Die besten Charaktere 2011/2012
Tate Langdon (American Horror Story)
"American Horror Story" ist in vielerlei Hinsicht einer der herausragendsten Neustarts der vergangenen Season. Über die ganze Staffel hinweg fragte man sich als Zuschauer, was denn eigentlich wirklich in dieser Serie vor sich ging und wohin man überhaupt wollte. Und genau davon lebte die erste Staffel und machte sie zu etwas ganz besonderem. Doch eigentlich hat die Faszination der Zuschauer für "American Horror Story" noch einen ganz anderen Grund: Tate Langdon.
"I don't want to hurt you! Though I do have to kill you."
© Robert Zuckerman/FX
Wer glaubt, dass es erschreckend sei, dass Zuschauer Sympathien für einen Serienmörder wie Dexter empfinden, der mag schockiert sein, dass gerade Tate hier in der Liste der besten Charaktere zu finden ist. Denn während Dexter durch seine grausame frühe Kindheit zu einem Menschen heran gewachsen ist, der seine Mordlust lediglich an Menschen ausübt, die selbst keinen Respekt vor dem Leben anderer haben und man sein Handeln damit rechtfertigen kann, ist Tate ein Charakter bei dem der Zuschauer kein versöhnliches Erklärungsbild präsentiert bekommt.
Ganz im Gegenteil sogar. Zwar wurde Tate als Kind von seiner alkoholkranken Mutter Constance (Jessica Lange) unterdrückt, doch entgegnete er dieser Unterdrückung mit der Tatsache, dass er ihr das Leben zur Hölle machte. Er hat sich zu einer Person entwickelt, die keinerlei Lebenswillen mehr hat, jedoch keinesfalls ohne großen Knall aus der Welt scheiden möchte, so dass er einen Amoklauf in seiner High School plante. Vollgepumpt mit Kokain hat Tate bei seinem Amoklauf unschuldige Menschen gnadenlos getötet, und sich dann feige selbst das Leben genommen, um die Konsequenzen für sein Handeln nicht ertragen zu müssen, obgleich er eh keinerlei Reue für seine Tat zeigte. Nach seinem Selbstmord ist Tate als Geist in dem Haus gefangen, in dem er sich von seinem irdischen Leben verabschiedete - und entwickelt sich zu einer noch grausameren Persönlichkeit, als er es zu Lebzeiten gewesen ist. Im Körper seines Teenager-Selbst wandelte er mehrere Jahrzehnte durch das Haus und ermordet auf brutalste Art und Weise zig Menschen. Niemals scheint er für seine Taten Reue zu zeigen, so auch nicht, als er letztlich die Mutter seiner unwissenden Freundin Violet (Taissa Farmiga) vergewaltigt, dadurch schwängert und nicht nur so der gesamten Familie von Violet Schmerzen zufügt.
Woran liegt es also, dass Tate nicht nur der interessanteste und faszinierendste Charakter von "American Horror Story" ist, sondern auch nahezu der einzige, von dem man als Zuschauer nicht genug bekommt und der einem einfach nur sympathisch ist, ja manchmal sogar liebenswert erscheint? Zu aller erst liegt dies auf jeden Fall an der unglaublich grandiosen Darstellung von Evan Peters. Jede einzelne Szene von Tate spielt er mit einer solch umwerfenden Intensivität, dass jede Geste, jede Mimik und jedes Wort von ihm einen nicht nur gebannt an den Bildschirm fesseln, sondern auch absolut unter die Haut gehen. Selten konnte mich ein Schauspieler kontinuierlich emotional so erreichen, wie es Evan Peters mit seiner Darstellung von Tate Langdon getan hat. Allein deswegen wünschte man sich als Zuschauer, dass ein Ausweg gefunden wird, wie man diesen Charakter halten könnte, auch wenn er eigentlich das absolut Böse in der Serie verkörperte.
Doch natürlich haben wir nicht nur die grausamen Seiten von Tate kennen gelernt. Sowohl in seinen Sitzungen mit Ben (Dylan McDermott), als auch in seinen Szenen mit Violet, haben wir Einblicke in einen feinfühligen, einsamen und hilflosen Tate bekommen, den man am liebsten in die Arme geschlossen hätte, um ihm zu sagen, dass es irgendwann besser werden würde. Gerade in diesen Momenten hat Evan Peters jeden an die Wand gespielt, und sei es noch so ein erfahrener und grandioser Schauspielkollege.
Letztlich ist es aber wohl auch dem Konzept der Serie selbst geschuldet, dass man Tate so liebgewonnen hat. Denn genialerweise haben sich die Autoren dazu entschieden, dass wir erst einmal nur einen mysteriösen Teenager zu Gesicht bekommen, der einem zwar aufgrund einiger Eigenarten sehr suspekt vorkommt, den man aber irgendwie auch genau wegen dieser Eigenarten sehr niedlich fand. Und so wie Violet sich in Tate verliebte, verliebte man sich auch als Zuschauer in ihn bzw. vielmehr in die Darstellung des Charakters von Evan Peters. Nach und nach wurden dann immer wieder schreckliche Wahrheiten enthüllt, die einen zwar schockierten und anwiderten, die man aber irgendwie versuchte zu verdrängen, da man Tate schon zu sehr mochte. Und als am Ende dann das letzte Puzzleteil hinzugefügt wurde, und man als Zuschauer schließlich die grausame Wahrheit über Tates wahren Charakter erfuhr, ist es einfach schon zu spät gewesen. Man konnte ihn einfach nicht mehr hassen, da man ihn schon in sein Herz geschlossen hatte - was erschreckend und genial zugleich ist. So oder so gehört Tate Langdon somit zu den besten Charakteren der TV-Season 2011/2012!
Annika Leichner - myFanbase
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