Die enttäuschendsten Staffeln 2011/2012
Glee, Staffel 3
"Glee" ist mit der effektiven Werbetrommel mit Musikdownloads, Konzerten und vielem mehr sicherlich eine der Serien der letzten Jahre, die für sehr viel Aufsehen und Furore gesorgt hat, mit der sich Fans und Kritiker mit zum Teil äußerst gemischten Gefühlen auseinander setzen und der es sicherlich nicht an Diskussionspotenzial mangelt. Wenn man aber derart präsent in der Öffentlichkeit ist, dann wird auch von sehr vielen Seiten sehr viel erwartet und viele Nachfragen sorgen für immer neue Aussagen, die gerne auch gegeneinander aufgewogen werden. Dabei ist bei "Glee" bereits in der zweiten Staffel offensichtlich geworden, dass zu viele Mitbestimmer Schwierigkeiten bereiten. In der dritten Staffel ist das noch viel problematischerer geworden, obwohl man das vermeiden wollte. Doch statt konstant seine guten Geschichten zu erzählen, wurden manche Episoden vollkommen überfrachtet, bei anderen fragte man sich wiederum, wo denn die Ereignisse der letzten Folge geblieben sind. Und auch wenn man (zumindest als Fan) nicht von einer schlechten Staffel sprechen muss, so gab es in den 22 Episoden doch einfach zu viele Momente und Storylines, die ziemlich enttäuschend waren, weshalb man "Glee" in diesem Jahr in diese Kategorie wählen musste (auch wenn es mir persönlich tatsächlich schwer fällt).
Big stage senior year! Who will succeed and who will fail?
Wenn man die gesamte Staffel Revue passieren lässt, so mangelte es sicherlich nicht an großartigen Momenten, nicht nur musikalisch sondern auch inhaltlich (Adele-Mash-Up, Freundschaft Kurt-Rachel, das Leben nach der High School, Santanas Entwicklung, um nur ein paar zu nennen), doch man findet auch mindestens genauso viele teils haarsträubende Entwicklungen und Szenen, die dem ein oder anderen Zuschauer durchaus die Lust am Schauen nehmen konnten. Ich fand es beispielsweise sehr enttäuschend, wie man die Troubletons aus dem Boden gestampft hatte, um eine Konkurrenzsituation an der Schule zu schaffen und urplötzlich ein paar Backgroundsänger gewinnen konnte, nachdem man zwei Jahre lang um jedes Stimmbändchen gekämpft hatte. Und das offenbar vor allem deshalb, damit Shelby zurück holen konnte und ihr eine zugegebenermaßen recht gut betrachtete Affäre mit Puck zu geben und den Charakter Quinn übermäßig zu strapazieren (siehe dazu enttäuschendster Charakter Quinn Fabray). Ebenso unmöglich fand ich es, dass man Sue erneut gegen den Glee-Club arbeiten lässt, nur weil sie damit angeblich ihre Wahlchancen erhöht. Warum man ihr da einfach keine Entwicklung zugestanden hat, lässt sich nicht erklären. Ob das mit dem absurden Kinderwunsch besser wird, steht auch in den Sternen. Nun kann man sich über die ein oder andere Schwarz-Weiß-Malerei ärgern, aber bisher konnte ich über solche Dinge locker hinwegsehen, weil es ins dramaturgisches Element dann durchaus geeignet ist, um klare Aussagen zu treffen. In dieser Staffel hat man das aber zu einfach gehalten und viele Dinge einfach viel zu schnell abgehandelt, statt sich wirklich mal Zeit zu nehmen.
In einer einzigen Episode wurde das Thema Sex und erstes Mal aufgegriffen, danach schienen alle Charaktere nie wieder einander näher gekommen zu sein. Warum lässt man das fallen? Es gibt auch danach noch so viele Unsicherheiten, die man zwischendurch aufgreifen könnte, ohne daraus gleich einen Schwerpunkt machen zu müssen. Überhaupt hat man mit dem ständigen Schwerpunktsetzen auf bestimmte Themen in diesem Jahr kein glückliches Händchen bewiesen, weil man einfach nicht die Zeit hatte, die es bei manchen Themen braucht.
Trotz zahlreicher guter Szenen war es schon enorm ärgerlich, dass man Daves Selbstmordversuch in einer Episode abhandelt, ihn selbst nie wieder in der Staffel erwähnt, das Thema Mobbing auch in Verbindung mit den Warblers und den Regionals setzt und dann noch den Unfall von Quinn mit hinein schiebt. Warum das so überfrachten und dann auch noch mit solch einem Thema? Wollte man möglichst viele Zuschauer erreichen oder hatte man Angst, dass die Aussage unklar wird, wenn sich die Behandlung über mehrere Episoden zieht. Im letzten Jahr hatte man Kurts Schwierigkeiten so wunderbar über die gesamte Staffel gezogen, davon war dieses Mal kaum was zu sehen. Und wie man dann mit den Nationals umgegangen ist, war doch auch sehr langweilig, in Anbetracht der Tatsache, dass man den Ausgang eh wusste. Leider gab es zudem auch noch einige Episoden, die musikalisch sehr unterirdisch waren.
Ich will jetzt keinen endlos langen Text dazu schreiben, denn im Grunde sollte deutlich geworden sein, warum diese Staffel zu den enttäuschendsten der Season gehört. Man wollte viel zu viel, einige Ideen wirkten zu plötzlich, zu unüberlegt, die inhaltliche Konstanz fehlte (Finchel war dafür auch nicht der beste Staffelhandlungsbogen und der Rest wirkte zu abgehakt, vielleicht auch durch zu viele Ausstrahlungsunterbrechungen) und man wurde nie das Gefühl los, dass sich zu viele verwirklichen wollten, zu viele Ideen existierten und man den Rahmen der Staffel dann doch sprengte. Manchmal verderben zu viele Köche (und zu viele Nachrichten) den Brei. Nichtsdestotrotz konnte man auch in der dritten Staffel viel Freude an "Glee" haben, die WTF-Momente waren aber einfach zu oft, um nicht auch enttäuscht zu sein. Ob die veränderten Voraussetzungen für die vierte Staffel neuen Schwung bringen kann, bleibt abzuwarten. Vielleicht sind die nun gesenkten Erwartungen auch die beste Grundlage, um wieder richtig glücklich mit "Glee" zu werden. Die Messlatte ist jedenfalls etwas tiefer gelegt.
Emil Groth - myFanbase
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