Die Gewinner im Bereich Film
Es gibt ihn wohl auch in diesem Jahr – den klaren Favoriten auf den Oscar, der sich aus dem Feld der vielen nominierten Filme bei der Verleihung der Golden Globes herauskristallisierte. Zur Überraschung weniger ist dies der französische Schwarz-Weiß-Stummfilm "The Artist", der auch schon im Vorfeld zu den Golden Globes als großer Favorit galt. Auch im Film-Bereich gab es Favoriten, die nicht nominiert wurden, doch die Namen auf der Liste hätten eigentlich durchweg alle einen Preis verdient gehabt.
Die Gewinner im Bereich Drama
Hier heißt es - It's Clooney's time. Denn George Clooney ist gleichzeitig einer der Gewinner des Abends und doch auch ein großer Verlierer. Während er für den Film "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten" ausgezeichnet wurde, ist Clooneys Film "The Ides of March – Tage des Verrats", der mit vier Nominierungen ins Rennen ging, komplett leer ausgeblieben. Für seine Darstellung als überforderter Familienvater, der nach dem Unfall seiner Frau mit seinen pubertierenden Töchtern konfrontiert wird, wurde er aber als bester Hauptdarsteller geehrt. Damit ist Clooney zum ersten Mal als Hauptdarsteller für einen Drama-Film ausgezeichnet worden. Bereits im Jahr 2001 wurde ihm gleiche Ehre bei dem Film "O Brother, Where Art Thou? - Eine Mississippi-Odyssee" zuteil, der als Comedy/Musical gewertet wurde. Als Nebendarsteller wurde Clooney später, im Jahr 2006, für den Film "Syriana" ausgezeichnet. Mit der Darstellung in dem Drama hat Clooney jetzt beste Chancen auf seine vierte Oscarnominierung als Darsteller. Da jedoch die Preise bei den Oscars nicht mehr zwischen Drama und Comedy/Musical getrennt werden, könnte er sich hier am großen Favoriten aus dem Comedy-Genre die Zähne ausbeißen.
Gleiches Schicksal könnte auch dem Film "The Descendants" blühen, der als bester Drama-Film ausgezeichnet wurde. Das Drama, das insgesamt fünf Mal nominiert war, räumte somit zwei (große) Preise ab und ist damit unter den Drama-Filmen der große Abräumer. In der Kategorie der besten Hauptdarstellerin überraschte die Auswahl der Jury dann doch, als nicht die hochfavorisierte Viola Davis, sondern Meryl Streep ausgezeichnet wurde, der selber die Überraschung ins Gesicht geschrieben schien. Streep erhielt mit der Darstellung der britischen Premierministerin Margret Thatcher in dem Film "The Iron Lady" ihren insgesamt achten Globe.
Die Gewinner im Bereich Comedy oder Musical
Der große Abräumer der Golden Globes und gleichzeitig auch der heißeste Anwärter auf einen Oscar kommt aber aus dem Genre Comedy und Musical. Es ist der französische Stummfilm "The Artist", der das Publikum wie auch die Jury weltweit verzauberte. Da das Team hauptsächlich aus französischen Staatsmännern besteht, gab es eine Menge französischen Akzent zu hören bei den Dankesreden. Der Produzent Thomas Langmann erzählte in seiner Dankesrede die Geschichte, wie einst sein Vater einen Oscar gewonnen hatte, sich das Ticket nach Los Angeles jedoch nicht leisten konnte. Ihm wird es im nächsten Monat wohl anders ergehen, wenn "The Artist" auch bei den Oscars als großer Favorit ins Rennen geht. Drei Mal wurde der Film gestern ausgezeichnet, einmal als Bester Film Comedy oder Musical, für seinen Hauptdarsteller Jean Dujardin und für seinen Score von Ludovic Bource. Für die Darstellung der Marilyn Monroe in dem Film "My Week With Marilyn" wurde Michelle Williams in dem Genre geehrt. Damit erhielt Williams ganze 52 Jahre nach Monroe die gleiche Auszeichnung wie die Frau, die sie in dem Film darstellt.
Andere Auszeichnungen
Auch die übrigen Film-Auszeichnungen bei den diesjährigen Golden Globe-Awards gingen ohne große Überraschungen über die Bühne. Als bester Nebendarsteller wurde – wie erwartet – Christopher Plummer für sein Portrait des schwulen Vaters in dem Film "Beginners" ausgezeichnet. Auch der weibliche Nebendarstellerpreis ging an die favorisierte Octavia Spencer für ihre Darstellung in "The Help", die mit ihrer rührenden Dankensrede nicht nur Melissa McCarthy Tränen in die Augen jagte.
Auch der Regie-Preis für Martin Scorsese und seinen Film "Hugo Cabret" dürfte keine große Überraschung sein, zumal sein Film auch für den Hauptpreis im Drama-Genre durchaus ein heißer Anwärter gewesen ist. Woody Allens "Midnight in Paris" überzeugte in dem Genre des Drehbuchs, welches hier – anders als beim späteren Oscar – nicht zwischen adaptiertem und Original-Drehbuch unterscheidet. Madonnas zweiter eigener Film "W.E", der mit schlechten Kritiken kämpft, wurde für den besten Song, der von der Queen of Pop selbst stammt, ausgezeichnet. Der große Name konnte sich bei dem besten fremdsprachigem Film nicht durchsetzen, denn der von Angelina Jolie gedrehte Film "In the Land of Blood and Honey" erhielt nicht den Preis der Jury. Den erhielt der iranische Beitrag "Nader und Simin – eine Trennung", der unter dem internationalen Titel "A Separation" wohl bekannter sein dürfte. Als bester Animationsfilm wurde Großmeister Steven Spielberg für seinen Film "Die Abenteuer von Tim und Struppi" ausgezeichnet.
Fazit
Keine großen Überraschungen, verdiente Auszeichnungen und ein George Clooney, der wohl gleichzeitig der Gewinner und der Verlierer des Abends sein dürfte. Alles in allem waren dies durchweg gelungene Golden Globes für die Filmschaffenden. Und doch werden die amerikanischen Filmemacher nicht allzu froh darüber sein, von einem kleinen, günstigen französischen Film so in den Hintergrund gestellt worden zu sein. "The Artist" ist und bleibt der Film dieser Season und geht damit als großer Favorit ins Oscarrennen.
Eva Klose - myFanbase
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