Die besten Beziehungen 2013/2014
Johnson & Masters (Masters of Sex)

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Die neue Showtime-Serie "Masters of Sex" beschäftigt sich ausführlich mit den beiden legendären Wissenschaftlern Dr. William Masters (Michael Sheen) und Virginia Johnson (Lizzy Caplan), die bahnbrechende Arbeit auf dem Feld der Sexualforschung geleistet haben. Dabei geht die Serie erstaunlich und auch erfreulich unaufgeregt an das heikle Thema Sexualität heran und widmet sich bei der Nacherzählung der wahren Begebenheiten, in die natürlich aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine Dramaserie und nicht Dokumentation handelt, auch zahlreiche frei erfundene Handlungsstränge einfließen, ausführlich der komplizierten aber faszinierenden Beziehung zwischen Masters und Johnson.

"You do always say that we can't let emotions cloud our judgment, but you did. Which means it was never really about the research. No. We were having an affair."

Foto: Lizzy Caplan & Michael Sheen, Masters of Sex - Copyright: 2013 Sony Pictures Television, Inc. and Showtime Networks Inc. All Rights Reserved.
Lizzy Caplan & Michael Sheen, Masters of Sex
© 2013 Sony Pictures Television, Inc. and Showtime Networks Inc. All Rights Reserved.

Beschäftigt man sich ein wenig mit den Biographien der beiden Vorbilder für die fiktiven Charaktere, dann merkt man schnell, dass die Serie nicht viel dazu erfinden muss, um eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte zu erzählen. Die beiden Forscher, die sich anfangs auf absolut unterschiedlichen hierarchischen Ebenen begegneten, Bill Masters als angesehener Forscher und Gynäkologe, Virginia Johnson als College-Abbrecherin, die sich zwischenzeitlich ihren Lebensunterhalt als Sängerin verdiente, arbeiteten zunächst als Chef und Sekretärin miteinander, bis hin zu dem Punkt, dass sie zusammen Grundlagenforschung betrieben. Nebenbei erforschten sie nicht nur ihr Studienthema in Selbstversuchen, nachdem William Masters sich von seiner ersten Frau scheiden ließ, heirateten sie auch und blieben 20 Jahre als Ehepartner und Wissenschaftler ein Team. Dabei war diese Partnerschaft aber auch immer geprägt von Komplikationen und Zerwürfnissen, sie bilden also eine ideale Vorlage für eine dramatische Umsetzung ihrer Geschichte.

Dabei gelingt es "Masters of Sex" aber, aus der skandalträchtigen Handlung, die eben voller Sex, Intrigen und Betrug steckt, eine ehrliche Erzählung über Intimität und zwischenmenschlicher Nähe zu entwickeln. Nicht nur wird von Seiten der Serie das heikle Thema Sex, noch dazu in den prüden 50er Jahren, nie skandalisiert, im Gegenteil. Es gelingt der ersten Staffel auf sehr angenehme Weise darzustellen, dass das Wissen über die menschliche Sexualität den Menschen wirklich helfen kann. Dass ein gesundes Sexleben etwas Normales und Erstrebenswertes ist, und dass vor allem die natürliche Sexualität der Frau, die damals (und gerne auch noch heute) als entweder etwas Verwerfliches oder als nicht vorhanden angesehen wurde, elementar für einen entspannten und positiven Umgang mit Sex ist. Dabei wirft man nicht nur ein Blick auf die Forschung des Teams, sondern eben auch auf ihren Umgang miteinander. Einen wichtigen Bestandteil nimmt dabei Virginia Johnson als außerordentliche Frau ein, die ihrer Zeit vor allem in Sachen Selbstbewusstsein und sexuellem Selbstverständnis um Lichtjahre voraus war. Sie ist mit sich selbst und ihrem Sexualleben im Reinen, sie versteht was sie will und sie übt dadurch eine unglaubliche Faszination auf die Männer um sich herum aus, auch auf Bill Masters. Der hingegen ist zwar in der Theorie ein Experte, aber im Umgang mit seinen Mitmenschen ungeschickt und unsensibel.

Die erste Staffel der Serie widmet sich logischer Weise der ersten Phase ihrer Zusammenarbeit, ihrem Kennenlernen und wie es dazu kam, dass die als einfache Assistentin angestellte Virginia Johnson zur vollwertigen Mitarbeiterin der Studie wurde. Dabei stand ihr nicht nur ihre Rolle als Frau in einer voremanzipatorischen Gesellschaft im Wege, sondern auch ihre mangelnde Ausbildung, aber wir erfahren dank des großartigen Zwischenspiels der beiden Figuren, dass die Studie ohne den Einblick und das Engagement von Virginia Johnson nicht möglich gewesen wäre.

Dabei beginnt ihre Beziehung klar mit einem ungleichen Machtverhältnis, mit Bill Masters als Virginias Arbeitgeber und im Laufe der Zeit auch Sexpartner. Wie sich diese Beziehung entwickelt, ob nach außen als reine Arbeitsbeziehung, die Experimente am eigenen Leib, die angeblich keine Gefühle beinhalten, oder mit der Zeit als Affäre zwischen Mann und Frau, ist absolut faszinierend mit anzusehen und bildet den Rückhalt dieser ersten Staffel. Dabei handelt es sich aber nicht nur um eine reine Liebesgeschichte, denn ob die beiden nun ineinander verliebt sind oder nicht, ist hier gar nicht die entscheidende Frage. Viel mehr geht es darum, wie sich einzigartige intellektuelle Zusammenarbeit und körperliche Intimität miteinander in Einklang bringen lassen, ohne das letztere erstere unmöglich macht. Natürlich wird dies alles durch Masters Ehe verkompliziert, zumal man als Zuschauer seine Ehefrau Libby ebenfalls ins Herz schließt und einem der Betrug aus ihrer Sicht irgendwann das Herz bricht. Dabei geht es aber eben nie simpel darum, dass Masters seine Frau sexuell betrogen hat, sondern man erkennt, dass er in Virginia einen verwandten Geist gefunden hat, die ihn und seine Arbeit zu Höchstleistungen antreibt.

So bildet die Beziehung zwischen Masters und Johnson die Grundlage, auf der die ganze Serie aufbaut, mit der Gewissheit, dass hier nach dem ersten wirklichen Zusammenkommen als Paar noch lange nicht alles erzählt ist. Masters und Johnson sind aber nicht das einzige starke Paar dieser ersten Staffel, auch das Ehepaar Scully, verkörpert von Allison Janney und Beau Bridges, das sich mit der natürlich heimlichen Homosexualität des Mannes und der unbefriedigten Sexualität der Frau befasst, bildet ein weiteres Highlight von "Masters of Sex", von denen wir hoffentlich auch nach dem inhaltlichen Einschnitt im Staffelfinale noch einiges sehen werden. Zwar hat diese erste Staffel durchaus auch ihre erzählerischen Schwächen, so trägt man an manchen Stellen inhaltlich und stilistisch manchmal etwas zu dick auf und vertraut noch zu selten auf die Vorstellungskraft der Zuschauer. Oder manche Nebenhandlungsschauplätze werden oftmals einen Schritt zu weit ins Klischeehafte getrieben, aber diese Fehler macht man bei der zentralen Beziehung zwischen Masters und Johnson nie. So kann die Serie in diesen Belangen absolut überzeugen und bereichert die TV-Landschaft um eine faszinierende Beziehung, die man sicher noch einige Jahre mit Spannung und Freude beobachten möchte.

Cindy Scholz - myFanbase

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