Die besten Staffeln 2011/2012
Scandal, Staffel 1

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Nachdem Shonda Rhimes' letzte Serie "Off The Map" nicht zünden wollte und die sich wiederholende Thematik allmählich abnutzte, schließlich hat sie mit "Grey's Anatomy" und "Private Practice" bereits zwei starke Ärzte-Dramen im TV, hat "Scandal" eine andere Basis und geht eher in Richtung Polit-Thriller. Die Serie dreht sich um Olivia Pope, die ehemalige Presseberaterin des Präsidenten, die nun eine eigene Kanzlei führt und darauf spezialisiert ist, die Krisen anderer Menschen in den Griff zu bekommen, wobei sie ihre eigenen gerade noch so unter Kontrolle hat.

Gladiators In Suits

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Kerry Washington, Scandal
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Obwohl die erste Staffel gerade einmal sieben Folgen umfasst, hat sie es auf Anhieb geschafft mich für sich zu begeistern. Allein schon als ich hörte, dass Shonda Rhimes diese Serie kreiert, war mir klar, dass das Anschauen ein Pflichtprogramm wird. Getragen wird "Scandal" ganz klar von Olivia Pope, die einfach den meisten Raum einnimmt und mit Kerry Washington bestens besetzt ist. Shonda hat ein Talent dafür starke Frauenfiguren zu schaffen, die vor allem in ihrem Beruf förmlich aufblühen. Genauso verhält es sich auch mit Olivia, die in dem, was sie tut, einzigartig ist und sich einen Namen gemacht hat. Zu Beginn machten Olivia und ihre Mitarbeiter einen überheblichen Eindruck, die sogenannten "Gladiatoren in Anzügen", welche einfach alles in den Griff bekommen. Doch man kommt nicht drum herum zu erkennen, dass dieses Auftreten einen gewissen Coolness-Faktor besitzt und man diese Arbeit faszinierend findet. Dabei ist es eine durchaus berechtigte Frage, wenn man wissen will, was sie überhaupt für einen Beruf ausüben. Das Wort "Krisenmanagement" beschreibt es wohl am besten, wenn auch nicht ausreichend.

Das einzige, was man diesbezüglich kritisieren kann, ist, dass der Fokus so stark auf Olivia liegt, dass man die meisten anderen Charaktere größtenteils nur bei der Arbeit sieht und ihnen kein Freiraum für eigene Storylines eingeräumt wurde. Aus Abby, Stephen und Harrison hätte man mehr herausholen können. Huck weist wiederum eine sehr interessante Vergangenheit auf, da er vom Krieg traumatisiert ist oder genauer gesagt von dem, was er tun musste. Er hat Menschen gefoltert, um an Informationen heranzukommen und die Szenen waren unglaublich stark, als er auch während der Staffel wieder zu diesem Menschen mutiert ist, um im Fall von Amanda Tanner zu helfen. Die einzige, die wirklich Freiraum bekommen hat, ist Quinn, und es dürfte spannend werden herauszufinden, wer sie eigentlich ist, denn ihre wahre Identität blieb die ganze Zeit über verborgen. In diesen sieben Folgen konnte man – und das muss man zur Verteidigung der Serie sagen – allerdings nicht für jeden Charakter Platz schaffen und da hoffe ich einfach auf eine Besserung, jetzt wo die zweite Staffel deutlich mehr Folgen zur Verfügung hat.

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Tony Goldwyn, Scandal
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Das Herzstück der Serie macht die Beziehung von Olivia und dem Präsidenten Fitzgerald aus, die schön kompliziert ist und für allerhand Konflikte sorgt. Es ist ein gern genommenes Thema in Filmen und Serien, dass der Präsident eine Affäre hat, doch man bekommt bei "Scandal" einen großen Einblick in die Gefühlslage von Olivia und es ist sofort klar, dass hier mehr als nur Sex im Spiel war. Fitzgerald hat in Olivia eigentlich seine Frau gefunden. Dass er sie liebt, bezweifelt keiner, schließlich wollte er für sie sogar die Position als Präsident aufgeben. Die beiden sind ohne Frage das tragische Liebespaar. Mit dieser Grundlage ist die Gesamtsituation alles andere als einfach und die ganze Storyline rund um die Angestellte Amanda Tanner, mit der Fitzgerald auch geschlafen hat, spitze nochmal alles zu und wusste durch die Bank weg zu überzeugen. Früher hat Olivia für den Präsidenten gearbeitet und nun wendet sie sich zunächst gegen ihn. Das private und berufliche Leben von Olivia greift ineinander über und trübt deswegen auch ihr Urteilsvermögen. Normalerweise hat sie ein gutes Gespür für Lügen, doch Amanda kann sie täuschen und die Intrige, die Billy Chambers geplant hat, sorgte für einigen Wirbel. In diesem Kontext entpuppten sich Cyrus und die First Lady Mellie als starke Charaktere. Cyrus geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um Fitz' Rolle als Präsident zu wahren und ist nicht konventionell. Mellie weiß viel mehr, als es zunächst den Anschein hat, und die Gefühle von Fitz und Olivia füreinander nimmt sie in Kauf, da sie weiß, dass es Opfer fordert, wenn man eine First Lady sein möchte. Der Schein muss gewahrt werden und deswegen sind Cyrus und Mellie zu allem bereit.

Zusammenfassend bietet "Scandal" gutes Drama, so wie man es von Shonda Rhimes gewohnt ist, und ein paar Elemente aus dem Thriller-Bereich. Hinzu kommen überzeugende Schauspieler und viele Möglichkeiten, wie man die Serie in Zukunft gestalten kann. Meine Erwartungen wurden erfüllt und ich freue mich auf die zweite Staffel, die nicht mehr so schnell vorüber sein wird. Wer anspruchsvolles Drama sucht ist bei "Scandal" bestens aufgehoben, denn diese Serie gehört zu den besten Neustarts der vergangenen Season.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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