Die besten Storylines 2011/2012
Erics Gedächtnisverlust
Sofern mich mein eigenes Gedächtnis nicht trügt, hat mir noch nie eine Gedächtnisverlust-Story in einer Fernsehserie wirklich gefallen - bis jetzt. Die vierte Staffel von "True Blood" erzählt uns eine Amnesie-Geschichte, die mit Witz, Tragik, Romantik und, natürlich, viel Blut begeistert.
Der Vampir ohne Gedächtnis
Durch einen Zauber verliert der mächtige Vampir Eric Northman sämtliche Erinnerungen. Er weiß zwar noch, WAS er ist, nämlich ein Vampir, aber nicht mehr, WER er ist. Seine sämtlichen persönlichen Erinnerungen, seine ganzen Lebenserfahrungen, wurden gelöscht und damit auch seine über die Jahrhunderte gewachsene Arroganz und Selbstgefälligkeit.
Eric wirkt nun in vielen Momenten herrlich unbeholfen und kindlich. Seine Fassungslosigkeit, als Sookie ihm eine runterhaut, seine Bemühungen, den Teppich nicht dreckig zu machen, und seine ständigen Entschuldigungen, wenn er mal wieder seine Vampirkräfte eingesetzt hat, sind einfach göttlich. Auch seine Mimik, als Sookie ihn dafür rügt, ihre Elfenpatin Claudine ausgesaugt zu haben, und die betrunkene Stimmung, in die ihn Claudines Blut versetzt, machen absolut Spass. Eric, den wir schon dabei beobachten durften, wie er Menschen in Stücke reißt und andere Vampire zu blutigem Matsch verarbeitet, wirkt plötzlich richtiggehend süß und liebenswert.
Bei allem Witz kommt die Tragik aber nicht zu kurz, denn Eric wird immer wieder mit den üblen Taten konfrontiert, die er im Laufe seines "Lebens" begangen hat, und leidet darunter. Auch kann er sich durch die Wirkung von Claudines Blut für eine kurze Zeit wieder im Sonnenlicht bewegen und ist sehr unglücklich, dies wieder zu verlieren. Er erinnert in diesem Moment an ein Kind, das aus gesundheitlichen Gründen nicht mit den anderen Kindern spielen darf, sondern im Haus bleiben muss.
Eric und Sookie kommen sich durch Erics Gedächnisverlust auf besondere Weise näher. Eric ist auf Sookie angewiesen, die ihn zuerst eher widerwillig aufnimmt, aber bald Zuneigung zu diesem anderen, verletzlichen Eric entwickelt. Es entsteht echte Liebe, die von beiden ausgeht. Die Zuschauer geraten so in einen tiefen Zwiespalt, denn einerseits sind wir neugierig, wie sich die Beziehung entwickelt, sobald Eric seine Erinnerungen zurückerlangt, doch andererseits wollen wir gar nicht, dass dies passiert.
Ein interessanter Nebeneffekt von Erics Gedächtnisverlust ist auch die Auswirkung auf Pam. Sie verliert ihren "Vater", der sich nicht mehr an sie erinnern kann und kein Interesse an ihr hat. Seine einzige Bezugsperson ist nun Sookie. Pam ist demensprechend überglücklich, als Eric sein Gedächtnis zurückerlangt, doch seine Gefühle für Sookie, die Pam nicht nachvollziehen kann, haben einen massiven Riss zwischen Eric und Pam geschaffen.
Es ist Sookie selbst, die Eric mit ihren Kräften das Gedächtnis zurück gibt. Man empfindet dies als Verlust und Gewinn zugleich. Die Zeit mit Amnesie-Eric war wirklich Unterhaltung vom allerfeinsten, aber wäre er zu lange in diesem Zustand geblieben, hätte sich dies natürlich abgenutzt. Den alten Eric wieder zu haben, ist eben auch sehr schön.
Maret Hosemann - myFanbase
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