Die besten Beziehungen 2014/2015
Gretchen Cutler & Jimmy Shive-Overly (You're the Worst, Staffel 1)
Die FX-Sitcom "You're the Worst" von Serienschöpfer Stephen Falk kann als eine der größeren positiven Überraschungen der vergangenen TV-Season bezeichnet werden. Gestartet im Sommer hat sich diese verdorbene Variante klassischer Rom-Com-Elemente schnell zu einer der dialogstärksten und charmantesten Comedy-Produktionen der amerikanischen Fernsehlandschaft gemausert. Der zentrale Grund für den kreativen Erfolg der Serie ist dabei die im Mittelpunkt stehende Beziehungsentwicklung zwischen den egozentrischen und selbstzerstörerischen Hauptfiguren Gretchen und Jimmy, gespielt von den charismatischen Newcomern Chris Geere und Aya Cash.
"We found someone, who is equally dead inside."
© 2014, FX Networks. All rights reserved; Byron Cohen
Die beiden garstigen, anti-sozialen und sich ihrem persönlichen Umfeld stets destruktiv verhaltenden Alltags-Soziopathen lernen sich passenderweise auf der Hochzeit von Jimmys ehemaliger großer Liebe Becca kennen und landen nach einer alkoholgetränkten Nacht schließlich gemeinsam im Bett. Ein One-Night-Stand, aus dem sich langsam dann aber mehr zu entwickeln beginnt. Stephen Falk nutzt die Mechanismen klassischer romantischer Komödien und den schnellen Wortwitz der Screwball-Ära und platziert diesen in ein modernes Setting, welches bevölkert wird von beziehungsgeschädigten, sich in ihrem eigenen Drang nach Individualisierung und Einzigartigkeit langsam verlierenden Individuen, die gar nicht mehr recht zu wissen scheinen, was Intimität und unironische Emotionalität und körperliche Nähe wirklich bedeuten.
Gretchen und Jimmy beginnen als überzeichnete, überlaute und fiese Karikaturen, entwickeln sich aber trotz ihrer Boshaftigkeit und ihres offensiv zur Schau gestellten Zynismus zu echten, dreidimensionalen Figuren, die mehr sind als personifizierte One-Liner und hinter deren permanentem Destruktivismus emotional aufrichtige Figuren stecken, die zu weitaus mehr fähig sind, als sie zu glauben scheinen. Stephen Falk begeht dann aber schlussendlich auch nicht den Fehler seine kantigen Figuren irgendwann einen Prozess durchlaufen zu lassen, der in einer glattgebügelten Form ihrer Selbst mündet, sondern erweitert im Verlauf der zehn Folgen umfassenden ersten Staffel nur sukzessiv den Komplexitätsgrad seiner Figuren und spielt geschickt mit der gegenseitigen Anziehungskraft dieser eigentlich beziehungsunfähig-erscheinenden Personen. Dabei hilft ihm auch die unübersehbare Chemie seiner beiden Hauptdarsteller, die von Folge zu Folge immer besser miteinander harmonieren und in brüllend komischen, wie auch emotional einnehmenden Momenten auf eine verschrobene Art und Weise zum Mitfiebern einladen.
In Zeiten wo das Kino im Bereich der klassischen romantischen Komödie nur noch selten etwas wirklich Innovatives zu erzählen hat, kommt das Fernsehen mit einer modernen Beziehungsgeschichte daher, die dreckig-derben Humor mit großer Emotionalität zu verbinden versteht und eine Beziehung in den Vordergrund stellt, die zu den einzigartigsten und besten der vergangenen TV-Season zählt.
Moritz Stock - myFanbase
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