Die enttäuschendsten Staffeln 2011/2012
Alcatraz, Staffel 1

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Wer meine Review zur ersten Staffel "Alcatraz" gelesen hat, fragt sich vielleicht, warum ich die Staffel zu den enttäuschendsten Staffeln der abgelaufenen Season zähle. Im Grunde ist die Staffel auch nicht allzu schlecht. Sie bietet einen gewissen Grad an Unterhaltung, das ist nicht zu bestreiten. Wohl gemerkt ist in dieser Kategorie aber von enttäuschend die Rede, nicht von schlecht. Wenn man das Produkt nämlich mit den Erwartungen vergleicht, die der Sender FOX selbst gesponnen hat, gibt es für "Alcatraz" eben nur diese eine Kategorie: enttäuschendste Staffel der Season 2011/2012.

"We're never gonna really find out what's going on here, are we?"

Foto: Sarah Jones, Alcatraz - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Sarah Jones, Alcatraz
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Es sind vor allem die Charaktere, die streckenweise überaus enttäuschend sind. Doch auch der doppelte Erzählstrang trägt zum negativen Eindruck bei, wobei man hier deutlich zwischen der doch sehr spannenden Storyline in den beginnenden 1960er Jahren und der Gegenwartsstoryline unterscheiden muss. Und es sind sicherlich auch nicht alle Charaktere die reinsten Enttäuschungen. Schlussendlich läuft es auf die Dreierkombination von unerfüllter Erwartung, die der Sender selbst an die Serie stellte, dem grauenhaften Charakter Rebecca Madsen, der wahrscheinlich gar nicht so mies wäre, würde Sarah Jones es schaffen sie dem Zuschauer näher zu bringen, und zuletzt der uninspirierten Geschichte in der Gegenwart hinaus.

Diese Geschichte versucht die Ereignisse aus den 1960er Jahren mit denen der Gegenwart zu verbinden. Dabei verläuft die Story immer gleich und verschwindet im Schatten des Vergangenheitsplots, der immer wieder zwischendurch eingeflochten wird. Das geht so weit, dass man sich so manches Mal wünscht, die Gegenwart würde verschwinden und "Alcatraz" handle nur von der Substory in der Vergangenheit. Zum einen liegt das sicherlich daran, dass es bis auf den Mörder, der aus der Vergangenheit kam, keine Verbindung in die Gegenwart zu geben scheint. Man erfährt in der Vergangenheit bis kurz vorm Schluss nicht, was dazu führte, dass 1963 alle Insassen und Wärter verschwanden und nun wieder in der Gegenwart auftauchen und weiter mit ihrem Geschäft machen, als seien sie nicht kurz 50 Jahre in die Zukunft gereist. Sie kommen unglaublich gut mit der Technologie zurecht, wissen sie auszutricksen und können teilweise wochenlang untertauchen, bevor das Team um den FBI-Agenten Hauser auf sie aufmerksam wird. Erst gegen Ende der ersten Staffel, werden dem Zuschauer erste Brocken hingeworfen. Alles hängt wohl mit einer Substanz zusammen, einer Art Silber, die im Blut der Verschwundenen nachgewiesen wird. Um aber direkt wieder einen Schritt zurück zu machen, ist dieses Silber nicht in allen Rückkehrern zu finden, wie etwa in Lucys Blutprobe. Diese lag seit der dritten Episode im Koma, doch eine Injektion mit dem Silber kann sie daraus am Ende der Staffel wieder zurück holen. Es ist also nicht ganz klar, ob man nun mit der Entdeckung des Silbers in dem Blut der Rückkehrer endlich einen Grund gefunden hat, der die Frage nach dem "Wie ist es möglich, dass sie zurückkehren?" beantwortet.

Auch entdeckt das Team um Hauser bei einigen Flüchtigen Schlüssel, die im Finale einen Raum öffnen, in dem eine Tafel leuchtet, auf der anscheinend alle bislang zurückgekehrten Insassen als rote Punkte aufleuchten. Es sind viel mehr, als gedacht und sie sind im ganzen Land verteilt und nicht nur in San Francisco. In der Vergangenheit macht man auch kurz vor knapp am Schluss einen Schritt nach vorne, indem man den Direktor als Initiator der Sache bloßstellt. Was genau die Sache ist, als die Frage nach dem "Warum kommen sie wieder zurück in die Gegenwart?", bleibt jedoch unbeantwortet und macht auch diesen Schritt nach vorne eher zu einem Rückschritt. So wird der bis dato sehr undurchsichtige, und darum positive Charakter des Gefängnisdirektors auf eine Seite gestellt, die ihm nun etwas Durchsicht verleiht. Schade, denn dieses Mysterium war eines der größten und spannendsten.

Um es auf den Punkt zubringen, macht das Rätsel um das "wie" und "warum" die Vergangenheit spannend, weil irgendwie alles potenziell wichtig erscheint, gleichzeitig wird die Gegenwart dadurch langweilig, nichtssagend und an mancher Stelle unglaubwürdig, erst zum Ende hin ändert sich das mit dem eher wenig sagenden Cliffhanger um die Karte.

Zusammenfassend hatte der Sender schon eine große Erwartungshaltung des Zuschauers an die Serie kreiert, so hoch, dass die Serie dieser Haltung einfach nicht gerecht werden konnte. Trotzdem liegt die Enttäuschung darüber nicht nur an der schon genannten unerfüllten Erwartung. Auch inhaltliche Schwächen tragen zu einer relativ enttäuschenden ersten Staffel bei, die zusätzlich durch die Absetzung der Serie auch jede Hoffnung im Keim ersticken lässt, dass wir eine Antwort auf das Wie und Warum bekommen.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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