Die besten Staffeln 2011/2012
Breaking Bad, Staffel 4

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Es gibt nur sehr wenige Serien, die ich bedingungslos jedem empfehlen würde, egal welche Vorlieben die Person bei Serien hat. Eine dieser Serien ist "Breaking Bad", die auch mit der vierten Staffel bewiesen hat, dass der überaus hohe Standard im Storytelling, in der Charakterzeichnung und -entwicklung, in der filmischen Inszenierung und darstellerischen Umsetzung, konstant gehalten werden, wenn nicht sogar von Staffel zu Staffel gesteigert werden kann. "Breaking Bad" ist und bleibt einfach eine Serie, die aufgrund des perfekten Zusammenspiels von allen wichtigen Elementen einer TV-Serie, einfach jeden Zuschauer anspricht und begeistert kann.

"Someone has to protect this family from the man who protects this family."

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.
© 2011 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.

Nach jedem Staffelfinale von "Breaking Bad" stellt sich die Frage, wie die Autoren in der kommenden Staffel weiter verfahren werden. Und mit jedem Staffelauftakt wurde den Zuschauern ein Weg präsentiert, mit dem man in dieser Form nicht gerechnet hätte. Genauso verhielt es sich auch mit dem Staffelauftakt der vierten Staffel: Nachdem Jesse im Auftrag von Walt den Mord an Gale begangen hat, finden die beiden sich gemeinsam mit Mike und Victor im Superlabor ein, um auf Gus zu warten. Es folgenden spannungsgeladene Minuten, die entscheidend für den restlichen Verlauf der Staffel sind.

Walter ist sich zum einen sicher, dass Gus auf ihn angewiesen ist, da er ansonsten keinen fähigen Chemiker mehr an der Hand hat, der ihm sein Produkt herstellen kann. Jesse nimmt das alles gar nicht wirklich wahr, da er seit dem begangenen Mord in einen Schockzustand gefallen ist. Und alle wissen, dass die Spannungen zwischen den Parteien nur gestiegen sind und es unweigerlich demnächst zum großen Knall kommen wird - den wir als Zuschauer dann schließlich im Finale der vierten Staffel zu sehen bekommen.

In den elf Episoden, die zwischen dem Auftakt und dem Finale liegen, bekommen die Zuschauer wieder einmal tiefgreifende Charakterarbeit geliefert, enorme Spannungselemente präsentiert, sowie grandiose Unterhaltung, die einen am Bildschirm kleben lässt. Vor allem der Umgang mit dem Charakter Jesse sticht dabei enorm heraus. Selten wurden die Konsequenzen eines Mordes für einen labilen jungen Mann, der sich nach Anerkennung und Liebe seht, so realistisch und bewegend nachgezeichnet. Jesse steckte die Tatsache, dass er einen anderen Menschen kaltblütig ermorden musste, keinesfalls einfach so weg, sondern er flüchtete sich erneut in einen vertrauten Geisteszustand, indem er zu den Drogen griff, obgleich er den Absprung eigentlich geschafft hatte. Gleichermaßen konnte er keine Stille mehr ertragen, da seine Gedanken so freien Lauf bekamen, was ihn dazu zwang sich mit seiner Tat auseinander setzen zu müssen. Also veranstaltete er Partys, die mehrere Tage überdauerten, er lenkte sich mit allen möglichen Aktivitäten ab und verlor dabei immer mehr den Willen für sein eigenes Leben. Und während Walter die Talfahrt von Jesse scheinbar gar nicht zu bemerken schien, erkannte Gus hingegen, dass man dem entgegen steuern muss. Und so schickte er Mike auf Jesse los, womit uns das wohl traumhafteste Gespann der gesamten Staffel präsentiert wurde. Die ungleichen Charaktere waren nun gezwungen miteinander Zeit zu verbringen und Mike nahm schließlich die Rolle für Jesse ein, die man sich immer für Walt gewünscht hätte.

Während Jesse durch seine Storyline entsprechend weiter auf der Sympathieskala nach oben schritt, gelangte Walter in dieser Staffel an seinen Tiefpunkt. Seit dem Aufeinandertreffen mit Gus im Auftakt der Staffel, war Walter von einer absoluten Paranoia eingenommen, sodass es ihm nur noch darum ging einen Weg zu finden Gus umzubringen. Interessant ist hier, dass wir als Zuschauer dabei zusehen dürfen, wie man sogar für Gus mehr Sympathien entwickelt, was schlichtweg daran liegt, dass er im Grunde genommen in dieser Staffel höhere moralische Ansprüche zeigt als Walt es tut. So manipulieren beide gleichermaßen Jesse, jedoch erscheint es bei Gus vielmehr so, als wolle er Jesse damit auch aus seiner Misere helfen, während man bei Walt weiß, dass er es lediglich tut, um an sein eigenes Ziel zu kommen. Und letztlich schreckt Walt auch nicht davor zurück den kleinen Brock zu vergiften, womit er zum einen genau das tut, wofür er Gus in der vorherigen Staffel noch verachtet hat, zum anderen aber eben erneut Jesse einen Schlag ins Gesicht verpasst.

Neben den gegenläufigen Entwicklungen der Hauptcharaktere, die trotz aller Differenzen durch Walts geschickte Manipulation am Ende wieder zueinander finden, bekommen wir in der vierten Staffel auch mit den Handlungssträngen von Hank und Skyler wieder erstklassige Unterhaltung präsentiert. Hanks Lethargie zu Beginn der Staffel, die in einer Sammelleidenschaft für Mineralien mündet, durch das sichergestellte Beweismaterial vom Mord an Gale langsam verschwindet, und sich schließlich in die geniale Aufdeckung der Person Gus Fring entwickelt, ist einfach eine grandiose Storyline, die allein schon für viele spektakuläre, witzige, emotionale und atemberaubende Momente sorgt. Hinzu kommt Skylers Annäherung an Walts illegale Geschäfte, indem sie vollkommen selbstständig einen Weg findet, um das Drogengeld zu waschen und dabei nicht nur ihren Geschäftssinn sondern auch ihre überzeugende Persönlichkeit zur Schau stellt. Die Beziehung der beiden scheint wieder aufzuleben und Skyler scheint sogar gefallen an der neuen Machtposition zu finden. Doch dann bricht ihr harmonisches Kartenhaus in sich zusammen, da sie erkennen muss, dass ihr Mann keinesfalls nur ein 'Koch' ist, sondern vielmehr ein Mensch, der ihr stolz davon berichtet Grund für den Tod eines Menschen zu sein.

Nur wenigen Serien gelingt es die hohe Qualität über mehrere Staffeln hinweg zu halten. "Breaking Bad" geht jedoch noch einen Schritt weiter und schafft es, sich mit jeder Staffel noch zu verbessern. Die Handlungsstränge fließen immer mehr ineinander über, wir bekommen immer tiefere Einblicke in die Charaktere, die Entwicklungen verlaufend schleichend, jedoch nicht weniger wirksam und der gesamte Cast brilliert mit den schauspielerischen Leistungen, die in jeder Szene abgeliefert werden!

Annika Leichner - myFanbase

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