Die enttäuschendsten Charaktere 2012/2013
Shoshanna Shapiro (Girls)

Foto:

Die HBO-Serie "Girls" dreht sich, wie der Titel es ja schon unmissverständlich andeutet, um eine Gruppe von jungen Frauen, die mit Problemen und Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die man mit Mitte 20 schon mal haben kann. Dazu zählen Beziehungsprobleme genauso wie Probleme mit den Freunden, mit der Familie, am Arbeitsplatz, mit sich selbst. Während der Fokus insbesondere während der ersten Staffel vor allem auf der von Lena Dunham dargestellten Figur Hannah lag, so schaffte es die zweite Staffel, auch die anderen Protagonisten einmal mehr zu profilieren und ihnen mehr Substanz zu verleihen. Sowohl Marnie und Jessa als auch Ray und Adam bekamen eigenständige Storylines und damit die Gelegenheit, mehr Facetten von sich zu zeigen. Nur eine Figur wurde quasi komplett außen vor gelassen und trat in Sachen Charakterentwicklung komplett auf der Stelle: Shoshanna.

"I can't be surrounded by your negativity while I'm trying to grow into a fully formed woman!"

Foto: Zosia Mamet, Girls - Copyright: 2012 Home Box Office, Inc. All Rights Reserved.
Zosia Mamet, Girls
© 2012 Home Box Office, Inc. All Rights Reserved.

Zu Beginn der Staffel ist ja eigentlich alles noch ganz nett. Shoshanna ist nach ihrer ersten Nacht mit Ray etwas überfordert, weil sie nicht weiß, welche Gefühle sie für ihn hat und ob sie überhaupt welche für ihn hat. Es wird schnell klar, dass die beiden etwas füreinander empfinden und so werden die zwei ein Paar. Dann allerdings hat Shoshanna bald keine Lust mehr auf ihren obdachlosen und griesgrämigen Freund und trennt sich schließlich von ihm. Tja, und hier ist auch schon das Ende dieser Storyline. Man sieht Shoshanna fast die ganze zweite Staffel über nur im Zusammenhang mit ihrem neuen Freund, die Probleme mit Ray, die schönen Momente mit Ray, im Bett mit Ray, im Park mit Ray, beim Essen mit Ray, aber das war's. Ansonsten passiert nichts mit dieser Figur, deren einzige Facette, die der Zuschauer kennt, ihre Beziehung zu Ray ist. Und das ist eigentlich ein Armutszeugnis für eine Serie, die sich "Girls" nennt und noch dazu viel darauf hält, unabhängige Frauen zu porträtieren.

Shoshanna tritt allerdings nicht nur auf der Stelle, sie entwickelt sich im Verlauf von Season 2 auch noch zu einer immer größeren Nervensäge. Es ist klar, dass Lena Dunham mit dieser Figur bewusst in die Nische der kreischenden, überdrehten, Pink und Kitsch liebenden und dauernd vor sich hinplappernden Mädels greift, die es überall gibt und davon bestimmt nicht wenige in New York. Das ist ja auch völlig in Ordnung. Nur wird es verpasst, hinter diese Fassade zu blicken, in die Gründe, wieso Shoshanna so ist, wie sie ist, was sie eigentlich sonst so macht, wenn sie nicht gerade mit Ray abhängt oder sich die unmöglichsten Frisuren auf den Kopf setzt. Nach zwei Staffeln ist Shoshanna weiterhin das blasseste und langweiligste der Girls, eine Figur, die ein wandelndes Klischee ist und leider nicht viel mehr.

Und das ist schade. Denn die Serie hat bereits zu Genüge bewiesen, dass sie eigentlich sehr gut darin ist, mehrdimensionale und authentische Charaktere auszuformen, deren Abenteuer der Zuschauer gerne mitverfolgt. Daher die Bitte an "Girls": Gebt Shoshanna mal eine eigenständige Storyline, abseits von irgendwelchen Klischees und platten Romanzen. Zeigt uns Momente, in denen sie nicht aufgesetzt und überdreht ist. Bietet ihr mehr Raum, um andere Aspekte von sich zu zeigen. Dann muss der Zuschauer auch nicht jedes Mal genervt die Augen verdrehen, wenn ihr Gesicht auf dem Bildschirm erscheint.

Maria Gruber - myFanbase

Zur Übersicht | Zum nächsten Charakter