Die herausragendsten Episoden 2014/2015
Wayward Pines, #1.05 The Truth
Wenn eine Episode einer Mystery-Serie den Titel "Die Wahrheit" trägt, dann ist man als Zuschauer verständlicherweise erst einmal skeptisch. Natürlich wünscht man sich, zu erfahren, was hinter der Mythologie der Serie steckt, aber man erwartet (zurecht), dass die Serienmacher die Zuschauer an der Nase herumführen und die Geheimnisse der Serie möglichst spät lüften, um sie auch weiterhin zum Einschalten zu bewegen. Manchmal muss man sogar damit rechnen, dass über Staffeln hinweg aufgebauschte Dinge nie zur vollkommenen Zufriedenheit der Zuschauer aufgelöst werden (können) – man erinnere sich nur an das Phänomen "Lost", das einen Großteil der Fans mit seinem Ende enttäuscht und auf Jahre verärgert hat. Welch erfrischender Wind fegte also mit #1.05 The Truth durch die Serienlandschaft, als man tatsächlich beschloss, nach der Hälfte der Episoden der als Miniserie konzipierten Serie "Wayward Pines" zu erklären, was es mit dieser geheimnisvollen Stadt auf sich hat.
"Those quarters you hold in your hand look very old because they are very old. They are the last known relics of human civilization. A civilization that died out almost 2000 years ago. This is not the year 2014, this is the year 4028."
© 2015 Fox Broadcasting Co.; Liane Hentscher/FOX
Was die Folge am Ende zu etwas Besonderem macht ist nicht einmal die Tatsache, dass hier wirklich grundlegende Dinge bereits weit vor Serienende offen gelegt werden, sondern die Art und Weise, wie es geschieht. Es ist die Tatsache, dass man zwei vollkommen konträre Erzählweisen gekonnt miteinander kombiniert, so dass sich für den Zuschauer ein komplettes Bild zusammenfügt, um was es in der Serie überhaupt geht. Am Ende weiß man, was "Wayward Pines" ist und was hinter den vielen eigenartigen Dingen steckt, die die Kleinstadt haben so eigenartig erscheinen lassen.
Man lässt Hope Davis' Charakter Mrs. Fisher einen fast zwanzigminütigen Monolog darüber halten, was es mit Wayward Pines auf sich hat und lässt sie drei Jugendlichen erklären, was in der Kleinstadt vor sich geht. Da Worte jedoch nicht immer eine hohe Beweiskraft haben und man als Zuschauer gelernt hat, niemandem zu vertrauen, ist es ein genialer Schachzug, die Erzählungen von Mrs. Fisher über das, was geschah, mit grandiosen visuellen Bildern eines wortlosen Ethan Burke zu paaren, der es jenseits der Mauern der Kleinstadt geschafft hat und über den Tag hinweg entdeckt, was sie den Kindern durch Worte vermittelt. Und gerade als sie den vielleicht größten Twist der Serie offenlegt, nämlich dass sich die Protagonisten nicht mehr im Jahr 2014, sondern vielmehr im Jahr 4028 befinden, tritt Ethan auf eine Anhöhe und entdeckt die zerstörten, verwilderten Überreste der Stadt Boise, Idaho.
Es ist ein sehr mutiger Schritt, die grundlegende Mythologie der Serie bereits in der Mitte der Staffel zu enthüllen und es ist fantastisch wie die Autoren und Regisseure es hier schaffen, sämtliche essentiellen Informationen in eine spannende Erzählung mit einzigartigen Bildern zu verpacken, dabei jedem der drei Protagonisten (Ethan, seine Frau Theresa und seinem Sohn Ben) jeweils ein kleines Stückchen der Wahrheit zu präsentieren, während der Zuschauer vor dem Bildschirm das große Ganze erkennt. Gleichzeitig werden jedoch so viele neue Fragen aufgeworfen, dass man es kaum erwarten kann, zu sehen, was die Serie noch zu bieten hat. Wohin wird die Reise für die Charaktere gehen? Was fangen die Jugendlichen mit all den Informationen an? Was für eine Rolle spielt Ethan Burke in der ganzen Sache, denn immerhin wird er von dem Erschaffer von Wayward Pines am Ende dazu eingeladen, sich anzusehen, was es mit der Stadt auf sich hat. Wie viele Menschen gibt es noch in den mysteriösen Stasekammern?
"The Truth" wirft eine Menge Fragen auf, die es sich in den folgenden fünf Episoden zu erkunden lohnt. Man kann den Serienmachern hinter "Wayward Pines" nur zu diesem tollen Schachzug, mit dem wohl niemand in diesem Ausmaß gerechnet hat, gratulieren.
Melanie Wolff - myFanbase
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