Die verstörendsten Momente 2011/2012
#3.22 Die Verstorbenen (Vampire Diaries)

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Ich gehöre zu der relativ kleinen Fraktion der Zuschauer von "Vampire Diaries", die dem Love-Triangle zwischen Elena und den Salvatore-Brüdern nicht wirklich viel abgewinnen kann. Während sich der Großteil der Zuschauer in zwei Lager spaltet - Team Damon und Team Stefan -, ist für mich persönlich diese Storyline in der Serie eher der unliebsamste Teil. Nicht zu letzt deswegen, da durch die Fokussierung auf das Love-Triangle andere - für mich deutlich interessantere Storylines - leider viel zu kurz kommen.

Rewriting History

Foto: Ian Somerhalder, Nina Dobrev & Paul Wesley, Vampire Diaries - Copyright: Warner Bros. Television Entertainment/ Andrew Eccles
Ian Somerhalder, Nina Dobrev & Paul Wesley, Vampire Diaries
© Warner Bros. Television Entertainment/ Andrew Eccles

Der Grund, warum ich dem Love-Triangle so wenig abgewinnen kann, liegt bei den Autoren selbst. Mit dem ersten Aufeinandertreffen von Stefan und Elena wurde ziemlich deutlich gemacht, dass die beiden sich gesucht und gefunden haben. Dies hat sich auch in den kommenden drei Jahren nicht geändert, selbst wenn niemand abstreiten kann, dass es auch immer mal wieder zwischen Damon und Elena deutlich geknistert hat. Aber die Autoren haben sich niemals auf eine Beziehung zwischen Elena und Damon eingelassen, vielmehr haben sie jedes Mal mehr als deutlich gemacht, dass Elena eigentlich nur Stefan liebt, selbst als dieser wieder in sein Ripper-Ich verfallen ist.

Mit Beginn der dritten Staffel hatte man dann eine Situation geschaffen, in der es ein Leichtes gewesen wäre, Elenas Gefühle zu Stefan deutlich abzuschwächen und sie vielmehr in die Arme von Damon zu treiben. Doch auch hier haben die Autoren sich darauf nicht eingelassen, sondern weiterhin an der Liebe zwischen Elena und Stefan festgehalten, die erneut eine Staffel lang viele Höhen und Tiefen erleben musste. Zwar haben sich Damon und Elena immer mehr angenähert und Elena hat erkannt, dass sie auch Gefühle für Damon hegt, dabei jedoch nie an ihrer Liebe für Stefan gezweifelt, obgleich es genügend Gründe dafür gegeben hätte. Und genau damit haben die Autoren sich einen Strick gedreht, den sie nur noch mittels eines sehr konstruierten und damit mehr als verstörenden Moments im Finale ausbügeln konnten.

Da die Autoren mittlerweile drei Staffeln damit verbracht haben, die ungemein starke Liebe zwischen Elena und Stefan immer wieder zu verdeutlichen, verpassten sie jegliche Chance, um Damon irgendwie noch ins Spiel zu bringen. Sobald es eine romantische Annäherung zwischen ihm und Elena gab, haben die Autoren dies gleich im nächsten Moment auch wieder relativiert, indem sie Elenas Gefühle für Stefan zum Ausdruck gebracht haben. Theoretisch sollte man dies eigentlich sehr loben, denn wo sonst findet man ein solch offensichtlich angelegtes Love-Triangle, bei dem eigentlich durchgehend verdeutlicht wird, dass es sich überhaupt nicht um ein Love-Triangle handelt, da die Person 'in der Mitte' nur eine Person wirklich liebt.

Im Finale der dritten Staffel muss dann scheinbar auch den Autoren aufgefallen sein, dass eine Beziehung zwischen Damon und Elena unter hiesigen Umständen alles andere als nachvollziehbar wäre. Und da es sich bei "Vampire Diaries" um eine Mystery-Serie handelt, ist man sich auch nicht zu schade, zum billigsten Stilmittel zu greifen, was sich anbietet: Man baut mittels eines Flashbacks einfach eine zusätzliche Szene ein, die alle Türen wieder öffnet.

Nachdem Elena sich auch wieder im Finale der dritten Staffel für Stefan und gegen Damon entschieden hat, begründet man ihre Entscheidung einfach mal damit, dass sie Stefan eben zuerst gekannt hat. Dieser Tatsache allein soll nun ihre Liebe zu Stefan geschuldet sein, an der sie in drei Staffeln so festgehalten hat. Und um genau dafür einen Ausweg zu finden, baut man einen Flashback ein, der den Zuschauern zeigt, dass es eigentlich Damon war, der Elena zuerst getroffen hat, woran diese sich aber eben die letzten drei Staffeln nicht erinnern konnte, da Damon sie diesen Moment hat vergessen lassen.

Als Zuschauer, der nichts auf das Love-Triangle gibt, kommt man sich durch diese Szene einfach nur veräppelt vor, da sie nur dem Zweck dient, dass man so nun ein Hintertürchen gefunden hat, damit Elena sich nun auch in Damon verlieben kann. Schließlich kann sich Elena, die in der letzten Szene zum Vampir geworden ist, nun an alles erinnern, eben auch an diesen scheinbar so unglaublich signifikanten Moment mit Damon. Ich war einst wirklich begeistert von den Irrungen und Wirrungen, mit denen uns die Autoren Woche für Woche überrascht haben, aber mit dieser konstruierten Szene bestätigen sie leider meinen Gesamteindruck der dritten Staffel: Gutes Storytelling steht nicht mehr im Vordergrund, sondern man will nur noch die Fanlager irgendwie bei Laune halten. Und mit Blick auf die kommende vierte Staffel lässt mich dies ziemlich verstört zurück...

Annika Leichner - myFanbase

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