Die enttäuschendsten Charaktere 2011/2012
Theodore 'T-Dog' Douglas (The Walking Dead)
Es ist nunmehr allseits bekannt und akzeptiert, dass man nicht immer jedem Charakter in einer Serie gerecht werden kann, was die Screentime oder die Storyline betrifft. Jedenfalls nicht, wenn die Anzahl der Castmitglieder eine von Serie zu Serie unterschiedliche magische Grenze überschreitet. Da fällt nun einmal etwas unter den sprichwörtlichen Tisch. Derweilen passiert es auch, dass man einen Charakter unter diesem Umständen, obwohl er zum Main Cast zählt, in einigen Episoden nicht auftreten lässt. Doch, dass man eine Figur über beinahe eine gesamte Staffel hinweg gar nicht wahrnimmt, obwohl sie in beinah jeder Episode vorkam und auch noch Sprechtext hatte, ist schon eine Leistung. Keinesfalls eine positive, aber unwiderlegbar eine Leistung.
"Wouldn't that be the way? World gone to hell, the dead risen up to eat the living and Theodore Douglas is done here by a cut on his arm."
© Matthew Welch/AMC
Passiert ist dies nun in der abgelaufenen Season bei dem "The Walking Dead"-Charakter T-Dog. Hat er in der ersten Staffel sowohl eine zentrale Rolle, als auch Auftritte, die in Erinnerung blieben, ao fällt er in der zweiten Season höchstens noch als Ballast zu Buche. Doch die Autoren inszenierten T-Dogs Hintergrundrolle gekonnt und in sich auch irgendwie schlüssig. Zunächst stellen sie ihn in einer durchaus dramatischen Szene dar, in welcher Daryl zur Rettung eilt und dem stark blutenden T-Dog das Leben rettet und ihn dann anschließend mit sich selbst unter der gerade erschlagenen Zombie-Leiche versteckt. Eine grandiose Startszene, die spannender nicht hätte sein können. Die Wunde entzündet sich und T-Dog bekommt eine Blutvergiftung samt Halluzinationen. Dass Daryl ihm am Ende dieser zweiten Episode Antibiotika aus dem Vorrat seines verschwundenen Bruders gibt, geht in der Suche nach Sophia völlig unter. Danach verschwindet T-Dog zwar nicht von der Bildfläche, jedoch aus jeder zentral wichtigen Storyline.
Er ist nicht bei der Beerdigung von Otis anwesend, hilft aber einen Brunnen von einem Zombie zu befreien und hat stets einen Rat auf den Lippen, doch zusammenfassend sind all diese Handlungsstränge nebensächlich. Die Szene mit dem Brunnen, in dem eine Zombie seit Wochen in brusttiefem Wasser vor sich her gammelt, weil er nicht mehr heraus kommt und die Gruppe versucht den stark zersetzten Körper des Beißers aus dem Brunnen heraus zu bekommen ohne das Wasser zu verseuchen, ist allenfalls optisch ein Leckerbissen. Denn die Wasserleiche hat eine wirklich phantastische Maske, doch war die Geschichte einfach völlig unbedeutend und galt sehr dem Lückenfüllen. Auch ein wenig unglaubwürdig ist dieses Intermezzo, denn erst kann T-Dog wegen seiner doch recht umfassenden Verletzung nicht zu Otis' Beerdigung, aber einen Tag später hilft er tatkräftig mit den Brunnen-Beißer heraus zu ziehen. Ich frage mich wirklich, welcher Autor diese Geschichten geschrieben hat. Es ist wirklich enttäuschend, wie sehr T-Dog aus dem Kulissen verschwindet, auch wenn er irgendwie immer anwesend ist. Denn bis zum Ende der Staffel treibt T-Dogs storyloser Charakter hin und her. Er ist zwar allgegenwärtig, trotzdem denkt sich der Zuschauer tatsächlich erst in der Finalepisode: "Huch, stimmt, den gibt’s ja auch noch!" Aber selbst hier ist T-Dog nur Chauffeur und fällt nur dadurch auf, dass die Personen, die er über das brennende und von Zombies überschwemmte Farmgelände fährt von zentraler Bedeutung für die staffelumfassende Storyline sind. Zur Krönung macht T-Dog nach erfolgreicher Flucht den Vorschlag, dass man an die Küste fliehen sollte, doch dieser wird völlig ignoriert.
Zusammenfassend und auf die Staffel zurückblickend hätte man T-Dog auch bei dem Beißerangriff in der ersten Episode sterben lassen können. Dann zumindest müsste man als Zuschauer nicht auf eine völlig enttäuschende Staffel für diesen Charakter zurückblicken. Es bleibt nur zu hoffen, dass T-Dogs Überleben für die kommende Season wahrgenommen wird und er wieder eine richtige Geschichte, oder zumindest einen Anteil an zentralen Storylines bekommt. Die Comics, auf denen "The Walking Dead" basiert, geben darauf keinen Hinweis, ist T-Dog eine Figur, die es nur in der Serie gibt. Dem entsprechend ist es noch schrecklicher, dass man den Charakter so enttäuschend darstellte. Es gibt einen Fan, der sämtliche Sprechtexte von T-Dog in der zweiten Staffel zusammengefasst hat. Dabei ist ein Video von nicht einmal fünf Minuten entstanden. Eine Episode hat etwa 40 Minuten. Die zweite Staffel bestand aus zwölf Episoden, das sind 480 Minuten Laufzeit. Insgesamt gesehen hat T-Dog also nur in knapp über 1% der Serie etwas zu sagen gehabt. Ein trauriger Wert für einen extra für die Serie geschaffenen Charakter. Es gibt im Grunde also nur zwei Möglichkeiten, dass seine Existenz nicht völlig überflüssig ist. Die erste ist es ihm eine vernünftige Storyline zu geben, die zweite Möglichkeit besteht darin, ihn dramatisch sterben zu lassen. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Möglichkeit bereits abgefahren ist und T-Dogs Darsteller Robert "IronE" Singleton nur noch als eine Art Quoten-Schwarzer anwesend ist.
Jamie Lisa Hebisch - myFanbase
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