Die besten Beziehungen 2012/2013
Juliette & Jolene (Nashville)

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Die neue Edel-Soap "Nashville" erhielt ihre emotionalen Höhepunkte in der ersten Staffel vor allem durch das turbulente Beziehungsleben der Hauptfiguren. Im Mittelpunkt standen dabei natürlich die beiden Liebesdreiecke um Deacon, Rayna und Teddy sowie Avery, Scarlett und Gunnar. Doch neben dem Hin und Her und Auf und Ab dieser Triangles, entwickelte sich eine ganz andere Beziehung zu einer unglaublichen Stärke der Serie – keine Romanze, sondern das Mutter-Tochter-Verhältnis von Juliette und Jolene.

"My momma wasn't perfect. Actually, she was kind of a mess. But she was my mess."

Foto: Hayden Panettiere, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Hayden Panettiere, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Dabei scheinen die beiden auf den ersten Blick zu viele Klischees zu versammeln, um wirklich überzeugen zu können: Das Mädchen aus zerrütteten, ärmlichen Familienverhältnissen, das von der Dorffest-Sängerin zum Teenie-Idol der Country Music wird und die drogenabhängige Mutter, die auch ein Stück vom Erfolg ihrer Tochter erhaschen will und dabei deren Karriere in Gefahr bringt. Und auch der Verlauf der Beziehung wirkt auf dem Papier ziemlich abgedroschen. Erst nimmt Juliette ihre Mutter widerwillig bei sich auf, dann kommt Jolene in die Reha und wird clean, nur um sich am Ende der Staffel wieder in ihre alten Probleme zu verstricken und an einer Überdosis zu sterben.

Und doch schaffen es die beiden, den Zuschauer immer wieder tief zu berühren, was nicht zuletzt an der tollen Dynamik zwischen Hayden Panettiere und Sylvia Jefferies liegt. Die beiden Darstellerinnen stellen das gebrochene und dennoch so innige Verhältnis zwischen Juliette und Jolene wunderbar authentisch dar und meistern sowohl die Szenen größter Distanziertheit und Wut als auch die kleinen Momente der Annäherung und Zärtlichkeit. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist im Verlauf der ersten Staffel ein wahres Kaleidoskop an Emotionen – zu viele ungelöste Probleme und tiefe Wunden stehen zwischen Juliette und Jolene, die nun nach einer Zeit der Funkstille mit voller Wucht über beide hereinbrechen. Das ist bewegend und mitreißend, wie zum Beispiel der Moment, als Juliette weinend zusammenbricht, als sie feststellt, dass ihre Mutter ständig ein Bild in ihrer Tasche hat, das sie mit der neugeborenen Juliette zeigt. Jolenes aufrichtige und verzweifelte Entschuldigung, dass sie die Feier zu Juliettes neuntem Geburtstag ruiniert hat. Oder auch Juliettes Offenbarung, dass sie versucht war, ihre Mutter sterben zu lassen, als sie diese schlafend mit einer brennenden Zigarette vorgefunden hat.

Das ist ein weiterer Grund, warum diese Beziehung zu den besten der vergangenen Season gehört: Sie verleiht dem auf den ersten Blick oberflächlichen Hauptcharakter Juliette die nötige Tiefe und bricht das perfekte, coole Bild des Starlets. Ihre Unabhängigkeit und Distanziertheit, die sie unter anderem dazu bringen, Sean vor dem Altar stehen zu lassen, sind ihr Schutzschild vor weiteren Verletzungen, nachdem ihre Kindheit so tiefe Narben hinterlassen hat. Ihre herrische Art und Kontrollsucht das Resultat dessen, dass sie nie Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat, sondern sich immer um sich selbst kümmern musste. Jolenes Auftauchen und ihre plötzliche Präsenz im Leben ihrer Tochter zwingen Juliette dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und ihre Gefühle zuzulassen. Der Zickenkrieg mit Rayna ist unterhaltsam und auch die Freundschaft mit Deacon wird schön entwickelt, aber es ist das Verhältnis zu Jolene, das Juliette menschlich macht.

Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass es eine der, wenn nicht sogar die stärkste Szene der Staffel ist, als Juliette die tote Jolene entdeckt und plötzlich ihre CMA-Nominierung, das Sexvideo, selbst der erschossene Dante völlig irrelevant sind und sie verzweifelt stammelnd hofft und betet, dass ihre Mutter, der sie mehr als einmal den Tod gewünscht hat, noch lebt. Den herzzerreißenden Höhepunkt findet diese tragische, komplizierte Beziehung schließlich in Juliettes Erkenntnis, dass Jolene sich für sie geopfert hat – dass sie ihr Leben gegeben hat, um ihre Tochter ein einziges Mal vor der Welt beschützen zu können. Vieles in dieser Beziehung bleibt ungeklärt, viele Fragen offen. Und dennoch ist es ein wunderbar runder, konsequenter Handlungsverlauf, der gerade durch die Imperfektion so bewegend und eindrucksvoll ist.

Lena Stadelmann - myFanbase

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