Die besten Staffeln 2011/2012
The Walking Dead, Staffel 2

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Mit der nunmehr zweiten Staffel konnte der Überraschungshit "The Walking Dead" aus dem Haus AMC beweisen, dass er seine Qualität aus der nur sechs Episoden umfassenden ersten Staffel nicht nur halten, sondern auch verbessern konnte. Die zweite Staffel sahen durchschnittlich 6,91 Millionen US-Zuschauer, was einer Heiligsprechung im Kabelbereich entspricht. Die Finalepisode der Staffel konnte nur ganz knapp die 9 Millionen Zuschauer nicht erreichen. Es schalteten 8,99 Millionen ein, was einen weiteren Rekord im Kabelbereich bedeutete. Doch die Zuschauerzahlen sind nur der Beweis für eine grandiose Staffel, in der beinahe alles stimmte.

"The world we know is gone, but keeping our humanity? That's a choice."

Foto: The Walking Dead - Copyright: Matthew Welch/AMC
The Walking Dead
© Matthew Welch/AMC

Wie schon ausführlichst in unserer Kategorie Beste Storyline der Season 2011/2012 erläutert, steht und fällt in dieser zweiten Staffel alles mit Sophia. Während die erste Hälfte der Staffel davon geprägt ist, wie man das verloren gegangene Mädchen wiederfindet, so ist der zweite Teil der Staffel vor allem der Entwicklung im persönlichen Bereich der Charaktere gewidmet. Die Überlebenden müssen nicht nur Verluste in Form von Menschenleben hinnehmen, sondern auch eigene Prinzipien hinterfragen und schlussendlich sieht der Zuschauer, wie immer mehr Charaktere ihre Einstellung zum Leben ändern, wie sie sich selbst verraten, um irgendwo für die Gruppe Sorge zu tragen. So gibt es eine Zweiteilung der Staffel, die geschickt auch durch eine zeitliche Pause nach der siebten Episode abgegrenzt wurde.

Im ersten Teil verliert, sucht und findet man schlussendlich Sophia. Diese Suche steht schon für den großen Handlungsbogen der gesamten Staffel. Ein normales Mädchen verschwindet, Veränderungen treten ein und schlussendlich ist da zwar noch immer das Mädchen, aber nicht mehr so, wie man es kennt. Diese Storyline ist so perfekt in sich konstruiert, dass jede Entwicklung in der Serie selbst darauf zurück zu führen ist. Ohne Sophias Verschwinden wäre Carl nie angeschossen worden, Ricks Gruppe wäre nie auf die Farm aufmerksam geworden und auch Shane hätte sicherlich ein anderes Schicksal ereilt. Nur aufgrund dieses Umstandes kam es zu den Entwicklungen, wie der Zuschauer sie sah. Nachdem man Sophia wiedergefunden hat, bleibt man sich dem großen Handlungsbogen entsprechend treu. Erste Schocker gab es schon in der dritten Episode als Shane einen Menschen tötete, um sich selbst zu retten. Der Verfall begann. Es ist bemerkenswert, wie lange der Zuschauer dies im Grunde gar nicht merkt. Er weiß, dass Shane Otis getötet hat, doch der Mord bleibt soweit unentdeckt und da man Otis auch nicht richtig kannte, blieb er für den Zuschauer auch nur ein Kollateralschaden ohne große Auswirkung. Zunächst. Dale ist der erste, der die Veränderungen in der Gruppe deutlich wahrnimmt. Schlussendlich muss er für seine Moral und aufgrund der leichtfertigen Handhabung Ricks mit Veränderungen in der Gruppendynamik mit dem Tod bezahlen. Aber der Tod Dales ist notwendig, damit Rick erkennt, welches Spiel um ihn herum gespielt wird. Denn dieser war vor allem mit dem Gefangenen Randall und der Schwangerschaft seiner Frau Lori beschäftigt.

Dass kurz nach Dales Tod auch Shane umgebracht wird, ist nur der Höhepunkt der Veränderungen dieser Staffel gewesen. Der Zuschauer wusste, dass es früher oder später zur direkten Konfrontation zwischen den beiden besten Freunden Rick und Shane kommen würde (Beste Beziehung in der Season 2011/2012). Somit war Shanes Tod keine Überraschung. Trotzdem ist sein Tod der Grund für den großen Showdown der Staffel. Über fast die gesamte letzte Episode kann man beobachten, wie die Farm, auf der scheinbar Sicherheit herrschte, von einer riesigen Herde Zombies überrannt wird. Viele Charaktere der Abteilungen Gast- und Nebendarsteller mussten wieder das Zeitliche segnen, was sehr voraussehbar war. Generell ist die zweite Staffel "The Walking Dead" stark vom Tod geprägt, was dazu führt, dass der Zuschauer in keinem Moment glaubt, dass die Farm ein sicherer Ort ist. Diese Meisterleistung von den Autoren mussan dieser Stelle einfach noch einmal deutlich hervorgehoben und honoriert werden.

