Die besten Momente 2010/2011
#2.12 Reckoning (Justified)

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Die zweite Staffel "Justified" gehört zu meinen ganz persönlichen Favoriten der vergangenen TV-Season. Die Serie hat sich gegenüber dem Vorjahr so ungemein gesteigert und hat mich mit diesen 13 Episoden vollkommen in ihren Bann gezogen. Einen großen Anteil daran hatte die grandiose Margo Martindale als Mags Bennett, aber wenn ich an den Moment der Staffel zurückdenke, der mir am intensivsten im Gedächtnis geblieben ist, dann war Mags nur am Rande beteiligt und der herausragende Darsteller der betreffenden Szene ist Timothy Olyphant als Raylan Givens, wie es sich für den Star der Serie auch gehört.

"This is who we are, Dickie. This is who we always been. Givens, Bennetts, … and this is how it ends."

Ich spreche hier natürlich die Konfrontation zwischen Raylan und Dickie in Episode #2.12 Reckoning an. Nachdem Dickie in der Folge zuvor Raylans Tante Helen erschossen hat und Raylan nun auf der Suche nach deren Mörder ist, kommt es hier zur finalen Gegenüberstellung. Wie sich die Ereignisse begeben haben, ist es aber weniger eine Gegenüberstellung, sondern eine Hinrichtung. Raylan wirkte die ganze Zeit nach Helens Tod relativ gefasst und hat den Eindruck vermittelte, er wolle Dickie vor allem festnehmen und über das Justizsystem dessen gerechten Strafe zukommen lassen, ganz im Gegenteil zu seinem Vater und Helens Ehemann Arlo, der klar auf Blutrache aus ist. Als aber über mehrere Schritte, die die bewusste Aufgabe von Dickie an die Givens von Mags beinhaltete, Raylan endlich vor Dickie steht, schleppt er ihn einfach nur mit vorgehaltener Waffe in den Wald. Und bei allem was passiert ist, was zwischen ihm und Dickie vorgefallen ist und dieser ihm angetan hat, man war sich als Zuschauer wahrlich nicht sicher, wie Raylan weiter handeln wird. Ob er wirklich, allein im Wald, feige und von hinten Dickie einfach erschießen wird.

Wenn man dazu noch bedenkt, dass Raylan Givens als der Mann mit dem locker sitzenden Revolver in die Serie eingeführt wurde und er ja auch immer wieder in diesen Situationen landet, in denen er sich seinen Weg frei schießen muss. Dann weiß man eigentlich, was einen zu erwarten hat. Aber in der Gegenüberstellung mit Dickie, begreift Raylan erst so richtig, dass Helen tot ist. Dass die Frau, der er so viel zu verdanken hat, ihr Leben gelassen hat, weil die Menschen um sie herum diesem kriminellen von Gewalt geprägten Leben verschrieben sind. Diesem Leben, vor dem sie Raylan als ihren Ziehsohn immer bewahren wollte. Helen hat Raylan mehrfach vor sich selbst und seinen Neigungen geschützt, und als Raylan sich an sie erinnert: "That woman saved my live. (..) That woman raised her dead sisters kid like he were her own, because…" rettet sie ihn zum letzten Mal. Denn Raylan kann nicht aus Rache für sie etwas derartiges tun, was so dem widerspricht, was sie ihm mitgegeben hat. Wie Timothy Olyphant diese Erkenntnis Raylans spielt, und wie dieser Moment dargestellt ist, mit dem Mondlicht auf den Protagonisten und dem winselnden Jeremy Davis am Boden, ist ein wahrlich intensiver Moment, der dem Zuschauer unheimlich unter die Haut geht.

Mit diesem Akt der Gnade hat Raylan vielleicht nicht die Jahrzehnte alte Familienfehde zwischen den Givens und den Bennetts beseite legen können, aber er hat einen wichtigen Schritt, seine eigene Seele halbwegs zu retten, getan. Im Finale eskaliert die Siutuation natürlich noch einmal und auch die gerechte Bestrafung Dickies steht auf dem Spiel, aber dennoch wissen wir, dass Raylan richtig gehandelt hat. Und diese wunderbare Szene soll hier nur exemplarisch für unzählige weitere denkwürdige Momente dieser großartigen Staffel stehen.

Cindy Scholz - myFanbase

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