Die verstörendsten Momente 2011/2012
#1.06 Piggy, Piggy (American Horror Story)

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Die erste Staffel von "American Horror Story" konnte mit einem gelungenem Mix aus Horror, Mystery und einer guten Portion Dramatik überzeugen, wobei der Fokus auf die ersten beiden Kriterien lag. Dennoch ist es eine durch und durch reale Szene, die es in unsere Kategorie der verstörendsten Momente 2011/2012 geschafft hat.

"Good people don't just have a bad day and start shooting people." – "Maybe he wasn't a good person."

Schon zur Halbzeit der ersten Staffel, nämlich in #1.06 Piggy Piggy, wartet "American Horror Story" mit einem äußerst schockierendem Ereignis auf. In der ersten Szene klingelt es an der Tür und als Constanze (Jessica Lange) öffnet, steht ein SWAT-Team davor und verlangt nach Tate Langdon (Evan Peters). Cut. Die Zahl 1994 wird eingeblendet und noch bevor man sich genau entsinnen kann, was es damit auf sich haben könnte, befindet man sich in der Bibliothek einer High School, in der sich fünf Schüler und ein Lehrer befinden und es ertönen abwechselnd Schreie und Schüsse. In den nächsten paar Minuten, die wie eine Ewigkeit erscheinen, erlebt der Zuschauer einen äußerst brutalen und sehr realistisch dargestellten Amoklauf mit. Alle Charaktere, in denen man die Gruppe, die Tate und Violet (Taissa Farmiga) im zweiten Teil der Halloween-Episode gejagt haben, wiedererkennt, verkörpern ihre Angst perfekt und der Effekt wird um ein Vielfaches verstärkt, da man den Amokläufer nicht sieht. Man sieht lediglich Springerstiefel, eine schwarze Hose und einen Mantel.

Zwischendurch durchbricht sogar ein Pfeifen die Stille, während der Täter seelenruhig einen Schüler nach dem anderen sucht und ohne zu Zögern oder ein Wort zu sagen, erschießt. Einige betteln um ihr Leben, schreien und weinen vor Angst und verraten so ungewollt ihr Versteck und es fällt wirklich sehr schwer, die ganze Zeit über hinzusehen. Dabei sieht man keinen einzigen Mord direkt, sondern hört nur die Schüsse. Als drei der Schüler tot und der Lehrer angeschossen außer Gefecht gesetzt ist, ist nur noch ein Pärchen übrig, dass sich unter einem Tisch versteckt hat. Der Junge will das Ganze beenden, fordert den Amokläufer auf, den Wahnsinn zu stoppen, wird jedoch kommentarlos erschossen und bricht auf dem Tisch über seiner Freundin zusammen. Diese weint und uriniert vor Angst, da nur noch sie übrig ist. Als der Amokläufer den Tisch über ihr wegzieht, sieht der Zuschauer erst, was er längst befürchtet hat. Es ist tatsächlich Tate, der wahnsinnig wirkt und schweißgebadet, ohne ihr die Frage nach dem Warum zu beantworten, auch das Mädchen erschießt. Der Zuschauer erhält ebenfalls keine Antwort darauf, da Tate sich durch Provokation von dem SWAT Team erschießen lässt, erfährt aber von insgesamt fünfzehn Opfern.

Zweifelsohne hätte der Amoklauf allein sich schon für diese Kategorie qualifiziert, aber die Tatsache, dass Tate als Mörder und Geist entlarvt wird, ist ebenso ein Schock für die Zuschauer. Denn bisher kannte man Tate nur als etwas sonderbaren, unsicheren Jungen, der in seinen Therapiegesprächen zwar Mordphantasien erwähnte, aber dennoch eher schüchtern und harmlos wirkte. Und durch seine intelligente Art und seinen vorsichtigen Umgang mit Violet, war die Sympathie für seinen Charakter bei mir stets größer als die Skepsis. Das eigentlich Schockierende an der Sache ist, dass die Autoren es geschafft haben, Tate auch nach diesem Amoklauf noch liebenswert erscheinen zu lassen, wie Annika es in der Kategorie Die besten Charaktere 2011/2012 schon so treffend beschrieben hat und dass, obwohl man wirklich nie eine Antwort bekommt, ob Tate irgendwann gemobbt wurde, was zwar keinesfalls als Entschuldigung dienen könnte, aber als Erklärungsansatz. Im Gegenteil: Am Ende der Episode macht Tate Violet ein absolut herzerweichendes und glaubwürdiges Liebesgeständnis und Violet, die von dem Amoklauf weiß, kann ihn auch nicht wegschicken.

In einer späteren Episode erfährt man dann lediglich, dass Tate die Tat auf Kokain und Crystal Meth begangen hat und vorher noch seinen Stiefvater angezündet hatte. Aber auch das ist eigentlich nur der Anfang über viele schockierende und verstörende Details Tate betreffend, die in den verbleibenden sechs Episoden auf den Zuschauer warten und von denen sich noch mindestens einer mühelos für diese Kategorie qualifiziert hätte.

Anja P. - myFanbase

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