Die besten Charaktere 2011/2012
Tyrion Lannister (Game of Thrones)

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Bei der Fülle an großartigen Figuren, die das HBO-Epos "Game of Thrones" bietet, ist es sicher kein Wunder, dass eine davon unter den besten Charakteren in unserem Rückblick gelandet ist. Die schwierige Aufgabe war vielmehr, tatsächlich nur eine Person aus diesem perfekten Mosaik herauszupicken, diese eine Figur zu finden, die sich in dieser wunderbaren Literaturadaption besonders auszeichnen konnte. Aber nach der zweiten Staffel von "Game of Thrones" konnte es in dieser Hinsicht nur einen geben: Tyrion Lannister.

A very small man can cast a very large shadow

Als Hand des Königs kommt Tyrion zu Beginn der zweiten Staffel an den Hof in Königsmund - ein wahrer Triumphzug gegenüber seiner Schwester Cersei und seinem Neffen Joffrey, nachdem er in der ersten Staffel (bzw. eigentlich sein ganzes Leben lang) vergeblich um die Anerkennung seiner Familie und insbesondere seines Vaters gekämpft hat. Nun sitzt er im Rat des Königs und ist inmitten der Intrigen und Ränkespiele am Hof völlig in seinem Element. Tyrion, der bereits in #1.02 Der Königsweg im Gespräch mit Jon klarmacht, dass sein Verstand seine einzige Waffe ist, läuft als Hand des Königs zur Höchstform auf und schafft es, fast alle Gegner am Hof auszustechen, die ihn austricksen wollen – und mit dem einzigen ebenbürtigen Gegner, dem Eunuchen Lord Varys, verbindet ihn bald eine respektvolle Freundschaft. Tyrion entwirft Verteidigungspläne gegen die anderen Thronanwärter, schmiedet Allianzen mit wichtigen Häusern und untergräbt systematisch die Pläne seiner Schwester, als Königin Regentin die Herrschaft über Westeros an sich zu reißen.

Doch trotz aller Politik und seiner kühl-distanzierten Rolle, die er im Spiel der Throne übernimmt, bewahrt sich Tyrion seine Empathie und wird nicht zuletzt dadurch zum absoluten Sympathieträger der gesamten zweiten Staffel. Dabei ist er keineswegs die moralische Standhaftigkeit in Person, wie es Ned Stark in der ersten Staffel war, aber er zeigt in den entscheidenden Momenten, wo seine Grenzen sind, wie zum Beispiel nach der Ermordungsaktion von Roberts Bastarden und natürlich in seinem Entsetzen nachdem er gesehen hat, was sein Plan mit dem Seefeuer in der Schlacht gegen Stannis für grausame Konsequenzen hat. Diese Ambivalenz zwischen dem taktierenden Strategen und dem Philanthropen, der besonders für die Schwachen und Underdogs ein Herz hat, zeichnet Tyrion besonders aus und macht ihn zu einer der spannendensten und interessantesten Figuren in "Game of Thrones".

Ein wahrer Glücksfall ist zudem die Besetzung – nicht umsonst wurde Peter Dinklage schon für seine Leistung in der ersten Staffel mit einen Emmy ausgezeichnet. Mit einem überragenden Mienenspiel und seinem perfekten Timing für die grandiosen One-Liner, die ihm die Autoren Folge für Folge auf den Leib schreiben und die er genüsslich entweder Joffrey, Cersei oder Kleinfinger ins Gesicht schleudert, beherrscht er mit einer unglaublichen Präsenz jede Szene. Da ist es natürlich nur die logische Konsequenz, dass HBO ihn auch nach der zweiten Staffel wieder für eine Emmy-Nominierung vorgeschlagen hat – und dass Tyrion bei uns einen Platz unter den besten Charakteren der Season 2011/12 einnimmt.

Lena Stadelmann - myFanbase

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