Die besten Beziehungen 2012/2013
Debra & Dexter (Dexter)
Die Beziehung zwischen den Adoptivgeschwistern Dexter und Debra war schon immer das Herzstück von "Dexter" gewesen, da sie in ihrer Ambivalenz und Vielschichtigkeit den Zuschauern immer wieder vor Augen führte, wie weit man gehen kann, wie oft man lügt und betrügt, nur um die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten. In Staffel 6 fuhr die Serie diese starke Beziehung leider ziemlich gegen die Wand, als man plötzlich ein romantisches Element einführte, da Debra auf einmal klar wurde, dass sie Gefühle für ihren Adoptivbruder hat. Das funktionierte leider vorne und hinten nicht. Doch in Staffel 7 gelang es den Drehbuchautoren auf wirklich bravouröse Weise, diese Beziehung wiederzubeleben und auf ein neues Level zu heben.
"Who is Deb now? Who am I? Is this a new beginning, or the beginning of the end?"
Sechs Staffeln lang gelang es Serienkiller Dexter, seine Fassade als liebenswerten Bruder, Vater und Kriminalermittler aufrechtzuerhalten. Sechs Staffeln lang konnte er sich immer wieder herauswinden, schrammte er immer wieder haarscharf daran vorbei, seiner Schwester die Wahrheit über seine dunkle Seite offenbaren zu müssen. Doch im Finale der sechsten Staffel passierte dann endlich das, was spätestens seit dem Season-5-Finale überfällig gewesen war: Debra erwischt Dexter in flagranti bei einem Mord. Diese furchtbare Entdeckung ändert das Verhältnis zwischen den Geschwistern nachhaltig und stürzt beide in eine völlig absurde Situation: Dexter muss seiner Schwester Zugang zu seinem mörderischen Leben gewähren und ihr absolutes Vertrauen entgegenbringen, während Debra damit klarkommen muss, dass ihr eigener Bruder ein Serienmörder ist und damit genau das verkörpert, gegen das sie als Polizistin seit jeher mit aller Macht ankämpft.
Diese völlig wahnwitzige Situation wird im Verlauf der siebten Staffel mit viel Feingefühl konsequent ausgearbeitet. Sehr erfreulich ist hier vor allem, dass Debras romantische Gefühle für Dexter erstmal komplett in den Hintergrund treten, und vielmehr die tiefe geschwisterliche Verbundenheit in den Vordergrund rückt, die so stark ist, dass Debra sich trotz allem hinter ihren Bruder stellt und damit ihren moralischen Kode über Bord wirft. Die Stationen, die diese Beziehung nun durchläuft, sind allesamt nachvollziehbar, klug ausgearbeitet und laufen auf eine hochinteressante Frage hinaus: Was, wenn Debra nicht Dexter sozialisiert und moralisiert, sondern Debra vielmehr durch Dexters "Moralkode" beeinflusst wird? Schon bald erkennt Debra, dass Dexters mörderische Taten nicht die eines Verrückten sind, sondern er gezielte Selbstjustiz im Namen seiner eigenen Gerechtigkeit betreibt. Dexter killt nur Täter – was für ein Täter aber ist dann Dexter?
Diese Frage wird im Verlauf der Season immer wieder von verschiedenen Seiten beleuchtet und stellt Debra bald vor ein moralisches Dilemma. Vor allem der Fall Ray Speltzer im ersten Drittel der Staffel treibt Deb dazu, zum ersten Mal zu akzeptieren, dass Dexter selbst Hand anlegt und sich darum kümmert, dass der brutale Speltzer nie wieder töten kann. Es ist ein Gänsehautmoment, als beide Geschwister im Auto sitzen und den Rauch aus dem Kamin eines Leichenhauses beobachten, der von den brennenden Überresten von Speltzers Leiche stammt. Nach diesem Vorfall wird Debras Wille, Dexter vom Morden abzuhalten, geschwächt, stattdessen tritt eine Art Toleranz ein. Und das Band zwischen den Geschwistern ist zu diesem Zeitpunkt so stark wie nie.
Mit dem Auftreten von Hannah ändert sich dies allerdings, da Debra gegenüber der neuen Freundin ihres Bruders nicht nur (zu Recht) misstrauisch ist, sondern auch wieder ihre romantischen Gefühle hochkochen. Doch selbst das wird von den Drehbuchautoren – und einer fantastisch agierenden Jennifer Carpenter – hervorragend umgesetzt, als Debra Dexter in einem emotionalen Ausraster ihre Gefühle gesteht. Hier wirken diese Gefühle erstmals real und authentisch, gleichzeitig bekommen sie in dieser völlig absurden Rahmensituation – Frau liebt Adoptivbruder, der ein gesuchter Serienmörder ist – eine gewisse Tragik.
Die ultimative Tragödie ereignet sich jedoch im Finale der siebten Staffel: Debra muss entscheiden, ob sie Dexter oder Laguerta, die soeben dessen wahre Identität herausgefunden hat, tötet – den Schuldigen oder die Unschuldige, ihren Bruder oder ihre Vorgesetzte. Debra trennt sich in diesem Moment von jeglichem letzten Überbleibsel von Moral und erschießt Laguerta, um ihren Bruder zu retten. Und damit wird diese Geschwisterbeziehung auf eine Ebene gehoben, die völlig neue Möglichkeiten, neue Konflikte und neue Entwicklungen eröffnet. Man kann den Autoren nur applaudieren dafür, wie sie es geschafft haben, eine quasi für tot gehaltene Beziehung wieder so aufleben zu lassen und mit Dexter und Debra ein Geschwisterpaar zu zeigen, das es so kein zweites Mal im US-Fernsehen gibt. Und man muss den Hut ziehen vor Michael C. Hall und Jennifer Carpenter, die in jeder einzelnen Szene brilliert haben. Applaus, Applaus.
Maria Gruber - myFanbase
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