Golden Globes 2015 - Die Gewinner im Bereich TV

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Die Hollywood Foreign Press Association hat zum 72. Mal die Golden Globes verliehen. Die Zeremonie wurde von den beiden erfahrenen Moderatoren Tina Fey und Amy Poehler, mit der gelegentlichen Hilfe von Margaret Cho moderiert. Die beiden haben wie immer amüsant, aber dieses Jahr auch erstaunlich bissig, durch den Abend geführt und eine für Hollywood-Verhältnisse sehr zeitgenössisch-politische Veranstaltung geleitet.

Die TV-Preise bei den Golden Globes sind einerseits nur ein Anhängsel an die für die HFPA viel wichtigeren Filmawards, aber in einigen Kategorien haben es die Preisträger gerade im TV-Bereich geschafft, nicht nur für ausgezeichnete Arbeit geehrt zu werden, sondern ihren Moment auf der Bühne dazu genutzt, um wichtige gesellschaftspolitische Zeichen zu setzen. Denn einige der Gewinner stehen stellvertretend für einen Zeitenwandel im TV. Immer mehr Geschichten über Menschen, die sonst nie im Rampenlicht einer großartig erzählten TV-Serie standen, finden ihren Weg auf die Bildschirme. Ob es die lateinamerikanische Bevölkerungsgruppe ist, die Transgender-Community oder die schwulen und lesbischen Mitbürger und die Historie der frühen AIDS-Katastrophe.

Die Gewinner der Kategorie Drama

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Ruth Wilson, Luther
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Bei den Dramaserie ist der Geist des gesellschaftspolitischen Umbruchs leider nicht so zu spüren. Zwar hat mit "The Affair" ein Neustart gewonnen, in dessen Fokus aber vier weiße Mittelständler stehen, die sich mit dem doch recht trivialen Thema einer außerehelichen Affäre beschäftigen. Im Umfeld der nominierten Serien geht der Gewinn für "The Affair" durchaus in Ordnung, auch wenn in meinen Augen "Good Wife" und "Game of Thrones" bessere Staffeln abgeliefert haben. Auch die Hauptdarstellerin der Serie, Ruth Wilson wurde mit einem Preis geehrt. Bei den Herren hat Kevin Spacey für "House of Cards" seinen ersten Golden Globe gewonnen, für eine Performance die oftmals ans Overacting grenzt in einer Serie, die außer dem Vertrieb über Netflix nicht viel Grenzüberschreitendes vorzuweisen hat. Diese drei sind sicher keine unwürdigen Gewinner, und im Anbetracht der sehr konservativen Nominierungen war ein solches Ergebnis zu erwarten, aber das Genre bleibt in diesem Jahr im Vergleich zu den beiden anderen TV-Kategorien doch das langweiligste.

Als beste Nebendarstellerin, in einer Kategorie die alle drei Fernsehgenres umfasst, wurde Joanne Froggatt für "Downton Abbey" mit einem Golden Globe geehrt, was sicher einer der überraschendsten Gewinne des Abends war, angesichts der starken Konkurrenz wie Kathy Bates und Allison Janney.

Der Gewinner der Kategorie Musical und Comedy

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Transparent
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Wie viel aufregender ist dagegen die Kategorie der Comedy- und Musicalserien. Zumal hier alle wichtigen Preise an bahnbrechende Produktionen gingen, deren Redner auf der Bühne alle die Gelegenheit nutzen, um ihre Stimme für die sprechen zu lassen, die sonst so selten gehört werden. Jill Solloway, die als Showrunnerin der Gewinnerserie "Transparent" den Golden Globe in Empfang nehmen durfte, erinnerte an den vor einigen Tagen geschehenen Selbstmord der jungen Leelah Alcorn, die aufgrund der Transphobie der sie in ihrem Alltag ausgesetzt war, sich das Leben nahm. Sie widmete ihren Preis der transgender Community, ebenso wie Jeffrey Tambor, der als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Beiden war anzumerken, dass dieses Projekt ihr Leben verändert hat. Diese Auszeichnungen schaffen dieser bahnbrechenden und großartigen Serie hoffentlich mehr Aufmerksamkeit und damit auch dem so wichtigen Thema in dessen Mittelpunkt.

Die dritte im Bunde der Comedy-Gewinner ist die junge Gina Rodriguez, die für ihre Rolle in "Jane the Virgin" ausgezeichnet wurde. Bei den Golden Globes ist es keine Überraschung, wenn der Preis gerade bei den Damen an die Newcomerin in der Runde geht, aber es hätte hier keine Verdientere treffen können. Nicht nur liefert Gina Rodriguez in "Jane the Virgin" eine der besten Performances der aktuellen Season ab, sie ist als lateinamerikanische Schauspielerin ebenso wie die Serie eine wichtige Botschafterin ihrer Kultur. Sie hat in ihrer sehr emotionalen Rede dieser Tatsache auch Tribut gezollt und man kann nur hoffen, dass diese Beispiele bei Awardshows noch häufiger Schule machen.

Die Gewinner der Kategorie Miniserien und TV-Filme

Foto: Billy Bob Thornton, Fargo - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; FX/Matthias Clamer
Billy Bob Thornton, Fargo
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Die HFPA ist offensichtlich kein Fan der HBO-Serie "True Detective", denn überraschend ging diese vollkommen leer aus, galt doch zumindest der Sieg von Hauptdarsteller Matthew McConaughey als nahezu sicher. Aber überraschenderweise hat Billy Bob Thornton diesen gewonnen, ebenso wie seine Serie "Fargo" den Preis als beste Miniserie.

Als beste Hauptdarstellerin wurde Maggie Gyllenhaal für ihren Part in "Honorable Woman" ausgezeichnet, die ebenso wie zahlreiche andere Gewinner ihre Zeit auf der Bühne nutzte, um auf die außerordentliche Qualität, die Frauenrollen im TV mittlerweile erreicht hat, hinzuweisen. Auch Matt Bomer, der für "The Normal Heart" als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde, tat dies in Bezug auf die LGBT-Community. Sie reihten sich damit ein in eine Veranstaltung, die ungewöhnlich politisch war und die den Eindruck vermittelte, dass Hollywood zumindest an diesem Abend nicht nur feiern wollte, sondern immer wieder auf Themen wie "Je suis Charlie" und die Sony-Erpressung von Seiten Nordkoreas in Bezug auf den Film "The Interview" zu sprechen kam, aber eben auch, wie man nur hoffen kann, nicht nur als Lippenbekenntnis Themen wie Rassismus, Transphobie und Homophobie ansprach. In diesem Sinne beenden wir diesen Text, über eine Preisverleihung mit zahlreichen verdienten und auch einigen überraschenden Gewinnern, mit den Worten der frisch gebackenen Golden-Globe-Siegerin Gina Rodriguez: "This award is so much more than myself. It represents a culture who wants to see themselves as heroes."

Cindy Scholz - myFanbase

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