Die besten Beziehungen 2012/2013
Severide & Shay (Chicago Fire)
Es kommt leider nur selten vor, dass TV-Serien eine rein platonische Beziehung zeichnen, die nicht irgendwann durch diverse sexuelle Spannungen in einem Gefühlswirrwarr endet, welches letztlich doch zu einer romantischen Beziehung oder zumindest gebrochenen Herzen führt. In "Chicago Fire" jedoch dürfen sich die Zuschauer an einer wirklich wunderschön erzählten Freundschaft zwischen Mann und Frau erfreuen, bei der nicht einmal auch nur in Frage gestellt wird, dass sich diese Freundschaft zu einer Liebesbeziehung entwickeln könnte.
"I 'm so damn proud of you Kelly, and if I were straight I'd throw the biggest hump into you right now."
Zugegeben, diese Frage stellt sich vor allem deswegen nie, da Leslie Shay (Lauren German) bekanntlich lesbisch ist und somit von vorn herein kein Interesse am männlichen Geschlecht hat. Und so gerne ich in einer TV-Serie einmal eine richtig tiefgreifende Freundschaft zwischen zwei Personen sehen würde, die theoretisch auch eine Liebesbeziehung miteinander führen könnten, aber die eben einfach nur Freunde sind, haben die Autoren es geschafft auch trotz der 'günstigen' Voraussetzungen eine wirklich schöne Freundschaft zwischen Shay und Severide (Taylor Kinney) zu kreieren.
Sowohl Leslie als auch Kelly arbeiten beim Chicago Firehouse 51 - sie als Rettungssanitäterin, er als Leiter der Elite-Bergungsmannschaft. Somit arbeiten die beiden jeden Tag zusammen und das oftmals in Extremsituationen. Zusätzlich leben die beiden zusammen in einer Wohngemeinschaft und verbringen entsprechend auch einen Großteil ihres Privatlebens miteinander. Voraussetzungen, die eigentlich schon von vornherein einen riesigen Stress verheißen und bei denen man als Zuschauer sofort damit rechnet, dass uns da viel Drama erwarten wird. Als dann auch bereits in den ersten Episoden klar wird, dass Shay Severide illegaler Weise mit Schmerztabletten versorgt, da dieser sich eine ernsthafte Verletzung zugezogen hat, glaubt man schon den riesigen Knall zwischen den beiden vorprogrammiert zu sehen.
Und auch wenn es natürlich zu Auseinandersetzungen und Konfrontationen zwischen den beiden kommt, bleibt der Kern ihrer Freundschaft immer fest bestehen. Sie gehen ehrlich miteinander um, sagen, was sie am anderen stört und stärken genau durch diese Ehrlichkeit ihre tiefe Freundschaft zueinander. Selten gab es eine so realistische, nachvollziehbare und ehrliche freundschaftliche Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau im Fernsehen zu sehen. Es ist jedes Mal herzergreifend, wie innig sich die beiden - natürlich rein platonisch - lieben und wie wichtig der jeweils andere für sie ist. Die Szenen, die nur den beiden gehören, indem sie miteinander Spaß haben, sich wissende Blicke zuwerfen, in scheinbar ausweglosen Situationen füreinander da sind und den anderen auch mal gehörig in den Hintern treten, gehören mit zu den besten der gesamten ersten Staffel und zeigen dem Zuschauer beide Charaktere noch einmal von einer ganz anderen Seite.
Der Entschluss, dass sie letztlich gemeinsam ein Kind bekommen wollen, da sie sich ein Leben ohne einander eh nicht mehr vorstellen können und gleichermaßen die Qualitäten des jeweils anderen kennen, rundet diese Freundschaft perfekt ab. Es wird so deutlich, dass diese Freundschaft so tiefgreifend ist, dass sie nicht nur jede Liebesbeziehung der beiden überlebt hat, sondern auch in Zukunft in jedem Fall Bestand halten wird. Ein gemeinsames Kind ist demnach keinesfalls eine Absurdität, sondern ein Schritt, der die beiden noch enger zusammenschweißt und mehr als deutlich macht, dass die beiden den Rest ihres Lebens immer an dieser Freundschaft festhalten wollen. Denn schließlich war es immer der jeweils andere, der in den besten, schrecklichsten, härtesten und hoffnungsvollsten Momenten ihres Lebens für sie da war und auf den sie sich immer verlassen konnten.
Ob es wirklich zu dieser ungewöhnlichen Kleinfamilie kommen wird, bleibt nach dem Finale der ersten Staffel von "Chicago Fire" erstmal fraglich. Severide bekommt nämlich die Neuigkeiten übermittelt, dass seine Ex-Freundin, die er wirklich geliebt hat und von der er sich aus rein logistischen Gründen trennen musste, schwanger ist, er entsprechend also Vater wird. Ein wenig wünscht man sich in diesem Abschlussmoment, dass Severide und Shay das Kind gemeinsam aufziehen können und die Beziehung zu Renée Royce (Sarah Shahi) entsprechend irgendwie beendet wird. Doch wie auch immer sich dieser Cliffhanger auflöst, die Freundschaft zwischen den beiden kann nach diesem wunderschön umgesetzten Aufbau in der ersten Staffel höchstens kurzzeitig darunter leiden. Denn alles andere wäre bei dieser warmherzigen, innigen und gefestigten Freundschaft zwischen den beiden einfach nicht nachvollziehbar.
Annika Leichner - myFanbase
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