Die besten Momente 2010/2011
#2.20 The Last Day (Vampire Diaries)

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Würde ich an dieser Stelle die beste schauspielerische Leistung in der zweiten Staffel von "Vampire Diaries" bewerten, dann hätte Michael Trevino mit der Szene, in der sich Tyler zum ersten Mal verwandelt, den Sieg verdient. Doch so grandios und umwerfend diese Szene auch gewesen ist, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Serien mit Werwölfen eine enorm realistisch wirkende Verwandlung gezeigt hat, habe ich mich an dieser Stelle für eine andere Szene entschieden. Und diese Szene ist nicht nur im Kontext des Serieninhalts unglaublich spannend und gut inszeniert, sondern vor allem auch in Bezug auf den ständigen Vergleich zu "Twilight", dem die Serie seit ihrer Entstehung ausgesetzt ist.

"I don't want to be a vampire, Stefan. I never wanted to be one."

Foto: Nina Dobrev, Vampire Diaries - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Nina Dobrev, Vampire Diaries
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ich muss zugeben, dass Elena nicht zu meinen favorisierten Charakteren in der Serie gehört. Umso mehr hat mich die hier thematisierte Szene zwischen Elena und Stefan in den Bann gezogen. Bereits im Piloten wird deutlich, dass die beiden sich unsterblich ineiander verliebt haben und die Geschehnisse aus den ersten beiden Staffeln haben ihre Liebe jedes Mal gestärkt. Nichts konnte sich zwischen sie drängen, weder Damon, Katherine, Stefans Blutrausch oder sonst eine Situation, an der andere Beziehungen längst zu Grunde gegangen wären.

Stillschweigend hat man also irgendwie erwartet, dass sich Elena früher oder später dazu entschließen wird auch zu einem Vampir zu werden und den Rest ihres Lebens an der Seite von Stefan - oder zur Not eben auch Damon - zu verbringen. Egal für welchen der Brüder sie sich jemals entscheiden würde, man hat irgendwie erwartet, dass sich eines Tages verwandeln wird und dem auch nicht negativ gegenübersteht. Dazu beigetragen hat sicherlich nicht nur die Romanvorlage sondern vor allem eben auch die Handlung von "Twilight", wo Bella ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, bereit ist, mit Edward für die Ewigkeit zusammen zu sein.

Doch auch wenn Elena bisher alle Höhen und Tiefen bezüglich der Vampire in ihrem Leben gemeistert hat, so lassen die Autoren sie dennoch nicht als durch Liebe geblendetes Dummchen dastehen. Ganz im Gegenteil: Elena setzt sich ernsthaft mit dem Thema einer möglichen Verwandlung auseinander, reflektiert ihre Wünsche und Zukunftsvorstellungen, die sie hatte, bevor sie Stefan getroffen hat und kommt zu dem Schluss, dass sie (noch) nicht bereit ist ein Vampir zu sein.

Gemeinsam mit Stefan verbringt sie einen ganzen Tag allein, da keiner weiß, wie der kommende Tag ihr Leben verändern könnte, denn das Ritual mit Klaus steht an. Bei all den Plänen, wie man das Ritual verhindern könnte, haben sie nie die Zeit gefunden, sich ernsthaft über ihre Gefühle zu unterhalten und holen dies nach. Und zum ersten Mal ist Elena vollkommen ehrlich zu Stefan: "I'm seventeen years old. How do I know any of this yet. I know that I love you Stefan, I know that but my future, our lives together, those were things I was supposed to do as they came along, I was supposed to grow up, decide if I wanna have kids and start a family, grow old and I was supposed to have a lifetime of it."

Diese Szene, dieses ehrliche Geständnis, diese Reflektiertheit haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen. Uns wird hier ein weiblicher Charakter präsentiert, der eben nicht blind vor Liebe einer Verwandlung einfach zustimmt, sondern sich daran erinnert, dass sie noch viel zu jung ist, um ihr Leben aufzugeben. Sie will die Möglichkeit haben eine Familie zu gründen, sie will die Möglichkeit haben alt werden zu können, sie will die Möglichkeit haben erst einmal zu sich selbst zu finden, bevor sie ihr Leben für immer beendet und sich aller dieser Möglichkeiten beraubt.

Elena ist von Beginn an als starker Charakter konzipiert worden, doch mit dieser Szene hat sie bewiesen, dass sie ein weiblicher Hauptcharakter ist, der sich nicht abhängig von den Männern in ihrem Leben macht. Sie weiß, dass sie derzeit über beide Ohren in Stefan verliebt ist, aber dass sie erst herausfinden möchte, um diese Liebe auch so stark ist, dass sie ihren Wunsch nach einer eigenen Familie dafür aufgeben wird. Und dies wird sich nicht in den kommenden Wochen klären, sondern bedarf noch mehr Lebenserfahrung, weshalb sie sich deutlich dafür entschließt leben zu wollen. Ein starker Schachzug der Autoren, der keinesfalls die Liebe zu Stefan abschwächt, sondern vielmehr die charakterlichen Züge von Elena bestärkt.

Annika Leichner - myFanbase

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