Die enttäuschendsten Beziehungen 2011/12
Blair & Chuck (Gossip Girl, Staffel 5)

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Es ist wirklich zum Verzweifeln. Mit all den Schwächen, von denen "Gossip Girl" in den ersten vier Staffeln durchtränkt gewesen ist, gab es doch immer wieder einen Lichtblick: Die Beziehung von Blair und Chuck! Sie haben sich geliebt und gehasst, gestritten und versöhnt, unterstützt und ausgenutzt - ein ewiges Hin und Her, was stellenweise sogar den einzigen Reiz überhaupt der Serie ausmachte. Denn eins war bei all den vielen Trennungen immer klar: die beiden gehören einfach zusammen. So wurden die Charaktere konzipiert und darauf haben es die Autoren mit all den Szenen der beiden ankommen lassen - bis zur fünften Staffel. Denn hier wurde an jeder erdenklichen Stelle etwas konstruiert, damit die beiden bloß nicht zueinander finden, ohne darauf zu achten, dass man damit alles kaputt geschrieben hat, was die beiden Charaktere und ihre Beziehung jemals ausgemacht hat. Das künstliche Drama nahm Überhand und am Ende der Staffel, versuchten die Autoren es wieder hinzubiegen, ohne zu erkennen, dass sie eigentlich bereits alles zerstört haben.

"But at the end of the day, our fate is decided for us. All we can do is hope we have the strength to cope with the hand she deals us."

Foto: Ed Westwick, Gossip Girl - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Ed Westwick, Gossip Girl
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Im Finale der vierten Staffel hat der vollkommen selbstlos gewordene Chuck seiner großen Liebe Blair die Entscheidung abgenommen und ihr gesagt, dass sie ihr Glück mit Louis Grimaldi versuchen soll, da dieser Blair viel besser behandelt, als er es je getan hat. Somit steht für Blair der Entschluss fest, dass sie Chuck gehen lässt und Louis heiraten wird, und somit gleichzeitig auch Einstand in das royale Leben zu feiern, was sie sich immer erträumt hat.

In der ersten Staffelhälfte können die Zuschauer dann die großen und kleinen Probleme von Chuck und Blair beobachten. Er kommt mit dem Verlust von Blair nur schwer zurecht, die wiederum erkennt, dass das Leben mit Louis auch nicht immer perfekt ist. Sie baut eine wunderbare Freundschaft mit Dan auf, der ihr immer wieder Halt gibt, vor allem wenn es um ihre noch immer vorhandenen Gefühle um Chuck oder um die Unsicherheit, wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, geht. So oder so, wird dem Zuschauer in der gesamten ersten Staffelhälfte immer wieder vermittelt, dass Blair und Chuck einfach nicht voneinander loslassen können, da sie sich immer noch lieben, und es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis beide dies erkennen.

In #5.10 Riding In Town Cars With Boys sollte es dann endlich soweit sein. Jedem war klar, dass Chuck Blair liebt, und Blair Chuck liebt. Selbst Dan stellte seine Gefühle für Blair hinten an, da er erkannt hat, dass die beiden einfach zusammen gehören! Und es war perfekt. Dan, als Blairs neuer bester Freund, bringt die beiden Sturköpfe dazu, dass sie sich endlich ihre Gefühle füreinander eingestehen. Chuck gesteht Blair seine unendliche Liebe, ist sogar bereit ein Vater für das ungeborene Kind von Louis zu sein, da für ihn nur seine Liebe zu Blair zählt. Sie ist überglücklich, die beiden fallen sich in die Arme, wollen alles hinter sich lassen und ihre Liebe endlich so ausleben, wie sie es sich immer erträumt haben!

Das Problem: Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt erst bei Episode 10 der fünften Staffel und man kann die beiden doch nicht über eine halbe Staffel hinweg glücklich als Paar zusammen lassen... Und so dachten die Autoren sich etwas aus, was man hier locker als die schwachsinnigste Storyline der gesamten Season bezeichnen könnte: In perfider Anlehnung an das Drama um Lady Di, hat man die Limousine von Blair und Chuck von Paparazzi verfolgen lassen, damit sie einen folgendenschweren Unfall haben, bei dem Blair ihr Kind verliert und Chuck in Lebensgefahr schwebt. Das Bangen um Chucks Leben brachte Blair schließlich dazu, dass sie Gott um dessen Leben anflehte. Zugegeben, Blair ist noch nie dadurch aufgefallen, dass sie sich mit Religion auseinander setz, dennoch ist es mehr als fraglich, was Blair für Ansichten von Gott hat. Ihrer Meinung nach, scheint Gott jemand zu sein, der bereitwillig Chucks Leben rettet, sofern Blair dann ihr Eheversprechen (vor Gott) an einen Mann gibt, den sie eigentlich gar nicht wirklich liebt. Man mag viel von Religion halten, doch das ist mitunter die lächerlichste Auslegung, die mir jemals untergekommen ist.

