Die enttäuschendsten Storylines 2013/2014
Serienmörder David Tate (The Bridge)

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Die Adaption der dänisch-schwedischen Krimiserie "Die Brücke – Transit in den Tod", die in den USA beim Kabelsender FX im Sommer 2013 unter dem Namen "The Bridge" ausgestrahlt wurde, war von Beginn an ein Projekt mit zwei Schwerpunkten. Da war einerseits die recht nah am Original gehaltene Adaption der Charaktere, sowie der Hauptstoryline rund um einen Serienmörder, der eine Leiche mitten auf der zwei Länder verbindenden namensgebenden Brücke hinterlassen hat (im Original eben zwischen Dänemark und Schweden, hier zwischen Mexiko und den USA), als auch der neu dazugekommene Fokus auf die kulturellen Brennpunkte der Doppelstadt El Paso, Texas auf US-Seite und Ciudad Juárez auf mexikanischer Seite. Und während die neu entwickelten Handlungen und die daraus resultierenden Einblicke in zwei Welten, die unmittelbar aufeinanderprallen, sich als absolute Stärke der Serie herausstellten, entwickelten sich die Überbleibsel der Originalhandlung im Laufe der ersten Staffel eher zum störenden Beiwerk.

"There are five murders a year in El Paso. In Juarez, thousands. Why? Why is one dead white woman more important than so many dead just across the bridge? How long can El Paso look away?"

Foto: The Bridge - Copyright: Frank Ockenfels/FX
The Bridge
© Frank Ockenfels/FX

Dabei frage ich mich als Zuschauer, ob FX an dem Projekt, wenn es eben nur als immer tiefer werdender Einblick auf den brisanten Brennpunkt rund um Immigration und Ausbeutung an der mexikanischen Grenze überhaupt als Serie geordert hätte, oder ob dieser Aspekt nur als glücklicher Zufall mit entstanden ist. Schließlich hat man eine Serie über einen weiteren Serienmörderfall eingekauft, zumal man zunächst auch plante das nordische Flair der Vorlage zu erhalten und die Geschichte an der kanadischen Grenze ansiedeln wollte. Nach dem Verlauf der ersten Staffel und der damit einhergehenden Auflösung der Grundprämisse rund um den Serienmörder, bin ich aber wirklich froh das man den südlichen Schauplatz gewählt hat und den in meinen Augen leider vollkommen misslungen Fall nun hoffentlich bald ganz hinter sich lassen wird.

Denn für mich hatte dieser nur ein Gutes, dass er das Ermittlerduo Sonya Cross (Diane Kruger) und Marco Ruiz (Demián Bichir) zusammenbrachte und diese nun bald spannendere und weniger konstruierte Fälle ermitteln können. Ich habe die Vorlage zu "The Bridge" selbst nicht gesehen und kann mich bei deren Beurteilung nur auf die Meinung anderer und zumindest inhaltlich auf meine eigene Recherche verlassen, aber bereits dort wurde die Serienkillerhandlung kritisiert und da man in der US-Version diese größtenteils übernommen hat, schaffte es auch die nicht wirklich zu überzeugen. Im Gegenteil, nachdem man im Piloten und in den Folgen direkt danach immer wieder andeutete, dass der Mörder auch deshalb handelt, um auf die eklatanten Missstände rund um die illegale Einwanderung und das organisierte Verbrechen im Umfeld der Grenze aufmerksam machen wollte, man dieses Element in der Auflösung aber komplett fallen ließ, wirkt die Geschichte zumindest für mich noch wesentlich enttäuschender. Dazu kommt die Unsitte solcher Storylines rund um Serienkiller, diesen in zu vielen Fällen zum allmächtigen und allwissenden Superschurken verkommen zu lassen. Die grundsätzliche Auflösung, dass sich der Mörder am Ende als vom Leben gezeichneter FBI-Mann David Tate herausstellt, der von persönlicher Rache an Marco angetrieben wird, hätte ja mit ein wenig anderen Vorzeichen noch gelingen können. Wenn man dann aber einbezieht, dass dieser Mann, der ja eigentlich auf Rache an Marco aus war eine ganze Gruppe Einwanderer tötete, sowie zwei vollkommen unbeteiligte Frauen die den Fall zu Beginn erst einmal auslösten und er zudem immer und überall Bescheid wusste und sogar über die technischen Voraussetzungen verfügte, um sämtliche elektrischen Anlagen auf der Brücke auszuschalten, um nur ein Beispiel seiner Allmacht zu nennen, dann ergibt die Sache einfach überhaupt keinen Sinn mehr.

Mal ganz abgesehen davon, dass wir in Film und Fernsehen nun wahrlich keinen Mangel an perfiden Serienmördern beklagen können, zumal die Konfrontation zwischen Marco Ruiz und David Tate auch unheimlich an den Filmklassiker "Se7en" erinnerte. Nur das diese beklemmende Auflösung im Falle des Films damals in ihrer Erbarmungslosen Konsequenz eine Neuerung fürs Kino darstellte, während man hier nur noch den wiederholten Aufguss eben dieses Konzepts erlebt.

Dazu kommt, dass nach der eigentlichen Auflösung um die Identität des Mörders sich die Serie für mehr als zwei Episoden in eine Art Elendsporno rund um Marcos Familie verwandelt, der allen anderen Storylines der Serie vollkommen die Luft abwürgt. Das einzig positive an der finalen Phase der David-Tate-Geschichte war für mich, dass sie einerseits nicht erst am Ende der Staffel, sondern mit noch zwei Folgen für einen Art Epilog der Geschichte beendet wurde, und dass die Darsteller absolut glänzen durften.

Zumal die beiden verbleibenden Episoden der Staffel, größtenteils befreit von David Tates dunklem Schatten, dann auch zeigen konnten, was die eigentlichen Stärken der Serie sind. Das fragile Zusammenspiel zwischen Sonya und Marco, Sonyas und Marcos einzelner Umgang mit ihren jeweiligen Traumata, das wunderbare Duo der beiden Journalisten Daniel Frye (Matthew Lillard) und Adriana Mendez (Emily Rios), sowie das deprimierende Schicksal der vielen verschwundenen Mädchen von Ciudad Juárez, dass hier durch die Figur des Steven Linder (Michael M. Wright) näher beleuchtet wird. In diesen Elementen liegt soviel Potential, das man dann hoffentlich in der zweiten Staffel besser ausschöpft, auch wenn der Cliffhanger des Staffel-1-Finales leider wieder Bezug auf den unsäglichen David Tate nimmt. Hoffen wir darauf, dass der nur eine falsche Finte war.

Cindy Scholz - myFanbase

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