Die enttäuschendsten Charaktere 2011/2012
Quinn Fabray (Glee)

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Man sagt immer, dass extreme Ereignisse dafür sorgen, dass sich Menschen ändern, weil sie einen neuen Blickwinkel auf die Dinge nehmen. Nach zwei Staffeln haben wir Quinn mit vielen Höhen und Tiefen erlebt, inklusive einer belebten Vergangenheit. Daraus gelernt hat sie aber nur wenig. Statt sich zu bessern, sucht sie die Flucht in neuen Extremen, entwickelt sich nicht weiter und gehört dadurch zu einer großen Enttäuschung.

"Senior year and I finally found myself."

Foto: Dianna Agron, Glee - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Dianna Agron, Glee
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Eigentlich fing es schon mit dem Staffelfinale der zweiten Staffel an, für das Quinn Großes angekündigt hatte, um sich dann mit einem neuen Haarschnitt besänftigen zu lassen. Staffel 3 hat dann gleich weiter gemacht mit sehr seltsamen, sprunghaften Entwicklungen, die man zwar als pubertäres Gehabe entschuldigen könnte, in ihrer Summe aber einfach nicht zu Quinn passen. Da driftet sie erst mal in eine Gang ab und legt sich ein düsteres Outfit zu, um darüber hinaus auch noch Will Schuester und die Kunst für ihr Versagen verantwortlich zu machen, entwickelt dann aber plötzlich den Drang, Mutter zu sein, dreht sich um 180°, nur um ihr eigenes Ego zu befriedigen und wieder ein neues Ziel im Leben zu finden. Ich finde es schon haarsträubend, dass ein Mädchen, was mit ungewollter Schwangerschaft und Verstoßung durch ihren Vater sowie Mobbing an ihrer alten Schule ziemlich drastische Entwicklungen durchmachen musste, dabei aber immer auf ihre Freunde zählen konnte, selbst wenn sie diese nicht gerade nett behandelt hatte, weiterhin absolut egoistisch agiert und ihr eigenes Leben so völlig falsch einschätzt. Mit ziemlich dreisten Mitteln versucht sie, das Sorgerecht für Beth zu ergattern und bekommt dann zum Glück eine Standpauke, deren Wirkung aber verpufft. Dann will sie mit Puck ein neues Kind machen, weil sie keinen anderen Sinn im Leben sieht. Es gibt mehrere Standpauken für Quinn, aber so richtig wirkt auch das nicht. Nur Rachels Bemühungen, Quinn von dem letzten Schuss gegen Shelby abzubringen waren erfolgreich. Dass Quinn nebenbei dem Glee-Club auch den Rücken kehren und zu den Troubletones wechseln will, ist dabei als Ärgernis fast schon zu vernachlässigen. Nun mag das im Wesentlichen alles noch nachvollziehbar gewesen sein und offenbar hat Quinn sich selbst gegenüber dann doch auch eine lange Leitung was soziale Entwicklung und Kompetenz angeht, doch der zweite Teil hat weitere Überraschungen parat.

Quinns Zukunft entwickelt sich als zuversichtlich, nicht zuletzt weil sie wieder viel Unterstützung erfährt, insbesondere von ihrer "Feindin" Rachel. Sie selbst ist aber nicht in der Lage, diese Unterstützung zu erwidern und man wurde das Gefühl nicht los, dass sie auf Rachel und Finn einfach nur eifersüchtig gewesen ist. Dann kommt plötzlich ihr Unfall, der nicht nur blöd inszeniert wurde, sondern dann auch noch Folgen hatte, die in charakterlicher Hinsicht nur in Ansätzen gelungen waren. Der Rollstuhl hat sie nur unwesentlich verändert. Optimistisch und kämpferisch will sie schnell wieder laufen können. Die kurze Bindung zu Artie gerät schnell wieder in Vergessenheit, obwohl hier eigentlich sehr schön gezeigt wurde, wie schön das Leben auch mit Behinderung sein kann. Stattdessen hat sie ihr Ziel Abschlussball mal wieder im Kopf, um selbst im Mittelpunkt zu stehen und damit mal wieder all ihre Freunde vor den Kopf zu stoßen. Vielleicht gibt es solche Menschen, aber so viel unabdingbare Gegenliebe hat man einfach nicht verdient, wenn man sich konsequent so widerwärtig verhält und einfach nicht wahrhaben will, dass es einem eigentlich gut geht und die Zukunft ihren Lauf nehmen wird. Quinn hat in drei Jahren sehr viel durchstehen müssen. Das hat schon GZSZ-Substanz, doch so eine richtige charakterliche Fortentwicklung ist nur schwer auszumachen gewesen. Das ist wirklich enttäuschend, weil die Themen das in dieser Form einfach nicht zulassen. Dass man vielleicht immer ein bisschen schnell mit der Erzählweise ist, könnte man verkraften, wenn die Konsequenzen die richtigen wären. Warum ist Quinn nicht mal wieder mit Artie zu sehen gewesen? Wieso tut sie sich so schwer, freundlich zu anderen zu sein? Eine Brandrede von Finn und das Auszählen der Stimmen, die sie zur Siegerin machen, ändern dann plötzlich ihre Sicht, aber eigentlich auch nur deshalb, weil sie sich nicht so gut fühlt, wie sie es gerne hätte. Das auch bei dieser Abschlussballwahl wieder jemand gewinnt, der gar nicht zur Wahl stand, ist dann die Krönung des Unsinns. Doch statt dann wenigstens Finn und Rachel ihren Moment zu lassen, muss Quinn dann am Ende aufstehen und die Aufmerksamkeit liegt wieder bei ihr.

Nein, Quinn hat mich wirklich enttäuscht in dieser Staffel. Ich war auch schon zuvor nicht immer glücklich mit ihrer resoluten Art, ihre Ziele zu erreichen, dachte aber, dass sie irgendwann mal daraus lernt, nicht im Schneckentempo und mit fehlender Aufrichtigkeit, sondern echt und ehrlich. Dass man dies so dermaßen unbefriedigend "entwickelte", hatte ich nicht erwartet. Hier haben mich die Autoren maßlos enttäuscht.

Emil Groth - myFanbase

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