Aber, wir sinken mit der fünften Staffel von "Gossip Girl" einfach auf das unterste Niveau, was man sich vorstellen kann, sodass Blairs Wunsch in Erfüllung geht und sie daraufhin ihr Versprechen an Gott einhält. Demnach lebt Chuck, aber Blair geht ihm aus dem Weg, da sie nicht mal in Versuchung geraten will, ihr Versprechen zu brechen. Glücklicherweise sehen auch einige der Charaktere, wie schwachsinnig Blair handelt, sodass man - sprichwörtlich - nicht ganz 'vom Glauben abfällt'. Es gibt also irgendwann dann doch noch Hoffnung für Chuck und Blair, nicht zu letzt, da sogar Eleanor Chuck gesteht, dass er der perfekte Partner für ihre Tochter ist.

Doch wird befinden uns auch bei der Auflösung dieses Glaubensschwachsinns erst in #5.13 G.G. und haben entsprechend noch eine halbe Staffel vor uns, was natürlich bedeutet, dass man sich neues künstliches Drama ausdenken muss. Also greift man zu einem altbekannten Mittel: Blair will selbstständig sein! Schwachsinn! Wir haben hier eine Blair, die Chuck liebt, aber mit Louis verheiratet ist, der ihr aber am Hochzeitstag deutlich macht, dass dies eine reine Geschäftsbeziehung werden wird. Einziger Weg aus der Misere wäre, wenn sie das Angebot ihrer Mutter und Chuck annimmt, sie aus dem Ehevertrag freizukaufen. Aber das will die gute Blair natürlich nicht und die Konsequenz ist, dass sie entsprechend auch keine Beziehung mit Chuck haben kann.

Als sich die ganze Situation dann einige Episoden später auflöst, dachten die Autoren sich scheinbar, dass sie das alles auch noch bis zum Finale hinauszögern könnten. Denn schließlich hat man gemerkt, wie toll eigentlich die Freundschaft zwischen Blair und Dan läuft, sodass man diese auch kurzerhand kaputt schreiben könnte, indem man beschließt, dass Blair sich nun auch einfach in Dan verliebt, anstatt ihn weiterhin nur als guten Freund anzusehen. Hiermit ist dann spätestens der Tropfen gefallen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Von logischer Entwicklung kann ihr nicht mehr die Rede sein. Nachvollziehbarkeit der Charaktere scheint zum Fremdwort geworden zu sein.

Bei allen Schwierigkeiten, die Chuck und Blair hatten, war immer klar, dass sie sich dennoch liebten. Nie wurde ein Zweifel daran gelassen. Doch in #5.17 The Princess Dowry entschied sich Blair gegen Chuck, indem sie sagte, dass sie ihn einfach nicht mehr lieben würde. Damit ist man den Schritt gegangen, der die Beziehung letztlich gegen die Wand fuhr. All das künstliche Drama in der fünften Staffel hat nicht so sehr gewirkt, wie dieser eine Satz von Blair, mit dem sie ein für alle Mal einen Schlussstrich unter die Beziehung zu Chuck gesetzt hat.

Bzw. nur bis zum Finale. Denn da erkennt sie, dass sie doch Chuck liebt und wieder mit ihm zusammen sein will. Da er inzwischen jedoch auch müde geworden ist, ob des ganzen Gefühlschaos von Blair, werden wir in der finalen sechsten Staffel wohl beobachten müssen, wie sie versucht Chuck von sich zu überzeugen. Oder man umgeht das ganze einfach, blendet die fünfte Staffel aus und tut so, als wäre es eh klar, dass die beiden zusammen gehören...

So oder so, die fünfte Staffel ist der schwärzeste Fleck in der Beziehung von Chuck und Blair. Das Paar, was die letzten vier Jahre eigentlich die Serie noch wirklich spannend gemacht hat. Das Paar, welches eine Chemie hatte, die ihres gleichen in diesem Genre sucht. Die Autoren haben in der fünften Staffel alles kaputt geschrieben, was die beiden einst ausgezeichnet hat. Und auch wenn man die Zuschauer am Ende versöhnlich stimmen wollte, bleibt ein mehr als bitterer Beigeschmack nach.

Annika Leichner - myFanbase

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