Die enttäuschendsten Charaktere 2011/2012
Gabrielle Solis (Desperate Housewives)

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Die letzte Folge der siebten Staffel (#7.23 Partytime) von "Desperate Housewives" war ein kleines Glanzstück für alle Fans von Eva Longoria und ihrem Charakter Gabrielle Solis. Dort kam es nämlich zu einer enorm starken Szene, als Gaby gegen Ende vor der Leiche ihres Stiefvaters Alejandro stand. Alejandro, dessen gewalttätiges und unmoralisches Verhalten während Gabys Kindheit schon öfter Erwähnung fand, versuchte noch wenige Sekunde zuvor, Gaby zu vergewaltigen, wurde aber von Ehemann Carlos auf brutale Art und Weise davon abgehalten und dabei getötet. Ihren Freundinnen, die zufällig plötzlich ebenfalls vor der Leiche standen, versuchte die verzweifelte und panische Gaby unter Tränen die Situation zu schildern und ihnen klarzumachen, dass ihr Mann wohl nun im Gefängnis landen müsse, woraufhin sie und die anderen Damen beschlossen, dass niemand davon erfahren wird. In Hinblick auf diese unheimlich stark gespielte Szene war für die kommende achte Staffel eigentlich alles klar. Um es ganz banal auszudrücken: Alles rund um Gaby würde rocken! Letztlich kam es anders: Gepaart mit dieser Handlung wurde Bree der eigentliche Höhepunkt der achten Staffel, während es Gaby ... nun ja, eben definitiv nicht wurde.

"I don't like your accusatory tone, Gaby!" - "Well, I'd use a different tone but I'm trying to accuse you of something."

Foto: Eva Longoria, Desperate Housewives - Copyright: 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Eva Longoria, Desperate Housewives
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Ein Problem an der ganzen Sache bestand zunächst einmal darin, dass die Auswirkungen des Mordes auf Gaby selbst erschreckend gering ausfielen. Aufgrund ihrer Vergangenheit mit Alejandro war es natürlich selbstverständlich, dass Gaby alles andere als traurig über dessen Ableben sein würde. Dass ihr Alejandros Tod allerdings kein bisschen nahe ging, wirkte an einigen Stellen doch sehr befremdlich. Leider haben die Autoren nicht daran gedacht, sich mal kurz die Zeit zu nehmen und Gabys Verhalten ein wenig zu erläutern. Hier hätte man gut und gerne mehr in die Tiefe gehen und öfter mal Szenen bringen können, in denen man Gabys Vergangenheit thematisiert hätte. Auch war es doch schockierend, wie wenig es ihr allgemein auszumachen schien, dass ihr Ehemann einen Mord begangen hat. Viel eher spottete sie ja gar über diejenigen, denen es etwas auszumachen schien. Darunter hatte dann auch sichtlich Carlos zu leiden, denn statt den Fokus auf Gaby zu legen, konzentrierte man sich besonders während der ersten Staffelhälfte mehr auf die Auswirkungen auf Carlos. Denn dieser hatte unter seiner Tat sehr stark zu leiden, weswegen es eigentlich Gaby hätte sein müssen, die ihm wieder auf die Beine hilft. Zunächst sah es auch wirklich so aus, als würde sich Gaby rührend um ihren Mann kümmern. Mehr und mehr bekam man jedoch dann Szenen vorgesetzt, in denen Gaby Carlos' Probleme gar nicht ernst nahm, folglich herunterspielte und erschreckend gleichgültig wirkte. Auch gegen Ende wurde das Ganze nicht besser. So unterstützte Gaby ihren Ehemann beispielsweise nicht dabei, seinem Wunsch nach einem Job nachzugehen, in dem er hilfsbedürftigen Menschen Gutes tun kann. Gaby fand es ja viel eher enttäuschend, dass sich ihr Mann jetzt wohltätig zeigen möchte, aber dafür nicht mehr viel Geld mit nach Hause bringt. Dieses Verhalten war man zweifellos zwar schon von ihr gewohnt, aber in dieser Staffel summierten sich so gut wie alle negativen Charaktereigenschaften von Gaby, sodass ihr Charakter mit der Zeit ernsthaft schwer zu ertragen wurde.

Gabys unverständliches Verhalten war überhaupt der große Schwachpunkt der gesamten Staffel. Schließlich war nicht nur Gabys Verhalten gegenüber ihrem Mann fragwürdig, sondern auch gegenüber Bree. Zu Beginn war Gaby ihr noch dankbar dafür, dass Bree es war, die die Vertuschungsaktion des Mordes so geschickt leitete und auch dafür Sorge trug, dass niemand, auch nicht ihr Polizistenfreund Chuck, ihnen auf die Schliche kommen würde. Später jedoch schien Gabys Dankbarkeit passé, stattdessen beschuldigte sie noch Bree, für ihre missliche Lage verantwortlich zu sein, als Chuck plötzlich mit Ermittlungen gegen sie begann. Letztlich kehrte Gaby der sichtlich unter der Situation leidenden Bree den Rücken zu. Zwar taten es Susan und Lynette ihr nach, doch denen nahm man es deshalb nicht so übel, da Bree schließlich nicht deren Ehemänner vor den sicheren Gang ins Gefängnis zu bewahren versuchte. Berücksichtigt man aber, was Bree alles für Gaby getan hat, dann bleibt Gabys Verhalten eine durchweg nicht nachvollziehbare Sache, die sie unsympathischer denn je machte. Gegen Ende hin verbesserte sich das Ganze zwar, Gaby sah ein, dass ihr Verhalten weniger freundlich war und in #8.21 The People Will Hear bekam man sogar eine Szene zwischen ihr und Bree zu sehen, die schöner gar nicht hätte sein können, doch unterm Strich bleibt der schlechte Eindruck, den man von Gaby erhalten hat.

Ohne Frage war Gaby als Charakter kein totales Desaster, dafür war sie einfach wieder für zu viele grandiose Sprüche und Aktionen verantwortlich. Aber hier suchen wir ja nicht nach dem desaströsesten Charakter der vergangenen Season, sondern nach dem enttäuschendsten. Und in dieser Hinsicht kommt Gaby leider Gottes um eine Erwähnung nicht herum. Denn aufgrund der Ausgangssituation hätte es eigentlich ihre Staffel werden müssen, stattdessen fokussierte man sich mehr auf die anderen Charaktere und das was man dann von Gaby zu sehen bekam, war definitiv nicht das, was man sich nach dem Finale der siebten Staffel erhofft hatte. Wenige starke Szenen und Storys, viel Unverständnis für ihr Verhalten, Unmengen an vergeudetem Potential. In der Summe eine große Enttäuschung.

Manuel H. - myFanbase

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