Die enttäuschendsten Charaktere 2011/2012
Ellis Boyd (Smash)

Es gibt immer wieder so Charaktere in einer Serie, die zwar zu Beginn Potential zu haben scheinen, bald darauf aber von den Serienmachern so merkwürdige Handlungsweisen angedichtet bekommen, dass sie einem immer unsympathischer werden. Einer dieser Charaktere ist auch Ellis Boyd (Jaime Cepero) aus "Smash".
"I'm a producer!"
Und genau das ist er eben nicht. Zu Beginn startet er als Assistent von Tom Levitt (Christian Borle) und bringt bei ihm und seiner Schreibpartnerin Julia (Debra Messing) den Stein zum Rollen, ein Marilyn-Musical schreiben zu wollen. In seiner Anstellung ist er zwar ein bisschen zu forsch und zu neugierig, aber trotzdem noch auf eine interessante Art und Weise. Ein paar Folgen lang, so etwa die ersten zwei von fünfzehn insgesamt, kann man bei seinen Aktionen schon noch ein Auge zudrücken, aber je weiter die Staffel fortschreitet, desto nerviger erscheint Ellis zu werden. Dass er zu Beginn vor allem Julia ein bisschen auf die Nerven geht – sie scheint auf magische Weise zu ahnen, was wir mit Ellis noch ertragen werden müssen – ist noch recht amüsant, doch spätestens, als er ihre Aufzeichnungen mitgehen lässt und dann ohne Vorankündigung bei Produzentin Eileen Rand (Anjelica Huston) als Assistent arbeitet, sind alle möglichen Restsympathien verflogen. In jeder Szene, in der sich Ellis lauschend an irgendeine Tür presst oder betont unauffällig im Hintergrund herumschleicht, möchte man am liebsten Vorspulen. Dabei ist Ellis noch nicht einmal herrlich böse oder bedauernswerterweise missverstanden, sondern eigentlich nur größenwahnsinnig. Er liebt es offenbar, seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken und versucht sie, aus welchem Grund auch immer, zu manipulieren. Vor allen an Ivy Lynn (Megan Hilty) scheint er einen Narren gefressen zu haben und versorgt sie immer wieder mit Informationen und Tricks, damit sie eben doch die Marilyn in dem Musical spielen kann. Da man hier erst in der allerletzten Folge erfährt, wieso Ellis tut, was er tut, wirkt er die meiste Zeit sehr befremdlich – und eben in hohem Maße unsympathisch.
Den Vogel schießt er dann vor allem ab, als Filmsternchen Rebecca Duvall (Uma Thurman) auf der Bühne des Musicals erscheint. Zu Beginn gibt er sich als homosexuell aus und schläft mit Randall (Sean Dugan), dem schwulen Assistenten von Rebecca, um diese an Bord zu holen und somit das Überleben des Stückes zu sichern, das einen namenhaften Darsteller nötig hat. Nur um Randall dann wenige Episoden später – ganz aus Versehen versteht sich – zu beleidigen und somit vor den Kopf zu stoßen; aus keinem erkennbaren Grund, da es für Ellis deshalb nicht einmal ein Nachspiel gibt. Zudem ist da auch noch der Fakt, dass er bald merkt, dass Rebecca als Musicalstar ungeeignet ist und er partout nicht mit ihr als Marilyn leben will, denn eigentlich ist für ihn Ivy die richtige Besetzung. Deshalb nutzt er Duvalls Erdnussallergie aus und tut ihr ein paar von den Nüssen in einen Smoothie, was schließlich dazu führt, dass diese das Handtuch wirft und der komplette Stab dumm dasteht. Da fragt man sich natürlich, welcher normal denkende Assistent so etwas Dummes tun würde? Und noch viel wichtiger ist: Wieso eigentlich?
Wie schon erwähnt, wird dieses in der letzten Folge endlich aufgelöst. Aber nicht unbedingt zur Befriedigung aller Leute, die mit chronischem Augenrollen vor dem Bildschirm saßen. Denn Ellis offenbart, dass er, der Assistent (!), sich als ein Produzent des Musicals sieht. Ähem. So viel zum Thema "nachvollziehbare Handlungsmotive". Diese Einstellung ist einfach zu blöd, um tatsächlich wahr zu sein. Offenbar fiel hier den Serienmachern kurz vor dem Finale auf, dass Ellis in sich unschlüssig ist und bastelten ihm noch schnell eine fadenscheinige Motivation zurecht. Das ist wirklich schade, denn im Prinzip machte Ellis bei seinem ersten Auftreten ja doch noch einen ganz guten Eindruck und hätte sich durchaus zu einem Charakter entwickeln können, den man mit Vorliebe hassen kann. Man hätte ihn nicht als Nervensäge darstellen müssen und eigentlich hätte man seine ganze Entwicklung auch komplett anders aufbauen sollen, damit man ihn als Antagonisten überhaupt ernstnimmt. Das wurde aber gründlich in den Sand gesetzt und nun ist man froh, dass Eileen ihn gefeuert hat und er vermutlich in der zweiten Staffel nicht mehr oft zu sehen sein wird. Denn mal ehrlich: niemand von den anderen Charakteren wäre so dumm, ihn wieder zurück in den Kreis von "Bombshell" zu lassen. Falls doch, wandert dieser direkt auf meine "Enttäuschendster Charakter"-Abschussliste für die nächste TV-Season.
Luisa Schmidt - myFanbase
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

02.04.2025 20:00 von Lena
News: "Grey's Anatomy" sichert sich Trevor Jackson für Staffel 21
Extrem interessantes Casting, ich mochte ihn als Aaron... mehr
05.04.2025 02:39 von Daniela
Pulse: Pulse
Ich habe angefangen und starte die Tage mit der zweiten... mehr