBO beheimateten Filmstars eine Trophäe erhalten. Herausgekommen ist dann die Minimalausbeute, wäre "True Detective" hier angetreten, sähe dies wohl ganz anders aus.
© Television Academy; Vince Bucci/Invision for the Television Academy/AP Images
Bei den Damen konnte ebenfalls sehr überraschend "American Horror Story" die beiden Preise einheimsen, denn Kathy Bates setzte sich gegen die hoch favorisierte Julia Roberts (die aber im Gegensatz zu Kathy Bates noch nie einen Emmy gewonnen hat, vielleicht war dies ja der entscheidende Faktor?) und die Gewinnerin der Herzen Allison Tolman durch und auch Jessica Lange kann sich nun als Beste Hauptdarstellerin bezeichnen. Beide sind große Namen im TV- und Filmgeschäft und wirklich überraschend kamen ihre Siege daher wohl nicht, aber die schwächelnde Qualität von "American Horror Story" hatte es im Vorfeld doch eher unwahrscheinlich erscheinen lassen. Aber gut, an den beiden Schauspieldiven lag dies ganz sicher nicht.
Die Preisvergabe bei den Miniserien und TV-Filmen lief bis hin zu den Hauptpreisen derart ungewöhnlich, dass man langsam an den Vorhersagen und der eigenen Expertise zu zweifeln begann und fast schon vermutete, dass "Sherlock" für seine mittelprächtige dritte Staffel (die verwirrender Weise auch noch als TV-Film antritt) auch noch gegen "The Normal Heart" triumphiert, aber als der beste TV-Film verkündet wurde, konnte dann doch noch Ryan Murphy zusammen mit seiner gesamten Crew einmal auf die Bühne kommen.
Und auch "Fargo" konnte den Abend dann doch noch versöhnlich abschließen, denn der Preis als Beste Miniserie ging am Ende doch erwartungsgemäß an die FX-Serie. Damit kann FX seinen ersten großen Emmy verbuchen, ein wichtiger Preis für den Premiumkabelsender. Auch für die Regie setzte sich "Fargo" mit Colin Buckley gegen die Konkurrenz, u.a. Ryan Murphy, durch.
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Die Gewinner im Bereich Drama
Kommen wir schlussendlich nun zum Teil dieser Kolumne, in dem ich mir selbst widerspreche und mich uneingeschränkt für eine ganze Reihe von Wiederholungsgewinnern freue. Vielleicht liegt es im Falle des nahezu kompletten Rundumsiegs von "Breaking Bad" ja daran, dass die Serie lange als Underdog galt und sich bei den Emmys erst Jahr für Jahr steigern musste, um an diesen Punkt zu gelangen. Vielleicht aber auch daran, dass obwohl ich dem eigentlichen Serienfinale von "Breaking Bad" durchaus ambivalent gegenüberstehe, ich dennoch der Meinung bin, dass keine andere Serie einen derart starken Einfluss auf die TV-Landschaft der letzten Season hatte wie diese finalen acht Folgen von "Breaking Bad". Am Ende ist es aber wohl doch die Power von #5.14 Ozymandias, die Episode, mit der sowohl Bryan Cranston als Bester Hauptdarsteller, Anna Gunn als Beste Nebendarstellerin und Moira Walley-Beckett (eine der wenigen Erstlingsgewinnerinnen) für das Beste Drehbuch zum Sieg gelangten. Das war einfach eine absolute Sternstunde der TV-Unterhaltung und hat diese Preise, auch in der Menge, schlicht und ergreifend absolut verdient.
Aber auch Aaron Paul konnte erneut als Bester Nebendarsteller überzeugen, für ihn ist es der dritte Sieg, während Cranston zum vierten und Anna Gunn zum zweiten Mal ausgezeichnet wurden. Sicher kann man hier auf mehr Abwechslung bei den Preisen hoffen, aber irgendwie kann man der grandiosen Serie diesen Siegeszug auch nicht verübeln. Und das hat wohl dann doch auch mit der Tatsache zu tun, dass "True Detective" hier eine wirklich starke Konkurrenz lieferte. Hätte man seit letztem September mehr oder weniger fest mit all diesen Siegen gerechnet, wäre der Triumph hier wohl weniger süß ausgefallen, aber gerade dank des Rennen der Titanen zwischen Bryan Cranston und Matthew McConaughey war die Kategorie so spannend, dass es einfach einen Heidenspaß gemacht hat mitzufiebern.
Zwei Preise der Kategorie Drama gingen an diesem Abend nicht an "Breaking Bad", und Cary Fukunaga, der als Bester Regisseur für "True Detective" ausgezeichnet wurde, kann sich dabei sogar auf die Fahnen schreiben, in direkter Konkurrenz zur allmächtigen Serie angetreten zu sein. Damit hat auch "True Detective" einen der wichtigen Preise einheimsen können, zumal gerade die Regiearbeit der Serie eben auch Maßstäbe gesetzt hat. Bei den Hauptdarstellerinnen konnte Julianna Margulies zum zweiten Mal einen Emmy für ihren Part der Alicia Florrick in "Good Wife" mit nach Hause nehmen, was gerade deshalb beeindruckend ist, da sie im letzten Jahr sogar aus dem Feld der Nominierten herausgefallen war.
Fazit
Same old, same old, das ist das beherrschende Fazit dieser Preisverleihung, wo man hinschaut Wiederholungssieger, die Emmys scheinen in diesem Jahr keinen Sinn auf Veränderungen gehabt zu haben. Nächstes Jahr muss zumindest bei den Dramaserien ein wenig frisches Blut in die Gewinnerreihen kommen, man kann nur hoffen, dass dies auch bei anderen Kategorien der Fall sein wird.
Cindy Scholz - myFanbase
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