Neben großartiger Charakterarbeit ist "The Walking Dead" aber nun einmal nicht nur ein Charakterdrama, sonder eben auch eine Zombie-Serie. Waren die Masken in der ersten Staffel schon grandios und furchteinflößend - ich erinnere an dieser Stelle einmal an die Zombie-Frau aus der Pilotepisode, die mit Hilfe ihrer Hände durch die Gegend kroch, weil ihr Unterkörper einfach nicht mehr vorhanden war - so sind sie nun in der zweiten Staffel kaum noch zu überbieten. Besonders erwähnenswert ist zum einen die schiere Masse an Zombies, der man über den Weg läuft und die mit solcher Detailverliebtheit kreiert sind, dass man auch bei den Untoten jeden einzelnen von den anderen unterscheiden kann und sie so ihre menschliche Urkomponente nicht verlieren. Um einen besonderen Zombie zu erwähnen, will ich an dieser Stelle kurz auf eine doch in der Serie recht untergegangene Szene erinnern: die Szene mit dem Brunnen. Sie hat keine große Wichtigkeit für die Handlung an sich, doch der vom Wasser des Brunnens aufgedunsene Zombie ist ein optischer Leckerbissen. Besonders ekelerregend wird es, als er in der Mitte auseinander bricht. Ich bin wirklich kein zimperlicher Mensch, aber an der Stelle wurde mit schon etwas schlecht.

Nun gibt es aber auch immer dieses eine Quäntchen, das einfach nicht in den überaus positiven Kanon der Staffel hineinpassen will. Dass Charaktere darunter leiden, wenn neue eingefügt werden, ist nicht unbekannt. Doch T-Dog verschwindet, trotz tatsächlicher körperlicher Anwesenheit, fast vollkommen aus der Staffel. Ich möchte hier nicht genauer darauf eingehen, da dies schon in der Kategorie enttäuschendster Charakter der Season 2011/2012 passiert, trotzdem muss diese kleine Unebenheit erwähnt werden, wenn man einen Blick auf die gesamte Staffel wirft. Dass aber gerade die neuen Charaktere, allen voran Hershel und seine Tochter Maggie, frischen Wind und vor allem komplexe Handlungsstränge in die Storyline der zweiten Staffel bringen, muss ebenso erwähnt werden. Die schauspielerische Leistung ist fast an der jeder Stelle hervorragend. Wobei hier vor allem Norman Reedus als Darsteller von Daryl erwähnt werden muss. Er schafft es, diese in der ersten Staffel als überaus egoistische Figur ohne wirklichen Anschluss in der Gruppe, in der zweiten Staffel als die in meinen Augen faszinierendste Figur darzustellen. Seine Interaktion, seine Entwicklung in der Staffel selbst und vor allem die Mimik des Darstellers machen ihn zum geheimen Helden. Zwar entwickelt sich so ziemlich jeder Hauptcharakter irgendwo, doch bei keinem ist die Veränderung so drastisch, so kreativ umgesetzt und vor allem so sehr über alle Episoden hinweg präsent und ausgearbeitet.

Zum Schluss ist noch kurz zu erwähnen, dass am Ende auch das Geheimnis der ersten Staffel gelöst wurde, das man als Zuschauer die gesamte Zeit über nicht vergessen hatte, bei dem man aber schon die Hoffnung aufgab, dass Rick es den anderen und auch dem Zuschauer irgendwann mitteilen würde. Mit diesem Gamechanger bis zum Ende zu warten, war ein kluger Schachzug, denn so schloss sich die Episode um das Leben auf der Farm mit der Enthüllung des Geheimnisses, dass Dr. Jenner Rick im Staffelfinale der ersten Staffel zuflüsterte, nämlich dass alle infiziert sind. Mit dieser Enthüllung, Ricks (in Ermangelung eines besseren Wortes) Mord an Shane und der damit einhergehenden Veränderung der Gruppendynamik, ist es wieder Rick, der den Cliffhanger für die kommende Staffel stiftet: "Get one thing straight. You're staying? This isn't a democracy anymore." Wie genau Ricks neue Führung der Gruppe aussieht, das ist es, was den Zuschauer die kommende Staffel über beschäftigen wird. Egal, wie die Serie sich weiter entwickelt, die zweite Staffel ist ein Glanzstück der Season 2011/2012, das man nicht missen sollte, auch wenn man an der ein oder anderen Stelle sicherlich nicht zimperlich sein darf. Doch gerade diese Brutalität macht doch einen großen Teil des Charmes der Serie aus und steht sicherlich als eines der Grundfesten für ihren Erfolg.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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