Die besten Charaktere 2013/2014
Deacon Claybourne (Nashville)

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Schon in der ersten Staffel war Deacon einer meiner Lieblingscharaktere in "Nashville", aber doch häufig in Verbindung mit den beiden weiblichen Hauptfiguren und weniger aufgrund einer eigenen Charakterentwicklung. Sowohl die Freundschaft mit Juliette, als auch die Liebesbeziehung mit Rayna waren toll erzählt und Deacon hatte den nötigen problembelasteten Hintergrund, um ihn interessant und ambivalent zu halten. Aber dieses Potenzial wurde in der ersten Staffel nicht mal ansatzweise ausgeschöpft – bis zum Finale, als Deacon erfährt, dass Maddie seine Tochter ist und er durch den Schock dieser Enthüllung wieder in die Spirale des Alkoholismus gerät. Und das entpuppte sich schließlich als perfekte Ausgangssituation für einen phönixgleichen Aufstieg des Charakters in der zweiten Staffel.

"It's about not being defined by your past, but about finding a way to move forward."

Foto: Charles Esten, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Charles Esten, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Zunächst sieht man Deacon allerdings am absoluten Tiefpunkt: Er hat nicht nur Rayna verloren (und fast getötet), sondern durch die Verletzung seiner Hand auch die Musik. Dazu kommt die völlig neue Situation mit Maddie und Teddy, die ihn überfordert, und über allem schwebt sein Rückfall in den Alkoholismus und der schwierige, langwierige Weg zurück in die Trockenheit. Doch gerade dieser Rückfall ist es, der einen enormen Anteil an Deacons positiver Entwicklung hat. Denn durch die regelmäßigen Treffen der Anonymen Alkoholiker wird er gezwungen, sich mit sich selbst, seiner Vergangenheit und auch seinen aktuellen Problemen immer wieder auseinander zu setzen.

Und das Beste daran: Man kann diese wunderbare Aufbereitung des charakterlichen Backgrounds als Zuschauer Schritt für Schritt mitverfolgen. Während in der ersten Staffel immer nur unvollständige, teils kryptische Einzelheiten aus Deacons Vergangenheit im Streit mit Rayna fallen gelassen wurden, setzt sich nun langsam ein Mosaik zusammen, dass den Charakter klarer, verständlicher und vielversprechender macht – von der Reflexion seiner eigenen Kindheit und dem Verhältnis zu seinem Vater im Vergleich zu seiner Beziehung mit Maddie bis zur Realisierung, dass der vermeintliche Verrat Raynas, als sie ihm seine Tochter vorenthielt, die einzig richtige Entscheidung war.

Deacons zunehmende mentale Stärke wird im Verlauf der Staffel sehr schön aufgebaut und selbst die gescheiterte Beziehung zu Megan tut dieser Entwicklung keinen Abbruch. Denn im Gegensatz zum Ende der ersten Staffel verleitet ihn dieser Verrat nicht wieder zum Trinken, sondern er hält den Schmerz aus und steht ihn durch – in erster Linie mithilfe von Maddie, die seinem Leben einen ganz neuen Sinn und einen Anker verleiht und Deacon dadurch stabilisiert. Aber auch durch Scarlett und Rayna, die immer ein Auge auf ihn haben und dafür sorgen, dass er nicht in Selbstmitleid versinkt. Somit vereinen die Autoren die Stärke der ersten Staffel, Deacons tolle zwischenmenschliche Beziehungen, mit einer überzeugenden charakterlichen Selbstfindung, die uns im Finale der zweiten Staffel einen völlig veränderten, in sich ruhenden Deacon Claybourne präsentiert.

Zu verdanken ist dies natürlich vor allem der grandiosen Darstellung von Charles Esten, der jede Regung seiner Figur kongenial umsetzt. Zum einen die authentischen, zu Tränen rührenden Geständnisse und Erzählungen in den Treffen der Anonymen Alkoholiker, die eifersüchtigen Auseinandersetzungen mit Teddy und der angespannte Konflikt mit seiner Schwester, zum anderen aber auch die vorsichtige, liebevolle Annäherung zwischen Deacon und Maddie, die umwerfend komischen Freundschaftsszenen mit Avery, Gunnar und Zoey und natürlich die Entfaltung seines eigenen, musikalischen Talents – nicht an der Seite eines Stars, sondern als Frontmann auf der Bühne.

Dass Deacon nun endlich weiß, was er will, sowohl beruflich, als auch privat und dass er nun endlich auch entsprechend handelt, aktiv ist und nicht zurücksteckt – das weckt große Erwartungen für die dritte Staffel, die hoffentlich wieder jede Menge berührender, fesselnder, charmanter und emotionaler Momente für diesen warmherzigen, jede Szene bereichernden Charakter bereit hält.

Lena Stadelmann - myFanbase

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