Die besten Staffeln 2012/2013
Game of Thrones, Staffel 3
Seit 2011 gibt es etwa drei Monate im Jahr, die wie im Flug vergehen. Sobald eine Staffel von "Game of Thrones" beginnt, kommt dieses paradoxe Gefühl auf, dass man es einerseits kaum erwarten kann, die nächste Folge zu sehen und gleichzeitig will man sie so lange wie möglich hinauszögern, weil diese zehn Episoden zu den wertvollsten Schätzen der gegenwärtigen Fernsehlandschaft gehören, die man bis auf die letzte Sekunde genießen und auskosten will. Ob Kritiker oder Fans, ob Buchkenner oder Nichtleser, die Begeisterung für das HBO-Epos kennt keine Grenzen – und auch in der dritten Staffel geht dieser Höhenflug weiter.
"The climb is all there is."
Bester Charakter, beste Beziehung, beste Storyline, bester Moment: Wer unseren Rückblick aufmerksam verfolgt hat, konnte schon einen Eindruck davon erhalten, wie sehr "Game of Thrones" in diesen einzelnen Gesichtspunkten, die das Gelingen einer Staffel oder Serie ausmachen, überzeugen kann. Das Besondere des Fantasy-Dramas ist jedoch, dass diese hervorgehobenen Highlights keineswegs singulär sind – man hätte vermutlich jede unserer Top-Kategorien ausschließlich mit "Game of Thrones" füllen können und jede Wahl, jeder Text wäre nachvollziehbar gewesen. Das liegt an der brillanten Erzählweise der Serie, bei der epische und bildgewaltige Szenen und berührende Charaktermomente perfekt miteinander verflochten werden. Alles greift nahtlos ineinander und es entsteht ein Mosaik, bei dem jedes noch so kleine Steinchen ein geschliffener Diamant ist und das Gesamtbild ist lupenrein und schlichtweg atemberaubend. Obwohl es nur zehn Folgen sind, so prall gefüllt mit Handlung, dass man kaum zum Durchatmen kommt, schaffen es die Autoren, jedem der Hauptcharaktere den nötigen Raum zu geben und unglaublich viel Tiefe zu verleihen. Und der hervorragende Cast tut sein Übriges, um die kompakt gehaltenen, prägnanten Inneneinsichten mit so viel Emotionen zu füllen, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als mit ihnen mitzufiebern, mitzuleiden – oder sie zu hassen. Denn obwohl die Serie zahlreiche Sympathieträger von Dany über Arya bis zu Jon hat, so sind die Antipathiefiguren Tywin, Ramsay und allen voran Joffrey mindestens ebenso hervorragend gezeichnet.
Überhaupt ist es faszinierend, wie gut es den Serienmachern gelingt, die Unmenge an Figuren und Handlungsorten nicht nur unter einen Hut zu bringen, sondern zu einem mehr als stimmigen Gesamtkunstwerk zu formen. Die unterschiedlichen und weit verstreuten Schauplätze von der Sklavenbucht bis zur Mauer und darüber hinaus hätten bei manch anderer Serie dazu geführt, dass die gesamte Story auseinander gerissen wirkt. Nicht so bei "Game of Thrones": Die Charakteristika der einzelnen Handlungsorte werden zwar exzellent herausgearbeitet und sowohl in Königsmund, als auch im Norden und über der Meerenge erschaffen die Serienmacher jeweils einen kompletten Kosmos mit einer ganz eigenen Atmosphäre – unterstützt natürlich von den perfekt ausgewählten und wunderbar inszenierten Drehorten in Island, Irland und Marokko. Gleichzeitig werden diese Schauplätze und weitestgehend unabhängigen Storylines in den einzelnen Folgen so geschickt miteinander verbunden, dass es insgesamt absolut kohärent und wie aus einem Guss wirkt.
Ein Riesenlob muss auch der Castingagentur ausgesprochen werden, die auch bei der Besetzung der vielen neuen Figuren in der dritten Staffel wieder ein äußerst glückliches Händchen bewiesen hat. Besonders hervorzuheben ist dabei Diana Rigg als Olenna Tyrell. Mit ihrer unglaublichen Präsenz stahl sie in Königsmund trotz der überzeugenden Leistungen von Charles Dance, Lena Headey und Peter Dinklage den alteingesessenen Protagonisten in jeder Szene die Show – natürlich auch dank der trocken-humorvollen, schlagfertigen Dialoge, die die Autoren ihr auf den Leib geschrieben haben. Eine eben solche Präsenz konnten auch trotz ihrer geringen Screentime Richard Dormer und Ciarán Hinds aufweisen, und die charakterstarken Figuren Beric Dondarrion und Mance Rayder zum Leben erwecken. Als Buchkenner kann man hier schon voller Vorfreude auf die vierte Staffel blicken, wenn diese beiden sich voll entwickeln können.
Zu dem Einstieg der neuen Figuren kam in der dritten Staffel auch der bittersüße Abschied von einigen liebgewonnenen Charakteren und Konstellationen – die Red Wedding lässt grüßen... Aber auch das ist eine der größten Stärken der Serie: Die Karten werden immer wieder neu gemischt und jedes neu zusammen gewürfelte Pärchen überzeugt, egal ob Brienne und Jamie, Margaery und Joffrey oder Bran und Jojen. Zur Kohärenz der Staffel trägt außerdem bei, dass die Buchvorlage auf die relevanten Storylines reduziert und die Geschichte dadurch für die Zuschauer überschaubar gehalten wurde. So zum Beispiel bei Gendry, der die gesamte Storyline eines weiteren Bastards von Robert Baratheon, Edric Sturm, übernommen hat. Eine ebensolch sinnvolle Änderung ist die Verlobung von Cersei und Loras, die eine schöne Parallele zur erzwungenen Verbindung zwischen Tyrion und Sansa darstellte und zu tollen Szenen zwischen den verfeindeten Lannister-Geschwistern führte.
Die dritte Staffel von "Game of Thrones" war fesselnd, intensiv und emotional, eine herrlich ausgewogene Mischung aus geschliffenen Dialogen, bombastischen Massenszenen und einer deutlich brutaleren Handschrift mit dem Abschlagen von Jamies Hand, den Folterszenen von Ramsay Bolton und natürlich der Red Wedding. Das Leben in Westeros und Essos wird härter, gefährlicher und unberechenbarer. Winter is coming – genau so sicher wie die vierte Staffel!
Lena Stadelmann - myFanbase
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