Die enttäuschendsten Momente 2011/2012
#6.09 Get Gellar (Dexter)
Mit einem ziemlichen Faux-Pas wartete leider auch die sechste Staffel von "Dexter" auf, die ohnehin nicht gerade zur besten TV-Unterhaltung der Season 2011/2012 zählte. Die insgesamt eh schon sehr enttäuschende Staffel krankte vor allem an der fehlgeschlagenen Antagonistensituation für Dexter, der diesmal vermeintlich gleich mit zwei Gegnern konfrontiert wurde, Travis Marshall und seinem Mentor Professor Gellar. Doch waren die beiden nicht nur sehr eindimensional und in ihrer Bösewichtrolle wenig interessant, sie waren auch noch ein- und dieselbe Facette einer schizophrenen Person. Eine Enthüllung, die den Zuschauer zu ihrem Zeitpunkt wirklich gar nicht mehr überraschte.
"Did Travis kill all those people?"
Zweifelsohne ist dies einer der allergrößten Fehltritte, die sich das Autorenteam einer Crimeserie leisten kann: Wenn das Publikum mehr weiß als der Protagonist und ihm damit einen Schritt voraus ist, geht jegliche Spannung flöten. Und so ist es dem Zuschauer in der Tat während der ersten 49 Minuten von #6.09 Get Gellar todlangweilig, als er dabei zusehen muss, wie Dexter und Travis von einem Ort zum anderen jagen, um Gellar endlich zu schnappen und zu töten. Denn natürlich jagen beide Männer nur einem Geist hinterher, da Gellar schon längst tot ist und nur noch als Halluzination in Travis' Kopf herumspuckt. Leider braucht Dexter eine geschlagene Episode lang, damit ihm das ebenfalls klar wird, und diese Erkenntnis ist so ziemlich das absolute Non-Event überhaupt.
Tatsächlich wird die Enthüllung, dass Travis und Gellar dieselbe Person sind, so melodramatisch inszeniert, dass man als Zuschauer entweder genervt den Kopf schüttelt oder prustend loslacht ob der Tatsache, dass die Serienmacher wirklich glauben, man hätte nicht schon vor mindestens einer Episode eins und eins zusammengezählt und wäre nicht schon von selbst draufgekommen, was los ist. Dexter öffnet die Kühltruhe im Keller der Kirche, ein großer Trommelwirbel setzt ein und wir sehen Gellars eingefrorene Leiche. Die Kamera zoomt auf Michael C. Halls entsetztes Gesicht, während im Hauptschiff der Kirche das böse Ich von Travis erwacht, der nun endgültig von seinem persönlichen Dark Passenger übermannt wurde und Colin Hanks furchtbar dramatisch und mit finsterer Miene losstapft, um Dexter zu töten. Ein Moment, der in seiner Überspitztheit und Überdramatisierung einfach nur lächerlich, unpassend und enttäuschend ist. Denn ganz ehrlich: Einen Aha-Effekt erzielte diese Enthüllung definitiv nicht mehr, stattdessen war das vielmehr die wahrscheinlich unüberraschendste Überraschung der Season.
Maria Gruber - myFanbase
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