Die enttäuschendsten Staffeln 2012/2013
Vampire Diaries, Staffel 4

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Dass "Vampire Diaries" ein Erfolg werden würde, war eigentlich schon vor Beginn der ersten Staffel 2009 klar: Vampire waren dank "Twilight" wieder voll im Trend und die Buchreihe von L.J. Smith, auf der die Serie basiert, konnte bereits eine große Fangemeinde aufbieten, die der Fernsehadaption entgegenfieberte. Als dann auch noch bekannt wurde, dass "Lost"-Star Ian Somerhalder eine der Hauptrollen übernimmt, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Und die erste Staffel enttäuschte nicht: Mit einem gelungenen Mix aus Mystery und Romantik, dramatischen Wendungen und der nötigen Auflockerung durch pointierte Oneliner (nicht nur) von Damon konnte "Vampire Diaries" die Erwarungen vollauf erfüllen und wurde zum absoluten Serienhit des kleinen Sender The CW. Ebenso erfolgreich ging es mit der zweiten und dritten Staffel weiter, auch wenn sich hier und da immer mehr Schwachstellen in die Storyentwicklung einschlichen. Doch in der vierten Staffel schien plötzlich gar nichts mehr zu passen und die Autoren machten alles falsch, was sie nur falsch machen konnten.

Growing Pains? Growing Annoyance!

Foto: Nina Dobrev, Vampire Diaries - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Nina Dobrev, Vampire Diaries
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Das begann schon mit dem Cliffhanger aus dem Finale der dritten Staffel, als Elena nach dem Unfall mit Matt auf der Brücke als Untote erwachte. Dass die Protagonistin früher oder später ein Vampir wird, war eigentlich absehbar. Schließlich wurde es gerade hinsichtlich ihrer Beziehung mit Stefan immer wieder thematisiert und in #2.21 Das Ritual wurde das Problem ganz konkret, als Damon Elena zu ihrem Schutz sein Blut aufdrängte.

Doch die Umsetzung in der vierten Staffel rückte Elena viel zu sehr in den Fokus der Serie - und leider führte es nicht wie bei Caroline dazu, dass die Figur durch die Verwandlung interessanter wurde. Elena wurde nicht witzig und taff, sondern launisch und nervig. Die Auseinandersetzung mit ihrem neuen Ich und die Auswirkungen auf all ihre Beziehungen, nicht nur zu Stefan und Damon, sondern auch in den Freundschaften mit Bonnie und Caroline zogen sich viel zu lange hin, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen. Zudem verstärkte ihr Vampirdasein nicht nur ihre Emotionen, sondern auch ihre zweifelhafte Fähigkeit, jeden Plan im Kampf gegen welchen Feind auch immer zu sabotieren und zu vereiteln. Ihr Egoismus und ihre Eigenmächtigkeit führten ständig zu fatalen Konsequenzen und die Tatsache, dass ihr keiner der anderen Charaktere wegen dieses Verhaltens gründlich die Meinung sagte und sie in ihre Schranken verwies, machte einen als Zuschauer fast wahnsinnig.

Die gleiche Unzufriedenheit lösten die Entwicklungen in beinahe allen Beziehungen aus. Zum endlosen und überflüssigen Hin und Her des Liebesdreiecks zwischen Damon, Elena und Stefan habe ich mich bereits ausführlich bei den enttäuschendsten Beziehungen geäußert, aber auch die anderen Beziehungen wurden in der vierten Staffel fast schon konsequent kaputt geschrieben. An erster Stelle stehen hier vor allem Tyler und Caroline, die in der zweiten Staffel so unglaublich schön als Paar aufgebaut wurden. Doch von der tollen Chemie zwischen Michael Trevino und Candice Accola war in der vierten Staffel kaum noch etwas zu sehen, was vor allem daran lag, dass Tyler gefühlt die halbe Staffel nicht in Mystic Falls war. Stattdessen bauten die Autoren die Beziehung zwischen Klaus und Caroline aus - aber spätestens nach der Verkündung des Spin-Offs "The Originals" war klar, dass diese Freundschaft oder Romanze auch im Nichts verlaufen würde.

Die Freundschaft zwischen Elena, Bonnie und Caroline wuchs sich, wie bereits erwähnt, aufgrund von Elenas Vampir-Persönlichkeit zum enervierenden Zickenkrieg aus und die wenigen gelungenen Entwicklungen wie zwischen Damon und Stefan oder Matt und Rebekah konnten die Zerwürfnisse nicht ausgleichen. Komplizierte und zerrüttete Beziehungen bieten zwar generell gutes Drama, aber wenn man als Zuschauer das Gefühl hat, dass jeglicher Zusammenhalt in der Serie fehlt, fragt man sich irgendwann, warum man selbst ein Interesse für die Charaktere und ihre Beziehungen aufbringen soll, wenn es scheinbar nicht einmal die Autoren tun.

Zu der nervigen Protagonistin und den ernüchternden Beziehungen kam noch eine dritte Komponente dazu, die es dem Zuschauer extrem erschwerte, bei der Stange zu bleiben: das Staffelmysterium rund um Silas. Die ganze Geschichte wurde mit Shane, Haley, den drei Opfern, Qetsiyah, den Jägern und der Heilung viel zu kompliziert aufgezogen und dann auch noch so verschachtelt und verwirrend erzählt, dass man zwischendurch völlig den Faden verlor. Das Finale der Staffel hat in dieser Hinsicht zwar einiges heraus gerissen, als offenbart wurde, dass Stefan der Doppelgänger von Silas ist, doch das bringt wenig, wenn ein Großteil der Zuschauer diesen Coup überhaupt nicht sieht, weil ihnen bereits in der Mitte der Staffel völlig die Lust verging.

Bis auf wenige Lichtblicke war die vierte Staffel von "Vampire Diaries" entweder nicht nachvollziehbar oder inkonsequent, was die Storyentwicklung und die Charakterzeichnung angeht. Was vor vier Jahren noch emotional, unterhaltsam und spannend war, wurde nervig und langweilig. Dabei scheinen die Autoren durchaus noch Ideen zu haben, aber sie haben es in der letzten Staffel nicht geschafft, diese so rund und stimmig zu präsentieren wie bisher. Stattdessen glitt ihnen die Serie phasenweise regelrecht aus den Händen - würde "Vampire Diaries" auf einem anderen Network laufen, hätte diese schwache Staffel vermutlich das Aus bedeutet. Auf The CW bekommen Julie Plec und Co jedoch noch eine Chance und es bleibt zu hoffen, dass sie diese nutzen und in der fünften Staffel zu alter Stärke zurückfinden.

Lena Stadelmann - myFanbase

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