Die besten Charaktere 2010/2011
Hank Dolworth (Terriers)

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Die FX-Serie "Terriers" hat es leider nur auf eine Staffel mit 13 Episoden geschafft, denn bis auf ein paar wenige Fans und eine engagierte Kritikergemeinde scheint niemand dieses Kleinod für sich entdeckt zu haben. Und das ist besonders schade, da diese Staffel in fast allen Bereichen nahe an der Perfektion und Unterhaltung der allerersten Güteklasse war. Eigentlich hätte man jede unserer Rückblickskategorien mit einem "Terriers"-Kandidaten füllen können: Da wäre natürlich zuerst die wunderbare Freundschaft zwischen den Protagonisten Hank Dolworth und Britt Pollack, aber auch das herzzerreißende Paar Britt und Katie hätten einen Platz verdient. Die Storyline rund um krumme Immobiliengeschäfte in San Diego hätte ebenfalls einen Platz verdient, und sich auf einen der unter die Haut gehenden Szenen für unsere besten Momente festzulegen, wäre sicher keine leichte Entscheidung geworden. Aber da ich in den letzten Jahren festgestellt habe, dass es mehr Spaß macht, über eine breite Palette an Serien zu schreiben, und auch die Hoffnung hege, so vielleicht den ein oder anderen Leser dazu zu bringen, eine der vorgestellten Serien einmal auszuprobieren, ist es nun der Top-Charakter Hank Dolworth stellvertretend für all die anderen genialen Bestandteile von "Terriers" geworden.

"You're remarkable in a funny way, or funny in a remarkable way."

Mit dem Underdog Hank, der alles andere als perfekt ist, im Kern aber dennoch als Held fungiert, ist sowohl den Autoren hinter dem Charakter, als auch dessen Darsteller Donal Logue ein absolutes Meisterwerk gelungen. Mit ihm präsentiert man einen immer real wirkenden, aber unheimlich komplexen und niemals wirklich zu fassenden Typen, der die Show mühelos auf seinen Schultern trägt und den man mit Sicherheit lange nicht vergessen wird. Einen großen Anteil an dieser beeindruckenden Ausstrahlung, die er innerhalb der Serie ausübt, ist darauf zurückzuführen, dass er mit seinem On-Screen-Partner Michael Raymond-James wunderbar harmonisiert und das lockere, entspannte Geplänkel zwischen Hank und Britt sozusagen die Einstiegsdroge für die zukünftige "Terriers"-Sucht ist. Aber im Laufe der Staffel beweist Logue, dass er mit allen ihm zur Seite gestellten Partnern großartig harmonisiert, sei es mit seiner TV- und auch im wahren Leben Schwester Stephanie (Karina Logue), mit Olivia Williams in deren kurzem Gastspiel und so weiter und so fort. Donal Logue verleiht dem wirklich schwierigen Charakter Hank Tiefe und eine Fähigkeit zur Empathie, die man mit keinem Drehbuch erzwingen kann. Nicht das es von dieser Seite etwas auszusetzen gäbe, denn bereits auf dem Papier ist Hank eine faszinierende Figur.

Man merkt dem Charakter Hank Dolworth in jeder Sekunde die Sorgfalt und den Respekt an, den die Autoren für ihre Schöpfung haben. Hank ist ein klarer Antiheld, der oftmals zwar aus den richtigen Gründen, aber unterm Strich dennoch das Falsche tut, der selbstzerstörerische Züge in sich trägt, die sich viel zu oft auf die Menschen rund um ihn herum erstrecken. Hank war in seinem Leben bereits einmal am absoluten Tiefpunkt angelangt, er war alkoholsüchtig und hat im Zuge dessen seinen Job als Polizist und seine Ehefrau verloren. Und er kann dafür wirklich nur sich selbst verantwortlich machen, auch wenn gewisse äußere Umstände seinen Absturz beschleunigten. Bei all diesen düsteren und teilweise gar deprimierenden Charakterzügen gelingt es der Serie aber, aus ihm einen zutiefst positiven Menschen zu machen. Er hat sprichwörtlich das Herz am rechten Fleck, ohne lediglich ein eindimensional guter Kerl zu sein. Es ist wirklich schwer in Worte zu fassen, welche Faszination Hank Dolworth über den Laufe der Staffel entfaltet, denn ist eine unbeschreibliche Mischung aus lustigen, ergreifenden, abstrusen, coolen und schlichtweg denkwürdigen Szenen und Handlungen, die ihm solch ein komplexes Leben einhauchen.

Auch Britt durchlebt im kurzen Verlauf der Serie einen beeindruckenden Wachstumsprozess, ohne das grundlegende Wesen seines Charakters zu verlieren und mein Lob für Hank und damit Donal Logue soll keineswegs als Tadel an Michael Raymond-James aufgefasst werden. Aber Hanks komplexe und vielschichtige Gratwanderung zwischen Selbstzerstörung, moralisch fragwürdigem Verhalten und purem Heldentum hat mich einfach absolut in ihren Bann gezogen. Dazu kommt die Fähigkeit der Serie, einen da zu treffen, wo es so richtig weh tut (mit diesem sprichwörtlichen Schlag in die Magengrube), den man bereits ab dem ersten Drittel der Laufzeit bereits mehrfach im Repertoire hat. So hinterlässt die Show mit seinen faszinierenden Charakteren einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer, der sich nach der leider zwangsläufigen Absetzung in enormen Entzugserscheinungen äußerst. Es ist eine Schande, dass wir nach diesen nahezu perfekten 13 Folgen der 1. Staffel nicht noch mehr Zeit mit diesen so lebensechten, faszinierenden Figuren verbringen dürfen.

Cindy Scholz - myFanbase

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